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Kitzingen
Kommentar zum autonomen Shuttle: Kitzingen will von der Steinzeit in die Zukunft und ist blind für Alternativen
Kitzingen will beim ÖPNV von quasi null auf tausend. Doch die schöne neue Welt ist zurzeit für eine Stadt dieser Größe zu teuer und zu kompliziert, findet unser Autor.
Der Griff nach den Sternen: Noch sind autonom fahrende Verkehrsmittel in der Anschaffung und im Betrieb teuer. 
Foto: ZF | Der Griff nach den Sternen: Noch sind autonom fahrende Verkehrsmittel in der Anschaffung und im Betrieb teuer. 
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:07 Uhr

Es ist lobenswert, dass Oberbürgermeister Stefan Güntner und der Stadtrat Kitzingen endlich einen getakteten Stadtbus einführen wollen. Die Stadt lebt diesbezüglich noch in der Steinzeit. Umso verlockender ist es, gleich den Sprung in die Zukunft zu machen und auf autonom fahrende Shuttle-Busse zu setzen.

Doch schon jetzt zeigen die Fakten: Das System steckt noch in den Kinderschuhen, hat keine Serienreife und ist zurzeit noch unverhältnismäßig teuer. Zugleich müsste das Shuttle-System viele Kompromisse eingehen: Die Altstadt wird komplett umgangen, dabei sollten im Rahmen eines künftigen Verkehrskonzepts dort einmal weniger Autos fahren. Das geht aber nur, wenn es dann einen attraktiven Stadtbus gibt, der die Leute hinein- und hinausfährt. Den Shuttle zuvorderst für Pendler einzuführen, wie es OB Güntner erklärte, ist zu kurz gesprungen. Die ganze Bevölkerung sollte davon profitieren.

Ein weiterer Haken: Das System lässt noch Jahre auf sich warten. In Städten, in denen es einen konventionellen Busbetrieb ablöst, mag das akzeptabel sein. In Kitzingen gibt es aber keinen Stadtbus mit 30-Minuten-Takt.

Radwege müssten geopfert, neue Ampeln aufgestellt werden

Dazu kommt: Der Shuttle kann nicht durchgehend auf einer eigenen Busspur fahren, selbst wenn man Radwege opfert, was der OB und ein Teil des Stadtrats in Kauf nehmen würden. Das macht den Bus nicht sonderlich schnell. Im Gegenteil: Seine zusätzlichen Ampeln bremsen den Verkehr, der zu Stoßzeiten viel Geduld erfordert, zusätzlich aus.

Schließlich geht es um ein Projekt, bei dem die 30-Millionen-Marke in Sichtweite ist. Auch wenn es staatliche Fördermittel geben sollte: Braucht eine Stadt der Größe Kitzingens einen Stadtbus für solche Summen?

Also was tun? Alternativen wurden im Stadtrat benannt: Elektro-Busse mit Fahrern wären auch eine klimafreundliche Variante, hätten den Charme, flexibler durch die Stadt und die Stadtteile fahren zu können. Vor allem wären sie – vorausgesetzt, es findet sich ein Busunternehmen dafür – schneller zu verwirklichen.

Wenn OB und Stadtratsmehrheit schon unbedingt noch mehr Fakten zum Shuttle-System sammeln wollen, sollten sie doch bitte gleichzeitig die Alternativen prüfen. Dann kommt die Lösung fast von selbst.

 
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  • mppthi
    Der bericht von Brachs und der Kommentar von vcd-mitglied sind total überflüssig!!
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  • FairPlay
    Gottseidank bestimmt nicht Herr Brachs, sondern der Stadtrat.
    Er hat sich nicht über die Höhe der Fördermittel erkundigt, sondern geht in einem Halbsatz darüber hinweg.
    Was ist das für eine Recherche?
    Herr Brachs versucht seine Meinung der Allgemeinheit aufzudrängen.
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  • abtei-ms
    Auf die Höhe der Fördermittel ist Herr Brachs im Hauptartikel eingegangen: "Ebenfalls Neuland ist die mögliche staatliche Förderung für das Projekt."(und die folgenden Sätze) Dass es Neuland ist, liegt auf der Hand, denn bisherige Pilotprojekte mit autonomen Bussen wurden v.a. mit Forschungsmitteln finanziert und waren zeitlich begrenzt. Ob die immensen Kosten eines autonomen Busses wirklich der Verkehrswende dienen, solange man mit herkömmlichen Fahrzeugen mit Fahrern wesentlich geringere Kosten hätte, darüber kann man streiten. So ein auf Dauer angelegter Betrieb ist etwas anderes als die Pilotprojekte (Shuttle Modellregion Oberfranken etc.) und daher ist es schwierig zu sagen, inwiefern die bisherigen Förderinstrumente dafür passen.
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  • elkatvelo@t-online.de
    Gott sei Dank hat Herr Brachs die Gesamtkosten im Blick und nicht nur den subventionierten Anteil. Denn die Subventionen müssen auch von irgendjemand bezahlt werden, nämlich vom anonymen Steuerzahler.
    Und wenn Sie den Betrag wissen, den Kitzingen bezahlen muss, incl aller notwendigen Infrastrukturmassnahmen, dann sagen Sie uns das bitte. Nicht immer nur auf die Presse schieben.
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Der Kommentar ist absolut zutreffend. Das System steckt in den Kinderschuhen, es wird sicher noch eine ganze Weile dauern, bis es ohne Begleitperson (Operator) zuverlässig funktioniert - neue Technologien haben immer ihre Tücken, die sich erst im Alltagsbetrieb zeigen; das ist schon bei neuen Fahrzeugtypen der Bahn so. Der technische und finanzielle Aufwand ist immens und da stellt sich in der Tat die Frage (wie in der Überschrift des Hauptartikels): Was bringt das den Bürgern? Darum geht es anscheinend eher weniger, sondern vor allem um ein gewisses Präsentationsbedürfnis, sagen zu können: "Schaut her, wie fortschrittlich wir sind" - und ein Stadtbus in Kitzingen, der dringend nötig wäre, lässt weiter auf sich warten. Der abschließenden Forderung kann man sich nur anschließen: Bitte auch die Alternativen prüfen!
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