In politisch unruhigen Zeiten, da jeden Tag eine neue Welle an Hiobsbotschaften über das Land schwappt, dürfen Formate wie die Wahlforen der Main-Post als ermutigendes Signal gedeutet werden. Kitzingen, Dettelbach, zuletzt Volkach – dreimal ausverkaufte Hallen. Das führt selbst erfahrene Beobachter über die Grenzen des Kalküls hinaus und zeigt, dass es bei aller Verdrossenheit nach wie vor ein Interesse an Politik gibt, und zwar bei Älteren wie bei Jungen. An Politik, bei der die Leute das Gefühl haben, selbst mitreden und mitbestimmen zu können. Kommunalpolitik ist unmittelbarer, weniger abstrakt und erreicht die Menschen direkter, weil sie in ihr engstes Lebensumfeld eingreift.
Parteipolitik tritt im Lokalen zurück
Ganz offensichtlich schafft die Politik im Kleinen, was ihr im Großen nicht mehr recht gelingen mag: unterschiedliche Milieus zu vereinen, Menschen für sich zu gewinnen und miteinander konstruktiv ins Gespräch zu bringen; sich als Projektionsfläche für die Sorgen und Nöte der Bürger anzudienen und der gesellschaftliche Kitt zu sein, um die zersplitternden Mikrokulturen zusammenzuhalten. Fast wird dabei übersehen, dass hinter den Kandidaten zumeist auch Parteien stehen. Aber dadurch dass Parteipolitik im Lokalen zum Wohl der Sache in den Hintergrund tritt, schaffen es Kandidaten in der Regel, ideologiefrei zu argumentieren und sich von der Suche nach der besten Lösung treiben zu lassen.
Gefahr persönlicher Angriffe bestand nicht
Denn auch das ist während der Foren in Kitzingen, Dettelbach oder Volkach sichtbar geworden: Die Kandidaten auf der Bühne waren ein wohltuender Gegenentwurf zu all dem Rohen und Lauten, zu all dem Hass und der Aggressivität, der mittlerweile auch Lokalpolitikern wie ihnen in weiten Teilen dieser Republik entgegenschlägt. Nie bestand die Gefahr, auf die Ebene persönlicher Angriffe abzudriften, immer ging es um die Sache. Zarte Blüten in einem wüsten Land.