zurück
Kitzingen
Kommentar: Der Kitzinger Stadtrat lässt sich zum Narren halten
Der Kitzinger Stadtrat winkt ein Projekt durch, von dem er noch nicht einmal weiß, wer und was genau dahintersteht. Mancher entlarvt sich dabei selbst.
Das Drohnenbild zeigt die umfangreiche Grünfläche am Schützenhaus (Mitte). Sollen dort Wohngebäude entstehen, müssen sie sich ins Stadtbild einfügen.
Foto: Jens Fiebig | Das Drohnenbild zeigt die umfangreiche Grünfläche am Schützenhaus (Mitte). Sollen dort Wohngebäude entstehen, müssen sie sich ins Stadtbild einfügen.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:54 Uhr

Der Kitzinger Stadtrat hat eine – ja, man kann sagen – historische Chance verpasst. Er hätte ein Signal setzen und einen Investor in die Schranken weisen können, der das Gremium bis heute an der Nase herumführt. Stattdessen hat er dem großen Unbekannten generös den roten Teppich ausgerollt und einen Freifahrtschein ausgestellt.

Formal ist das Vorhaben, das Schützenhausgelände mit acht mehrgeschossigen Wohnblocks zu bebauen, zwar noch immer zu stoppen. Aber die Frage nach der jüngsten Sitzung lautet: Will der Stadtrat das überhaupt? Hat er ein Interesse daran, die Sache zu steuern? Liegt ihm etwas an der Natur, an der Verkehrsentwicklung, an der Zufriedenheit der Anlieger?

Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass mit diesem Projekt eben nicht der „dringend benötigte Wohnraum“ geschaffen wird, von dem der OB und viele Stadtratsmitglieder immer sprechen. Es wird Wohnraum für eine gut betuchte Klientel oder für Kapitalanleger sein und nicht für junge Familien oder für sozial Schwächere. Unabhängig davon sollte jedem daran gelegen sein, dass sich das Projekt in die Landschaft einfügt.

Für das Stadtbild aber fühlt sich einer wie Uwe Pfeiffle nicht verantwortlich. Er sitze hier nicht als Grafiker, sondern als Kaufmann. Eine merkwürdige Argumentation, die gleichwohl sein Verständnis von diesem Amt entlarvt. Vielleicht sollte man ihm noch einmal in Erinnerung rufen, dass es vorrangig die Interessen der Stadt sind, die er zu vertreten hat. Die Bewahrung und behutsame Entwicklung des Stadtbilds wiegen da gewiss mehr als die Befriedigung von Profitinteressen einzelner.

Dass der Investor bislang alles schuldig geblieben ist, was der Stadtrat über das Projekt wissen sollte, ist das eine; das andere ist, dass die Mehrheit des Gremiums bereit ist, diesen Weg mitzugehen. Wissen die 18 Mitglieder, die einer Bebauungsplanänderung zugestimmt haben, mehr? Wenn ja, wäre es ihre Pflicht gewesen, Licht ins Dunkel zu bringen. Wenn nicht, müssen sie sich vorwerfen lassen, nicht nach bestem Wissen, sondern nur auf Verdacht gehandelt zu haben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Eike Lenz
Stadträte und Gemeinderäte
Städte
Uwe Pfeiffle
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • dottore
    Wir brauchen Wohnraum, aber bitte nicht vor der Haustüre von denen, die schon bequem und gemütlich wohnen, und sich im Sessel zurücklehnen können und para-intelligente Kommentare von sich geben können.
    Auch vermietete Wohnungen sorgen dafür, dass woanders eine (dann ggfs. weniger schöne und günstigere) Wohnung frei wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • reutjo
    ich bring ....

    mei Schuh zum Putzen vorbei....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@baumann-hsb.de
    Kompliment an den Redakteur, der sich nicht scheut, deutlich zu dokumentieren, was viele vielleicht nur denken! Wenn unsere gewählten Vertreter im Stadtrat/Gemeinderat schon auf der kommunalen Ebene ihre Gesinnung zeigen, wäre es an der Zeit, die Wahlperiode von 6 auf 3 Jahren zu verkürzen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Frauenseelsorge
    Auch hier hat Eike Lenz "herausragenden Lokaljournalismus" gezeigt.
    Zubetonieren natürlicher Grundflächen in so exponierter Lage über Kitzingen in Zeiten der Klimakrise ..
    Wir hoffen, dass das Wohl der Menschen Kitzingens und der Natur über dem Interesse von unbekannten Investoren steht, die Niemand kennt !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • friedrich.angene@t-online.de
    Dem Beitrag von Eike Lenz ist nichts mehr hinzuzufügen. Vor allen das Verhalten des Herrn Pfeiffle ist sehr nebulös und letztendlich unanständig. Als Stadtrat hat er einen Eid geleistet der unter anderem beinhaltet Schaden von der Stadt und seinen Bürgern abzuwenden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten