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KITZINGEN
Klinik auf der Zielgeraden
Generalsanierung: Die Klinik Kitzinger Land als Entwurf, wie alles nach der 76-Millionen-Euro-Generalsanierung aussehen könnte. Die blauen Flächen sind Neubauten. Das Gebäude rechts, das ebenfalls noch sein Gesicht verändern kann, dient zunächst als Ausweichquartier während des Klinikumbaus und könnte später zu einem Ärztehaus und Teil des geplanten Gesundheitszentrums werden.
Foto: Entwurf: Stefan Ludes/Architekt | Generalsanierung: Die Klinik Kitzinger Land als Entwurf, wie alles nach der 76-Millionen-Euro-Generalsanierung aussehen könnte. Die blauen Flächen sind Neubauten.
Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Sebelka
 |  aktualisiert: 16.03.2012 09:46 Uhr

Die 28 Jahre alte, aber vor allem in der Haustechnik marode Klinik Kitzinger Land wird nicht neu gebaut, sondern am bestehenden Standort generalsaniert. Den Beschluss hat der Kitzinger Kreistag am Mittwoch gefasst und sich von Neubauplänen verschiedet (wir berichteten).

Endgültig grünes Licht bedeutet das aber noch nicht: Entscheidend ist die Sitzung des Unterausschusses „Jahreskrankenhausbauprogramme“ am 24. April im Gesundheitsministerium in München. Nach Vorgesprächen im Ministerium geht man in Kitzingen davon aus, dass das Kitzinger 76-Millionen-Euro-Projekt so für 2012 eingeplant wird, dass die Sanierung der 205-Betten-Klinik im Jahr 2014 beginnen kann und vermutlich zehn Jahre später abgeschlossen ist.

„Wir sind auf der Zielgeraden, aber noch nicht durch“, sagte Klinik-Vorstand Klaus Rihm zu der noch ausstehenden Entscheidung. Die Entscheidung im 60-köpfigen Kreistag (plus Landrätin Tamara Bischof) fiel eindeutig aus. Nach intensiven Vorbereitungen gab es am Ende zwei Gegenstimmen von Heidemarie Gold (Ödp) und Gertrud Schwab (CSU).

Das Ja zur Generalsanierung bedeutet gleichzeitig das Aus für die Hoffnung, die Klinik in der ehemaligen US-Wohnsiedlung Marshall Heights als Kern eines Gesundheitszentrums neu zu bauen. Damit wäre ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung des Truppenabzugs in Kitzingen möglich gewesen. Das allerdings ist Schnee von gestern. Gescheitert ist die von vielen Stellen getragene „gute Idee“ am Ende an den im Vergleich zur Sanierung hohen Kosten von 90 Millionen Euro.

Im Kreistag wurde deutlich, dass die Entscheidung zur Generalsanierung intensiv vorbereitet worden war. Die Kreisräte waren nach Gesprächen mit den Fraktionen und einer nichtöffentlichen Sitzung ebenso auf dem aktuellen Stand wie die Mitarbeiter der Klinik, die kurz vor der Sitzung in einer Personalversammlung informiert wurden. Am Ende war klar: Trotz aller weiter bestehenden Bedenken gegen eine Generalsanierung bei laufendem Betrieb, das Klinikpersonal hat sich von den Chefärzten (Dr. Wolfgang Karmann), über die Pflegeleitung (Marion Herzog) bis zum Personalrat (Eugen Reifenscheid) von den lange favorisierten Neubauplänen verabschiedet und wird die Sanierung mittragen.

So ging es vor allem um die Frage, wie diese „echte Herausforderung“ (Reifenscheid) „möglichst schonend für Personal und Patienten“ durchgeführt werden kann. Workshops und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sollen dazu beitragen. Ziel ist, dass Kitzingen nach einem Umbau mit möglichst wenig Reibungsverlusten so um 2024 eine Klinik auf dem neuesten Stand hat. Die soll den Kern eines Gesundheitszentrums mit Ärztehaus bilden. Dass das keine Zukunftsmusik ist, zeigt die Aussage von Vorstand Rihm. Die Schreiben an Fachärzte, die mitmachen wollen, gehen bereits raus.

Stimmen der Fraktionen

Josef Mend (Freie Wähler): Die Idee zu einem Neubau war im Blick auf die Chancen für die Konversion verlockend. Der Landkreis braucht eine leistungsfähig Klinik für die Grundversorgung. Die Freien Wähler sind für die Generalsanierung und den möglichst frühen Start. Die Belastung von rund 4,7 Millionen für den Landkreis sei – verteilt auf zehn Jahre – vertretbar. Wichtig: Personal und Bürger mitnehmen.

Otto Hünnerkopf (CSU): Ein Neubau wäre die beste Lösung gewesen, allerdings sei eine Sanierung bayernweit der Normalfall. Angesichts der Kosten sei die Sanierung „ein Gebot der Logik und Vernunft“. Die Zusagen zur schnellen Finanzierung aus München seien nicht der Spatz, sondern die Taube in der Hand. Wichtig: Alle in das Projekt mit einzubeziehen.

Robert Finster (SPD): Es war richtig, dass die Option Neubau geprüft worden ist. Dass es anders gekommen sei, müsse man zur Kenntnis nehmen. Finster zeigte Verständnis für die Bedenken der Belegschaft. Es komme darauf an, die Sanierung so schonend wie möglich umzusetzen.

Heidemarie Gold (Ödp): Ein Ersatzneubau sei – ganzheitlich betrachtet – die wirtschaftlichste Lösung. Zeit, das auszuloten habe das Ministerium dem Landkreis nicht gelassen. Weniger Patienten und eine Fluktuation beim Personal sei bei einer Sanierung über zehn Jahre nicht auszuschließen. Die Ödp stimme gegen die Pläne.

Karl-Heinz Schmidt (UsW): Gemischte Gefühle hatte Schmidt, nachdem der Neubau und damit die Chance, die Konversion voranzutreiben, vom Tisch ist. Angesicht der Kosten sei die Entscheidung verständlich. Die vorgelegten Pläne seien realistisch und finanzierbar.

Hans Plate (Die Grünen): Die Grünen seien nach einem Jahr sehr effektiver Diskussion für die vorgelegte Variante. Sie biete die optimale Umsetzung am bisherigen Standort. Wichtig: Verbesserung des Anschlusses der Klinik an den öffentlichen Nahverkehr und ein Ausbau vor allem im energetischen Bereich nach dem modernsten Stand der Technik.

Der Weg zur Entscheidung

14. April 2010: In der Haushaltsrede geht Landrätin Tamara Bischof erstmals auf den Sanierungsbedarf der Klinik in den kommenden Jahren ein.

1. April 2011: Bei seinem Besuch in Kitzingen unterstützt Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer „die wirtschaftlichste Lösung“.

Ab April 2011: Start der Zielplanung für die Sanierung der Klinik.

28. November 2011: In einer Kreistagssitzung werden die Planungsvarianten für die Generalsanierung und die Kostenschätzung für einen Neubau vorgestellt. Der Kreistag erteilt den Auftrag, einen möglichen Neubau auf dem Konversionsgelände der ehemaligen US-Wohnsiedlung Marshall Heights weiter zu verfolgen.

Danach: Überprüfung der Kostenschätzung durch die Regierung von Unterfranken. Gleichzeitig: Intensive Gespräche mit dem Personalrat der Klinik, den Chefärzten und der Pflegedienstleitung.

17. Februar 2012: Gesprächstermin im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit mit Landrätin Tamara Bischof, Klinik-Vorstand Klaus Rihm und weiteren Vertretern der Verwaltung und der Regierung von Unterfranken. Ergebnis: Ein Neubau kommt aus Kostengründen (90 Millionen Euro) nicht in Frage, eine zeitnahe Generalsanierung (76 Millionen) wird in Aussicht gestellt.

Im Anschluss: Weitere Gespräche mit dem Personalrat, den Chefärzten und der Pflegeleitung der Klinik sowie den Fraktionen im Kreistag.

2. März 2012: Gemeinsame nichtöffentliche Sitzung des Verwaltungsrats der Klinik mit dem Kreisausschuss. Ergebnis: Der Verwaltungsrat beschließt einstimmig, dass die Klinik generalsaniert wird.

12. März: In einer außerordentlichen Personalversammlung wird das Thema in der Klinik ausgiebig erörtert.

14. März: Der Kreistag stimmt bei zwei Gegenstimmen für die Generalsanierung. Der Antrag in München wird noch im April gestellt.

24. April 2012: Die entscheidende Sitzung des Unterausschusses „Jahreskrankenhausausbauprogramme“. Ergebnis offen.

 
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    da hat ja bei einigen doch noch der verstand gearbeitet. zu rechnen war damit ja einmal nicht aber hut ab. kluge weitsichtige und tragfähige entscheidung grinsen
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  • h. k.
    Wenn über einen Zeitraum von 10 Jahren umgebaut wird und dieser Umbau 16 Mio. günstiger gegenüber einem Neubau ist, fehlt da nicht eine Komponente?
    Wieviel Millionen wird das Krankenhaus weniger einnehmen, weil potentielle Patienten sich für ein anderes Haus entscheiden um dem Lärm und den Belästigungen zu entgehen?
    Ich glaube das ist eine Milchmädchenrechnung und wenn die Preissteigerungen über 10 Jahre eingerechnet werden, dann wird es deutlich teurer werden, als ein Neubau.
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  • W. R.
    Er hat es geschafft und seine strategische Weitsicht belohnt bekommen: den Erhalt einer adäquaten, medizinischen Betreuung der Kitzinger Bürger im Schatten des Universitätsklinikums für Medizin in Würzburg. - Bravo. grinsen

    Dazu den Ausbau zu einem Gesundheitszentrum mit der Verknüpfung von stationärer und ambulanter medizinischer Behandlung und Betreuung durch die ärztlichen Spezialisten in Kitzingen. Denn selbst ein Hausarzt ist im Rahmen der fortschreitenden Arbeitsteilung zum Spezialisten geworden. grinsen

    Darüber hätte ich gerne noch mehr erfahren, statt von politischen Traumtänzereien oder ellenlangen Wiederholungen zu lesen. traurig

    Also liebe Politiker: gibt es zum Ausbau für ein Gesundheitszentrum auch den seit 30 Jahren geplanten redundanten Straßenanschluß vom Gesundheitszentrum an die B 8 zum Repperndorfer Berg?;-)
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    Im Weg der Entscheidung fehlt noch die kritische Post vom Bund der bayrischen/deutschen Steuerzahler. Aber die Entscheidung war ja schon längst gefallen. Barbie wusste da ja schon lange Bescheid. Nur hat sie anscheinend Ken, seinen Günstlingen und Gefolge noch nicht eingeweiht.
    Ja, warum eigentlich...? Vielleicht weil Barbie auch weiss, dass es besser ist, dass Ken nicht alles weiß.

    cw
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