
Die Flutkatastrophe im Landkreis Ahrweiler im Juli dieses Jahres traf Sylvia Jakobs gleich viermal: Die Keller und Erdgeschosse ihres eigenen Hauses, eines Hauses, das sie vermietet, und des Hauses ihrer Eltern sind zerstört; das Haus ihrer Schwester ist derart kaputt, dass es abgerissen werden muss. Ihre Eltern, beide über 80, sind seitdem in einem weiter entfernten Seniorenheim untergebracht. Die Autos der Familie: weggeschwemmt. Überall: Schlamm und Schutt.
Hilfe beim Aufräumen bekam sie im August von Frank Dominik, der 350 Kilometer entfernt aus Weigenheim bei Uffenheim hergefahren kam. Er hatte eigentlich einem Freund helfen wollen, kam aber wegen Folgen der Flut nicht auf der Autobahn voran, fuhr ab und sah da das ganze Ausmaß der Zerstörung: "Das war etwa die Länge von Weigenheim bis nach Würzburg." Er meldete sich als Helfer und wurde an Jakobs vermittelt, die Hilfe suchte. Seitdem schaut er immer wieder an Wochenenden bei ihr vorbei und hilft, wo es geht. "Es ist mittlerweile ein Fulltime-Job für ihn", sagt Jakobs. "Er organisiert alles."
Unternehmer organisiert Helfertrupp

Als nächstes will der 49-Jährige einen Helfertrupp organisieren. Jetzt, da mittlerweile Schutt und Dreck entfernt sind, müssen die Häuser wieder hergerichtet werden. Dafür braucht Dominik Handwerker und Experten in Sachen Estrich, Verputzen der Wände, Trockenbau, Malerarbeiten und mehr.
Deshalb will er ein "Team Franken" aus Handwerkern aus seiner Umgebung zusammentrommeln, die freiwillig mithelfen. Er nutzt auch die Präsenz seines Goldankaufunternehmens in Neustadt an der Aisch, Weigenheim und Kitzingen, um Helfer zu finden. In seiner Kitzinger Filiale etwa erinnern Fotos an die Katastrophe. In den anderen Orten startete er auch schon Aufrufe.

Für die Helfer stehen Werkzeuge und Materialien zur Verfügung. Jetzt braucht es nur noch Handwerker, die anpacken können. Der nächste Einsatz ist am letzten Oktoberwochenende geplant. Er plant, dass die Helfer eine Nacht in der Gegend um das Einsatzgebiet übernachten. Interessierte können ihn anrufen und von ihm alles weitere erfahren.
Arbeiten im Katastrophengebiet

Bei der Arbeit im Katastrophengebiet denkt Dominik in Etappen. Die Häuser herzurichten, dürfte wohl Monate dauern, schätzt er. Sein Wunschziel ist es, das Haus von Sylvia Jakobs Eltern wieder so weit zu reparieren, dass diese wieder zurück in ihr Zuhause ziehen können.
Die Aussichten auf die nächsten Monate bereiten Dominik Sorgen. Er fürchtet, dass die Nöte der Leute im Ahrtal über die Zeit hinweg in Vergessenheit geraten können. "Wir leben etwa drei Autostunden vom Tal entfernt. Wenn man hier bei uns nichts mehr davon mitbekommt, denken alle, dort sei alles gut."
Daher ist er auf seiner privaten Facebook-Seite aktiv, informiert regelmäßig über die neueste Entwicklungen in der betroffenen Gegend. "Ich möchte einfach, dass die Leute im Ahrtal nicht vergessen werden. Denn die Katastrophe ist noch lange nicht vorbei."

Auch für Jakobs stellen die kommenden Monaten ein Problem dar, wenn auch aus einem anderen Grund: "Der Winter sitzt uns im Nacken", sagt Jakobs, die nun schon seit mehreren Wochen nicht normal in ihrem Haus leben kann: Das Erdgeschoss ist nicht bewohnbar, man muss im Dachboden schlafen, hat keine andere Wärmequelle als einen Heizpilz, weil das Heizsystem seit der Flut nicht funktioniert.
Deshalb sind Sylvia Jakobs und ihre Angehörigen für Dominiks Besuche, Hilfe emotionale Unterstützung in den vergangenen Wochen sehr dankbar: "Wir haben mehr Tränen über die Unterstützung vergossen als darüber, was wir alles durch die Flut verloren haben."

Team Franken gesucht

