Die gute Nachricht zuerst: Für die Kinder in Kitzingen wird es auch dieses Jahr ein Sommerferienprogramm geben. Das sei in Pandemiezeiten gar nicht so selbstverständlich, sagte Stadtjugendpfleger Jochen Kulczynski in der Sitzung des Haupt- und Kulturausschusses. „Es gibt auch Kommunen, in denen Ferienprogramme vom Bürgermeister verboten wurden.“ In Kitzingen habe er in dieser Sache „immer Rückendeckung durch den Stadtrat“ gespürt. Womit aber dürfen Kinder und Jugendliche in den Ferien konkret rechnen? Was wird ihnen von Jungstil, also der Kitzinger Stadtjugendpflege, geboten?
Nicht ganz so viel wie noch vor einigen Jahren, und das war Teil der weniger frohen Botschaft, die Kulczynski dem Ausschuss überbrachte: Immer weniger Vereine sind bereit, beim städtischen Programm mitzumachen. In diesem Jahr ist es nur noch der Kitzinger Luftsportclub mit seinem Angebot zum Segelfliegen. „Wir haben im Februar alle Vereine angeschrieben, aber keine Rückmeldung bekommen“, sagt Kulczynski. Mit seinem Team von Jungstil versucht er deshalb, das Programm so gut es geht selbst zu stemmen – in Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Partnern.
Bis zu 30 Kinder können in die Ganztagsbetreuung
Das Ferienangebot richtet sich an drei Altersgruppen. Für die Sieben- bis Elfjährigen gibt es Fahrten ins Freizeitland Geiselwind oder in den Nürnberger Tiergarten, Termine im Fußballcamp, in Biancas Kreativcafé oder in der Solar- und Klimawerkstatt. Die Elf- bis Dreizehnjährigen können wählen zwischen Kletterwald oder Erlebnisschwimmbad, und Jugendlichen ab 14 Jahren zwischen Stand-Up Paddling, E-Kart-Fahren oder Segelfliegen. Dazu kommt eine Ganztagsbetreuung für bis zu 30 Kinder, nicht die ganz große Zahl. Aber für Kulczynski ist das pädagogisch wertvoller, als auf die Masse zu setzen.
Sorgenvoller blickt der Stadtjugendpfleger auf die nächsten Jahre. Ohne Unterstützung der Kitzinger Vereine werde es kaum gehen. „Wenn wir von 15 Tagen 14 selbst machen, wird es auf Dauer schwierig“, sagt Kulczynski. In den Vereinen herrsche die Meinung vor, dass mit einer Beteiligung am Ferienprogramm nichts bei ihnen hängenbleibe, glaubt Sabrina Stemplowski (CSU), die Ehrenamtsreferentin des Stadtrats. Sie will noch einmal das Gespräch mit den Klubs suchen, um zu erfahren, was hinter dieser zunehmenden Passivität steckt. „Ich verstehe das nicht“, sagt Ausschussmitglied Timo Markert (CSU), „die Vereine ringen doch auch um Nachwuchs.“ Auch Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) hält das Ferienangebot für eine gute Gelegenheit, mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu kommen.
Fast 1000 Ferienpässe wurden vor einigen Jahren beantragt
Kulczynski hat auch bei den Ferienpässen sinkendes Interesse registriert. Bislang seien etwa 100 Anträge gestellt worden – kein Vergleich zu jenen fast 1000 in den Anfangsjahren des seit 2009 beschäftigten Stadtjugendpflegers. Für das vom Freistaat mit aufgelegte Sonderferienprogramm für coronageplagte Familien hat sich die Stadt Kitzingen in diesem Jahr gar nicht mehr gemeldet. Laut Kulczynski interessierten sich dafür im vorigen Jahr gerade mal vier Kinder.