
Die Grundsatzentscheidung über das geplante neue Einkaufszentrum unterhalb der Kitzinger Wohnsiedlung Marshall Heights ist überraschend vertagt. Der Stadtrat verständigte sich am Donnerstagabend auf Vorschlag von Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) darauf, über das Thema zwar zu beraten, nicht aber über dessen Realisierung zu entscheiden. Hintergrund: Der Investor Georg Wittmann, selbst Mitglied des Stadtrates, hatte erst einen Tag vor der Sitzung überarbeitete Pläne vorgelegt, die das Projekt in einem wesentlich neuen Licht erscheinen lassen. Über das Vorhaben soll nun in der Sitzung am 29. Juli abgestimmt werden.
SPD-Fraktionsvorsitzender Manfred Paul hatte nach der Ankündigung des OB beantragt, das Thema gänzlich von der Tagesordnung zu nehmen und mit einer Entscheidung zu warten, bis das vom Stadtrat in Auftrag gegebene Einzelhandelskonzept vorliegt. Dies wird nicht vor Ende dieses Jahres der Fall sein. "Wir werden Tage vorher, Stunden vorher mit neuen Unterlagen bombardiert. Das nimmt in letzter Zeit überhand. Ich weiß gar nicht, auf welcher Basis wir heute diskutieren", sagte Paul. Den Antrag lehnte der Stadtrat allerdings mit 20 zu 6 Stimmen ab.
Die große Mehrheit argumentierte, man müsse im Sinne des Investors nun auch einmal zu einer zeitnahen Entscheidung kommen. "Wir blockieren Jemanden, der investieren will", sagte Timo Markert (CSU). Uwe Hartmann (Bayernpartei) sagte: "Irgendwann ist der Investor nicht mehr da und hat die Nase voll." Uwe Pfeiffle, der wie Wittmann der FW/FBW-Fraktion angehört, erklärte: "Herr Wittmann hat sich sehr zu Herzen genommen, was das Anliegen der Stadt ist. Er hat alle Bedenken in seine Pläne eingearbeitet."
Der Investor stellt wesentliche Änderungen vor
Die wesentlichen Änderungen stellte im Anschluss Karl-Heinz Schmidt, der mit dem Projekt befasste Planer des Investors, vor. In dieser Tektur ist nun nur noch die Rede von 4500 Quadratmetern überbauter Fläche und 500 Quadratmetern für "sonstige Nutzungen". Darunter fallen etwa Bäckerei, Metzgerei, Friseur, Apotheke oder Café. Laut Schmidt eine Flächenreduzierung um 35 Prozent im Vergleich zur ursprünglichen Planung. Außerdem verpflichtet sich der Investor, ausschließlich Sortimente zuzulassen, die nicht innenstadtrelevant sind. Dies war die Forderung des Stadtmarketingvereins gewesen, der sich positiv zu dem Vorhaben geäußert hat.
Etliche Stadträte signalisierten in der anschließenden Diskussion, dem Projekt unter gewissen Bedingungen zustimmen zu wollen. Geplant ist Nahversorgung auf 8500 Quadratmeter Grundfläche über zwei Etagen, in erster Linie für die umliegenden Wohnsiedlungen und näheren Ortschaften: mit einem Lebensmittelvollversorger (1800 Quadratmeter), einem Discounter (1400 Quadratmeter), Biomarkt und Drogeriemarkt (jeweils 800 Quadratmeter).
Knackpunkt ist für viele das bestehende Handelsdreieck
Für die Kritiker des Vorhabens ist der Knackpunkt vor allem das bestehende Nahversorgungszentrum in der Siegfried-Wilke-Straße. Dort sind seit 15 Jahren ein Vollversorger (Rewe), ein Discounter (Aldi) und ein Drogeriemarkt (Müller) angesiedelt. Genau jene Kategorien von Märkten, die auch in der Einkaufsgalerie Marshall Heights einziehen sollen. Klaus Sanzenbacher (Grüne) sprach von einer "Kannibalisierung vorhandener Märkte".
Im Februar 2020 hatte sich der Stadtrat schon einmal mit dem Projekt befasst. Damals fiel die Entscheidung mit 15:14 Stimmen gegen die Ansiedlung des Einkaufszentrums aus. Wittmann aber hatte keinen Zweifel daran gelassen, sein Vorhaben in naher Zukunft erneut auf die Agenda zu bringen – in der Hoffnung, dass sich nach der Kommunalwahl im März 2020 eine Mehrheit dafür finden werde. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, wird sich in der Sitzung am 29. Juli zeigen.
Mehr zu den Hintergründen der Entscheidung und einer Einschätzung zu den Chancen des Projekts lesen Sie im Verlauf des Freitags ebenfalls an dieser Stelle.