
Wer mit seinem Kind in diesen Tagen zum Arzt muss, sollte viel Geduld mitbringen. Nicht nur in Würzburg kommt es zu langen Wartezeiten und abgewiesenen Patienten. Auch im Landkreis Kitzingen sind die Kinderärzte ausgelastet. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) spricht im Versorgungsatlas mit 121,1 Prozent der Versorgungsrate zwar von einer Überversorgung, diese ist in der Praxis aber nicht zu sehen.
Kinderärzte im Landkreis sind ausgereizt
Der Volkacher Kinderarzt Dr. Stephan Unkelbach spricht sogar davon, am Rande der Kapazitäten zu sein. Er zieht daraus entsprechende Konsequenzen. In der Praxis, die er zusammen mit Dr. Axel Quattländer führt, werden nur noch Kinder aufgenommen, die aus unmittelbarer Nähe kommen; das heißt um 15 Kilometer um Volkach. "Für Kinder aus anderen Gebieten sind ortsansässige Kinderärzte zuständig", sagt er und erklärt, man könne nicht für alle da sein, es werde einfach zu viel. Selbst bei akuten Notfällen müssen Patienten, die nicht in sein Gebiet fallen zu anderen Ärzten gehen. Grund der hohen Belastung sind laut Unkelbach eine steigende Geburtenrate und die immer mehr werdenden Aufgaben der Mediziner.
Aber auch bei den Praxen in Kitzingen, kann man nicht von einer Überversorgung sprechen. Zwar nehmen zwei von drei Ärzten weiterhin alle Kinder auf, aber auch sie bestätigen, dass viel los sei und Vorsorgetermine lange Wartezeiten und Planung im Voraus mit sich bringen können. In der dritten Praxis musste ein prinzipieller Aufnahmestopp eingerichtet werden, um übermäßige Wartezeiten auf Termine zu umgehen. "Da kann ich nur lachen, wenn ich Überversorgung höre", sagt Dr. Stephan Küntzer. Er könne nur noch Neugeborene und Geschwisterkinder aufnehmen. Bei Notfällen garantieren aber alle drei Kitzinger Pädiatristen einen kurzfristigen Termin.
Diskrepanz in Theorie und Praxis
Für den Landkreis Kitzingen sieht die Bedarfsplanung 4,5 Stellen für Kinderärzte vor. Diese sind im Moment ausgereizt, da jeder der drei Ärzte in Kitzingen eine volle Stelle besetzt. Die Volkacher Kinderärzte teilen sich momentan zu dritt und bald zu zweit eineinhalb Stellen, da Unkelbach in Ruhestand gehen wird. Weil eine Überversorgung von über 120 Prozent ausgerechnet wurde, darf keine weitere Stelle mehr geschaffen werden. Küntzer sieht das allerdings anders: "Der Landkreis könnte schon noch einen Kinderarzt vertragen."
Wie aber kommt es zu dieser Diskrepanz von Theorie und Praxis? Hauptursache ist, dass die Bedarfsplanung 1993 eingeführt wurde. Birgit Grain, Pressesprecherin der KVB, erklärt, es werden zwar halbjährlich die Daten des Versorgungsatlas aktualisiert, nicht aber das gesetzlich geregelte Arzt-Einwohner-Verhältnis. Außerdem sei bisher die Entwicklungen des kinderärztlichen Versorgungsbereich, der um neue Impfungen und Untersuchungen erweitert wurde, in der Aktualisierung 2013 kaum berücksichtigt worden.
Auf dem Weg der Besserung
Dennoch ist laut Grain der erste Schritt getan. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat mittlerweile den Auftrag des Gesetzgebers erhalten, die Bedarfsplanungsrichtlinie zu überprüfen. "Wir gehen davon aus, dass bei dieser Überprüfung ein zwischenzeitlich gestiegener Versorgungsbedarf bei der Berechnung der Verhältniszahlen berücksichtigt wird." Die Beratungen zur Bedarfsplanung im Gemeinsamen Bundesausschuss dauern derzeit an. Als Grundlage für die Weiterentwicklung der Bedarfsplanung wird ein umfassendes wissenschaftliches Gutachten in Betracht gezogen. "Wenn alles gut geht, sollte Ende des Jahres ein neuer Bedarfsplan beschlossen werden", sagt Grain, dann habe man die Möglichkeit die Zustände zu verbessern.
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Tel.: (0 18 05) 19 12 12
- Kinderärztlicher Bereitschaftsdienst Würzburg: Tel.: (0700) 35 07 003
- Kinderklinik am Mönchberg: Tel.: (09 31) 79 11, Salvatorstraße 7, 9 70 74 Würzburg
- Universitäts-Kinderklinik: Tel.: (09 31) 20 12 77 28 oder (09 31) 20 12 79 15, Josef-Schneider-Straße 2, 9 70 80 Würzburg
- Giftnotruf: (030) 19 240