
Nach einer langen und intensiven Zeit als Leiterin des Offenen Ganztags an der St. Hedwig Schuke in Kitzingen ist Hanne Weydt kürzlich in den Ruhestand gegangen. Der Abschied fällt Astrid Glos, Vorsitzende des Fördervereins, nicht leicht: "Sie war jederzeit ansprechbar. Sowohl für den Förderverein als auch für die Lehrkräfte und Eltern. So ist wunderbares Verhältnis zwischen uns entstanden. Es war eine gute Zeit".
Weydt ist gelernte Erzieherin und hat unter anderem in verschiedenen Kindergärten im Landkreis Kitzingen gearbeitet, ehe sie vor 16 Jahren bei der St. Hedwig-Nachmittagsbetreuung eingestiegen ist. Damals war die Einrichtung noch klein und überschaubar, sagt Weydt. Am Anfang kamen 15 Kinder zur Betreuung in Kitzingen und in Sulzfeld fünf. Die Atmosphäre sei daher sehr familiär gewesen. Auch habe sie Zeit gehabt, jedes einzelne Kind gut kennenzulernen: "Man hat wirklich gewusst, wie es den Kindern geht und wo genau die Probleme liegen. So intensiv können wir das heute nicht mehr machen".
Denn inzwischen nehmen rund 340 der insgesamt 400 Grundschulkinder der St. Hedwig-Schule den Offenen Ganztag (OGS) in Anspruch. Glos erzählt, dass der Förderverein gegründet wurde, bevor es die Mittags- und Hausaufgabenbetreuung gab. Sofort kam das Angebot bei den Familien gut an: "Wenn die Kinder mit den Hausaufgaben fertig waren, sind wir zu Freizeitangeboten übergegangen. Das kam so gut an, dass wir im Laufe der Folgejahre immer größer geworden sind."
Kein Kind muss morgens Angst haben, den Anschluss zu verpassen
Eine Zeitlang sei auf Beschluss des damaligen Schulleiters mit Wartelisten gearbeitet worden. Doch das wurde schnell wieder aufgegeben: "Seitdem nehmen wir alle Kinder auf, die kommen wollen. Wir lassen kein Kind im Regen stehen", sagt Glos.
Was Weydt besonders an der OGS schätzt, ist, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, ihre Hausaufaufgaben zu machen und "nicht schon am Morgen bedrückt sein oder Angst haben müssen, den Anschluss nicht zu kriegen." Die Lehrkräfte schätzen auch das Engagement: "Denn so können sie mit dem Unterricht beginnen, ohne dass viel Zeit für Hausaufgabenkontrollen draufgeht", sagt Weydt.

Dass sich ihr Einsatz auszahlt, zeigt sich an vielen Gesten der Kinder. Eines der ergreifendsten Momente für Weydt sei eine Einladung zum Schulabschluss von drei ehemaligen Schülern gewesen: "Sie wollten, dass ich dabei bin. Ich erinnere mich noch, wie sie als Grundschulkinder mit dem Schulstoff gekämpft und deshalb oft fürchterlich geweint haben. Aber sie waren auch total motiviert. Sie beim Abschluss so glücklich zu sehen, hat mich sehr berührt. Alle drei haben einen Ausbildungsplatz gefunden."
Doch Weydt hat auch schmerzvolle Erfahrungen machen müssen. Vor einigen Jahr begleitete sie ein Geschwisterpaar aus Syrien, das sich anfangs mit der deutschen Sprache sehr schwer getan hatte. "Als sie dann endlich angekommen sind und deutsch konnten, mussten sie fort". Der Asylantrag der Familie wurde abgelehnt. "Das hat wirklich weh getan, denn der Junge und seine Schwester haben sich so gut eingelebt und waren dankbar, dazuzugehören." Auch für Glos seien solche Momente schwer auszuhalten: "Es gibt ein Stich ins Herz", sagt sie.
Viele Kinder aus Flüchtlingsfamilien kommen ohne schulische Vorerfahrung
Glos betont, dass es gerade für Kinder aus der Gemeinschaftsunterkunft enorm wichtig ist zur Schule zu gehen und so schnell wie möglich die deutsche Sprache erlernen: "Kinder wollen dazu gehören, egal woher sie kommen". Der erste Schritt dazu sei immer der Spracherwerb. Durch den Besuch der OGS bekommen die Kinder außerdem eine Tagesstruktur, sagt Weydt. In den letzten Jahren habe der Bedarf daran zugenommen.
Denn es kommen immer mehr Flüchtlinge, deren Kinder noch nie einen Kindergarten oder eine Schule besucht haben. Glos und Weydt liegt viel daran, dass die Kinder in einer vertrauten Umgebung in eine Selbstständigkeit hineinwachsen können. Dabei arbeiten die Betreuerinnen und Betreuer familienergänzend- nicht ersetzend, betont Weydt.
Weydts Engagement sei über das normale und erforderliche Maß stets hinausgegangen, sagt Glos: "Sie war immer auf jede Eventualität vorbereitet. Sie kannte die Kinder stets beim Namen, was auch für die Eltern schön ist." Weydt erzählt, dass sie von den Eltern wegen unterschiedlichsten Sorgen und Belangen angerufen wurde.
Für die Zukunft würde sich Weydt wünschen, dass die bürokratischen Hürden abgebaut werden. Denn diese machen auch den Eltern häufig zu schaffen. Gänzlich verabschieden müssen sich die beiden jedoch nicht: Weydt wird weiterhin die OGS unterstützen und kleine Aufgaben übernehmen.