Es ist Faschingsdienstag, kurz nach 1 Uhr. Michael Schlander, Sitzungspräsident der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) verlässt strahlend die Bühne der Florian-Geyer-Halle, auf der er die zurückliegenden rund fünfeinhalb Stunden durch die Rosenmontagssitzung geführt hat. Mit angeschlagener Stimme hat er die Auftritte angekündigt, Ehrengäste begrüßt und immer wieder das närrische Publikum animiert. Jetzt endlich ist Zeit zum Durchschnaufen. Freunde, Bekannte und Narren der Gastgesellschaften beglückwünschen Schlander für eine tolle Veranstaltung. "Es war eine der großartigsten Veranstaltungen, die die KiKaG in ihrer Geschichte auf die Beine gestellt hat", meint Schlander , der im Hauptberuf Geschäftsführer einer Kitzinger Eventmanagement-Firma ist.
Auch Hubert Aiwanger, Schlappmaulordensträger 2019 und diesjähriger Laudator, möchte, wenn es seine Zeit zulasse, gerne wiederkommen. "Es wird jedes Mal besser. Die Leute sind sehr locker", sagt der stellvertretende Ministerpräsident in niederbayerischem Akzent. Vor allem das Veitshöchheimer Damenballett habe ihm gefallen. Dem pflichtet auch Schlander bei. Der Auftritt der Ü25-Garde "Tanzfieber" der TSG Veitshöchheim sei einer der größten Acts gewesen. Wieder einmal hatte das Publikum nach dem fetzigen Musical-Zusammenschnitt nach einer Zugabe verlangt. Wie bei so vielen Auftritten zuvor.
Die kultige Putzfrau Ines Procter hat ebenso im spontanen Hinterstübchen kramen müssen, wie abschließend Wirtshaussänger Matthias Walz. Der Karlstädter hat gar zweimal auf die Bühne gedurft. Im ersten Teil, um Markus Söders Leben aufs Korn zu nehmen, und im zweiten, um für den fulminanten Abschluss einer großartigen Sitzung zu sorgen, die die einheimischen Künstler mit ihren Darbietungen eröffnet hatten.
Pfarrer Ahrens teilt in der Bütt kräftig aus
Als erstes ist die KiKaG-Mini Garde durch die Manege gefetzt. Getreu dem Sitzungsmotto "Manege frei für die Narretei" haben die kleinsten Gewichte gehoben oder sind als Löwen durch einen Feuerring gesprungen, ehe es durch Kitzingens Stadtpfarrer Uwe Bernd Ahrens erstmals ernst geworden ist. Besonders "die schlafenden Stadtpolitiker" haben wegen der noch immer fehlenden Stadthalle und den Verzögerungen an Marktplatz und Bahnhof kräftig ihr Fett abbekommen. Auch funktionierender Öffentlicher Personen-Nahverkehr sei weit entfernt.
Auf der Bühne hat hingegen alles funktioniert. Denn auch die KiKaG-Juniorengarde hat mit flotten und rhythmischen Bewegungen zu überzeugen gewusst. Ebenso Tanzmariechen Annalena Galvagni und das erst im September ins Leben gerufene Männerballett als Clowns. Allesamt haben sie tosenden Applaus für ihre schwungvollen Darbietungen geerntet.
Schlander: "Da war das Publikum richtig in Fahrt"
Den haben auch die Wiesentheider Juniorinnen bekommen, als Bienen, Ameisen und Grashüpfer durch den Wald wirbelnd, sowie das Röttenbacher Tanzmariechen Victoria Wagner. Sie haben die Stimmung, die die Hettstädter Gassefetzer und der Schweinfurter Büttenredner Peter Kuhn als britischer Gentlemen zuvor entfacht hatten, am Kochen gehalten. "Da war das Publikum richtig in Fahrt. Das war Wahnsinn", findet Schlander. Und selbst nach der Pause ist die Ausgelassenheit nicht abgeflacht. Newcomer Thomas Väth aus Bischbrunn und vor allem Oliver Tissot haben weitere Glanzpunkte gesetzt. Tissot hatte die Auftritte der Schlappmaulordensträger Aiwanger und Söder satirisch nachbetrachtet und eine "künstlerische Vorstellung à la bonne heure" geliefert.
"Die Leute haben Entertainment aller erster Güte bekommen", urteilt Schlander, wusste aber auch, dass es noch Verbesserungsansätze gibt. Denn dass die KiKaG zwei Künstler kurzfristig aus dem Programm gestrichen hatte – Marco Breitenbach und Andy Ost fielen dem großen Zeitverzug zum Opfer – sei sehr unangenehm gewesen. Zusammengefasst ist Schlander, dessen Stimme sich langsam wieder erholt, aber sehr zufrieden. Denn diese Sitzung sei in den kommenden Jahren schwer zu toppen.