
Der Verkehr auf der Autobahn rund um das Biebelrieder Kreuz war nur mäßig. Umso erstaunter waren die Auto- und Lastwagen-Fahrer auf der A3, als plötzlich die elektronischen Verkehrsschilder auf eine Behinderung hinwiesen. Nach und nach wurde der gesamte Verkehr auf 60 Kilometer pro Stunde heruntergebremst.
Dann – kurz vor dem Biebelrieder Kreuz – vor einem großen Rastplatz, ein übergroßes Hinweisschild: "Achtung! Polizeikontrolle!" Polizeifahrzeuge mit Blaulicht lotsen nach und nach einzelne Fahrzeuge, insbesondere Laster, in den Parkplatz. Dort werden sie von einem stattlichen Polizeiaufgebot erwartet.
Gut 60 Einsatzkräfte der Polizei stehen bereit
Der Dienststellenleiter der Verkehrspolizeiinspektion Würzburg-Biebelried, Polizeioberrat Matthias Wehner, spricht von gut 60 Beamten. Jeder einfahrende Lastwagen wird von einem Kontrollteam erwartet und in eine spezielle Kontrollspur eingewiesen.

Am Ende des Parkplatzes: ein Polizeifahrzeug und Polizeimotorräder. "Die Abfangjäger", sagt ein Polizeibeamter. Sollte sich jemand der Kontrolle entziehen wollen, kann er sofort verfolgt und gestoppt werden. "Kommt immer wieder vor", sagt die Polizei.
Schön gesittet fahren die Lastzüge in die Parkspur
Erst im vergangenen Jahr versuchte ein holländischer Autofahrer bei einer ähnlichen Kontrollaktion davonzufahren. Auf der A7 bei Marktbreit endete seine Flucht in einer Baustelle. Die Beamten stellten in dem Auto mehrere Kilos Rauschgift sicher und die Handschellen klickten.

"Heute ist es etwas ruhiger", sagt Polizeihauptkommissar Martin Knobloch. Er leitet die Gruppe "Schwerverkehr" bei der Autobahnpolizei und heute den Einsatz der Kontrollstelle. Schön langsam und gesittet fahren die Lastzüge in die Parkspur. Einer neben dem anderen kommt dort zum Stehen.
Kleine Verstöße können bar oder mit Karte bezahlt werden
Die Teams beginnen mit den Fahrzeugpapieren, entnehmen die Daten des Kontrollgerätes mittels eines "Download Key". "Da ist alles drauf", sagt Martin Knobloch: Lenk- und Ruhezeiten, wann und wo geladen, bis hin zur Geschwindigkeit. Kleinere Verstöße werden gleich vor Ort beglichen. Das heißt: Zahlen macht Frieden. Das geht auch mit Karte.

Ein Polizeitrupp hat einen Gefahrgut-Laster in Behandlung. "Hier sind die Verstöße schärfer bewertet. , erläutert der Beamte. Alles muss exakt stimmen: Ladepapiere und Warnschilder rund um das Fahrzeug. Damit die Feuerwehr im Brandfall gleich weiß, was vorliegt.
Bei einem Gefahrgut-Laster wird besonders genau hingeschaut
Ein Polizist wühlt sich durch einen Wust von Papieren, die ihm der Fahrer in die Hand drückt. Etliche kleinere Verstöße hat er erkannt, inklusive Geschwindigkeits- und Ruhezeitverstößen. Schlimmer ist, dass Teile der erforderlichen Schutzausrüstung fehlen. Hier: ein spezieller Verschlussdeckel für einen Kanal/Gully. Der wird gebraucht, wenn Flüssigkeit austritt und in den Kanalablauf kommen könnte. "Die Rechnung wird größer", sagt der Polizist. 150 Euro für den Fahrer und 300 Euro für den Firmeninhaber.

Ein anderes Kontrollteam hat bei einem osteuropäischen Lastwagen festgestellt, dass die Bremsen nicht richtig funktionieren. Dieser Lkw wird unter Polizeischutz zum TÜV nach Würzburg gelotst. Dort soll ein Gutachten gemacht werden. "Nicht mehr verkehrssicher", lautet dort das Ergebnis. Der Laster muss nun in eine Werkstatt. Im Fachjargon heißt das: "stillgelegt". Die Fahrt ist für einige Tage unterbrochen. "Da liegen wir im hohen vierstelligen Eurobereich", so die Polizei.
Die Länderteams tauschen sich aus und geben Tipps weiter
Das Fahrzeugaufkommen im Parkplatz ist jetzt so, dass keine Kontrollspur mehr frei ist. Routiniert arbeiten sich die Beamten durch die Vorschriften. Sie kommen heute zusätzlich aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und aus verschiedenen bayrischen Bezirken.
Für den Chef der Autobahnpolizei ein "großer Gewinn", wie Matthias Wehner betont. "Wir haben durch die verschiedenen Einheiten einen ganz wichtigen Informations- und Erfahrungsaustausch – länderübergreifend."

Jedes Länderteam habe seine eigenen Erfahrungen, Möglichkeiten und praktische Tipps: "Die Polizeibeamten tauschen sich aus, knüpfen Kontakte, geben sich gegenseitig Tipps. So machen das die Lkw-Fahrer ja auch auf ihrem Transit." Für den Polizeioberrat ein ganz wichtiger Punkt in Sachen Verkehrssicherheit auf den Autobahnen.
Unfälle mit Lastern haben dramatische Folgen
Gerade die Kontrolle des Schwerverkehrs liege ihm sehr am Herzen. Er weist auf das hohe Gewicht der Fahrzeuge hin. "Die sind da mit etwa 40 Tonnen und Geschwindigkeiten zwischen 80 und knapp 100 Kilometer pro Stunde unterwegs. Unfälle haben da immer dramatische Folgen."

Erschwerend sei, wenn sie noch Gefahrgut dabei haben. "Dann sind Unfälle katastrophal, weil sie zum Beispiel ätzende oder explosive Flüssigkeit geladen haben. Eine extreme Gefahr für das gesamte Umfeld." Nur eine strenge und konsequente Kontrolle aller Vorschriften könne hier entgegenwirken. Denn: "Wenn ein 40-Tonner mit einem Auto kollidiert, hat das Auto keine Chance mehr."