Als "gefühlten Hochsommer" bezeichnet Thomas Karl den vergangenen Juni, der mit einer durchschnittlichen Temperatur von 21 Grad Celsius um 4,2 Grad wärmer war als der langjährige Durchschnitt. "Eine derartige Abweichung ist für einen Sommermonat schon ungewöhnlich", weiß der Pflanzenschutz- und Wetterexperte am Amt für Landwirtschaft in Kitzingen.
Anders als im verhältnismäßig kühlen Mai, konnte man sich über die Temperaturen im Juni nicht beschweren: An insgesamt elf Tagen kletterte die Zahl auf dem Thermometer am Amtssitz in der Mainbernheimer Straße auf über 30 Grad. Am wärmsten war es mit 35,8 Grad am 30. Juni, am kältesten war der 9. Juni – mit 7,8 Grad. An nur zwei Tagen lagen die Temperaturen unter zehn Grad. Auch die Nächte waren warm: In insgesamt neun Nächten fiel die Temperatur nicht unter 15 Grad, teilweise lagen sie nur knapp unter 20 Grad. "Fast schon Sommernächte", so Karl.
Sonne satt im Juni
Der Sommerbeginn zeigte sich auch in der Anzahl an Sonnenstunden: Mit 286 Stunden war der vergangene Monat laut Karl "einer der sonnenreichsten Juni." Mehr Sonne gab es nur im Juni 2014, hier schien sie in und um Kitzingen insgesamt 291 Stunden. Zum Vergleich: 2018 verzeichnete der Juni 239 Sonnenstunden.
Juni und Juli sind laut Karl in der Regel die regenreichsten Monate – auch aufgrund von Gewittern. Nicht im vergangenen Juni: Mit Niederschlägen von 40 Litern pro Quadratmeter war er zu trocken, normalerweise fallen Niederschläge von 68,3 Liter. Insgesamt regnete es an zwölf Tagen, wobei nur sieben Tage eine nennenswerte Niederschlagsmenge von mehr als einem Liter verschreiben konnten. Mit 13 Litern regnete es am 11. Juni am meisten.
Durchschnittliche Erträge in der Landwirtschaft
Bedingt durch den feuchten Mai, könne man in der Landwirtschaft ein "üppiges Wachstum" beobachten, das durch die Hitzephase wieder stärker eingeschränkt würde, so Karl. Gerade hat die Ernte der ersten Getreidesorte begonnen, der Wintergerste. Hier könne man "von durchschnittlichen Erträgen ausgehen", weiß der Wetterexperte. Auch bei anderen Arten sei eine frühe Ernte zu erwarten.
Der Mais, der besonders unter dem kühlen Mai gelitten hat, hat sich laut Karl mittlerweile gut entwickelt. Da aus dem Vorjahr jedoch keine Wasservorräte mehr im Boden seien, benötige er jedoch dringend weitere Niederschläge – so auch die Sonnenblumen, die gerade zu blühen beginnen. Auch der heimische Garten benötigt Wasser, um weiter gedeihen zu können. "Tomaten und Zucchini müssen entsprechend gegossen werden, damit sie wachsen", so Thomas Karl. Durstig sei auch der Rasen. "Wenn man ihn nicht wässert, wächst er kaum."