Der Nenzenheimer Landwirt Karl Kilian plant im Umgriff seines Aussiedlerhofes eine vier Hektar große Photovoltaik-Anlage auf freier Fläche – und so sehr der Iphöfer Bauausschuss das Projekt aus ökologischer Sicht auch begrüßt, so stark wiegen die Bedenken aus landschaftsplanerischer Sicht. Diese gewichtigen Pfunde gilt es nun miteinander auszubalancieren: den Wunsch des Landwirts, seinen Betrieb zukunftsfähig zu machen, gegen das Bestreben der Stadt, das harmonische Bild einer gewachsenen Kulturlandschaft zu erhalten. Das Urteil des Bauausschusses am Montagabend: Die Sache soll, da sie von so grundsätzlicher Bedeutung ist, vom gesamten Stadtrat diskutiert werden.
Iphofen als "benachteiligtes Gebiet"
Großflächige Photovoltaik-Anlagen in freier Natur gibt es in Bayern bisher vorwiegend entlang von Autobahnen und Bahnstrecken. Doch das könnte sich schon bald ändern. Das bayerische Wirtschaftsministerium prüft derzeit, das Kontingent solcher Anlagen in „landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten“ des Freistaats von 70 auf 200 zu erhöhen. Wie Bürgermeister Dieter Lenzer mitteilte, gilt auch der Bereich um Iphofen als benachteiligt in diesem Sinne. Lenzer war das Dilemma am Montag deutlich anzumerken: Er zeigte Verständnis für die Pläne des Landwirts, der mit seiner Tochter in die Sitzung gekommen war, gab aber zu bedenken: „Wir schaffen einen Präzedenzfall, wenn wir eine Photovoltaik-Anlage auf freier Fläche zulassen.“ Eine ähnliche Anfrage hatte die Stadt laut Lenzer vor zwei Jahren abgelehnt.
Auch diesmal gab es Gründe, das Projekt nicht weiter zu verfolgen. Stadträtin Peggy Knauer verwies auf „wertvolle Ackerflächen“, die der Anlage zum Opfer fielen. Wenn daraus ein Trend wachse, müsse man Getreide irgendwann aus der Ukraine importieren. Otto Kolesch zielte – bei aller Begeisterung für Solarstrom – auf das „fränkische Landschaftsbild“ ab, dessen Erhalt man verpflichtet sei. Er warnte vor den Folgeanträgen, die das Projekt nach sich ziehe. Angesichts der Dimension forderte er, den Fall vor den Stadtrat zu bringen oder sogar eine Bürgerbeteiligung anzustreben. „Photovoltaik-Anlagen rücken immer mehr an die Ortskerne heran“, so Kolesch. „Ich halte das für sehr bedenklich.“
Nahrungsmittel "zu wenig wert"
Der Druck auf die knappe Ressource Fläche werde weiter wachsen, so Kolesch. Das grundsätzliche Problem dabei benannte Gerhard Heubach, Bio-Landwirt und Stadtrat aus Mönchsondheim: „Es ist derzeit attraktiver, auf Feldern Strom zu erzeugen, weil Nahrungsmittel zu wenig wert sind.“ Die Stadt müsse sich im Zuge der Energiewende gut überlegen, ob sie es sich leisten kann, Phtovoltaik-Anlagen auf Dächern in den Ortskernen weiterhin zu verweigern und gleichzeitig Anlagen, wie die von Kilian geplante, abzulehnen. „Einen Tod müssen wir sterben“, sagte Heubach. Jürgen Kößler sprach mit Blick auf die dezentrale Energieversorgung auf dem Land von einem „Schritt in die richtige Richtung“.
Kilian nutzte in der Sitzung die Gelegenheit, sein Vorhaben unter dem Titel „Solarpark Gründlein“ kurz vorzustellen. Das vier Hektar große Areal mache nicht einmal ein Prozent der von ihm kultivierten Fläche aus. Andererseits trage das Projekt dafür Sorge, dass die nachfolgende Generation 99 Prozent der restlichen Fläche bewirtschaften könne. Bei einer Biogasanlage sei der Flächenverlust „deutlich höher“. Im Übrigen habe er sich um eine Planung bemüht, die in die Landschaft passe.
Die Stadt vor einer "Lawine" schützen
Das bestätigten die Nenzenheimer Stadträte Alexander Hansch und Udo Schumann, die grundsätzlich Zustimmung signalisierten. Zum Erhalt der fränkischen Kulturlandschaft brauche man die Landwirtschaft, so Schumann. Hansch begrüßte das Konzept Kilians und erklärte, die Anlage sei vom Dorf aus kaum zu sehen. Allerdings – und das war der Punkt, den mehrere Räte anmahnten – müsse die Zustimmung zu dem Vorhaben so formuliert sein, dass damit nicht eine Lawine an Anträgen losgetreten werde, die nicht mehr zu stoppen sei. Der Bürgermeister will nun den Fraktionen Gelegenheit geben, über die Sache zu beraten, und das Projekt anschließend vor den Stadtrat bringen.
wenn man sich einen Speicher in den Keller gestellt und tagsüber erzeugten Strom eingeladen hat, wird genau das nicht passieren.
Sie haben doch sicher auch einen Kraftstofftank am Auto, um nicht auf konstanten Kohlenwasserstoffregen angewiesen zu sein, oder?
wird das mMn sowieso nicht funktionieren. Hier sind dezentrale Lösungen gefragt. Wenn Sie mit dem Auto fahren, haben Sie (und alle anderen) auch keine Saugleitung von der Kraftstoffpumpe zum nächsten Tankstellen-Erdtank.
Aber apropos, interessant hierbei z. B. ein integriertes System, bei dem ein E-Auto sowohl als Stromspeicher wie eben auch als fahrbarer Untersatz dient. Wird auch schon gemacht.
Aber wer nicht will usw...
Mit Physik scheinen Sie's wohl eher nicht so zu haben.
Eine Grasfläche hat einen Albedo 0,25, PV Module etwa 0,3. Gras reflektiert damit weiniger Sonnenlicht als ein Solarpanel aber absorbiert mehr. Absorption führt zu Erwärmung.
Eine PV Anlage auf einer Wiese führt demnach nicht zur Erwärmung. Eher im Gegenteil: die Energie, die als Strom abgeführt wird, wärmt weder auf, noch wird sie reflektiert.
Real ist der Unterschied wahrscheinlich gleich null und damit tragen die Paneele NICHT zur Erwärmung bei.
denn das würde ja bedeuten, dass durch Stromerzeugung gleichzeitig noch Wärme erzeugt wird, und dann hätte man so eine Art Perpetuum mobile erfunden.
Die profane Wirklichkeit sieht so aus, dass die Solarpanels Sonnenenergie in Strom umwandeln, die eben nicht vor Ort als Wärme zurückbleibt, sondern im Endeffekt (mehr oder weniger; Leitungsverluste etc. mal vernachlässigt) erst da wo der Strom dann wieder in andere Energie umgewandelt wird (z. B. in Licht).
Unter dem Strich ist es somit im Schatten der Solarpanels eher kühler als bei einem normalen Sonnensegel; Energie aus dem Nichts (egal in welcher Form) bleibt weiter eher dem Reich der Phantasie zuzuordnen.
findet Wege. Wer etwas nicht will, (die tollsten) Argumente.
Was wollen Sie uns mit diesem Ihrem Beitrag sagen? Dass falsch liegt wer da an die Richtigkeit des Energieerhaltungssatzes glaubt?
Sie sollen die Temperatur eben nicht über den Solarzellen messen, sondern darunter und sie dann mit derjenigen unter einem Schattenspender vergleichen, der keinen Strom aus dem auftreffenden Sonnenlicht erzeugt.
Man könnte vielleicht auch einen Temperaturvergleich über einem Spiegel und einer Solarzelle machen, aber damit hätte man noch nicht bewiesen, dass die Solarzelle ihrer unmittelbaren Umgebung Energie entzieht (und in Strom umwandelt).
Mit Ihrer Version vom Vergleichsversuch belegen Sie bestenfalls, dass der Aufenthalt in der Natur (für unsereinen) angenehmer ist als in der Nähe einer Industrieanlage. Eine wahrhaft bahnbrechende Erkenntnis, die uns nur leider keinen Strom liefert.
Und genauso wenig wird die Sonnen-Energie über oder auf den Paneelen plötzlich mehr als über dem Grasboden, auch wenn die Lufttemperatur höher sein mag. Wie schon weiter oben gesagt, und wie auch von grayjohn erwähnt. Pro Flächeneinheit trifft eine definierte Menge Sonnenenergie auf. Was nicht reflektiert wird, wird in umgewandelt in z.B. Wärme, Wasserdampf, Stärke (Photosynthese), Strom. Am Ende geht die Gleichung immer auf.
Ausserdem: jede KWh Solarstrom spart Kohle und somit CO2 an anderer Stelle!
Sie kommen da mit hanebüchenen Theorien daher und wundern sich, dass andere Leute wie z.B. Prof. Quaschning, Sie nicht verstehen? Warum wohl?
Solaranlagen auf der Südseite von Hausdächern erhöhen die Lebensqualität in der Mansarde. Die Verschattung der Dachfläche und die Luft die auf der Rückseite der Solarpanele entlang streicht senkt die Wärmeabstrahlung die die Ziegel nach innen abgeben erheblich.
Der Effekt ist auch unter einem isolierten Dach mess- und spürbar. Ich weiß das, da unsere Photovoltaik- Anlage nicht zeitgleich sondern mit einigen Jahren Versatz montiert wurde.
für wie bedenklich würden es die Bedenkenträger halten, wenn Hotelgast mitten im fränkischen Weinland auf den Lichtschalter drückt und es - mangels "fossilen Stroms" - dunkel bleibt?
Ich glaube beinahe, "uns" geht es noch viel zu gut. "Einen Tod müssen wir sterben" - genauso ist es. Entweder kümmern wir uns um die Erzeugung von Strom und seine vernünftige Verteilung, oder es versetzt uns über kurz oder lang zurück ins Talglichterzeitalter...
Es wird noch viel bedenklicher: Es soll sogar schon PV-Anlagen geben, die sich die Leute IN DEN ORTSCHAFTEN auf die Dächer schrauben!!! Das muss man sich mal vorstellen.
Das zerstört sicher das Bild rund um das "Weinparadies", wo es an den Hängen nichts als Weinmonokulturen gibt, soweit das Auge reicht.
Grundsätzlich will ja bei uns keiner Strom aus Atom oder Kohle, regenerative Energien aber dagegen gerne, sofern diese nicht im eigenen Sichtfeld stehen. Am Besten ganz weit weg, die dann notwendigen Leitungen sind allerdings auch nicht gelitten.
Sinnvoll wäre doch, wenn Iphofen als Vorreiter einmal hergeht und versucht, den rechnerisch notwendigen Strom im eigenen Gebiet zu erzeugen. Dies kann man z.B. mit der im Artikel genannten Anlage machen, man kann auch über eine Änderung der Bebauungspläne bei Neubauten zwingend Photovoltaik vorschreiben. Der Kreativität sind da keine grenzen gesetzt. Iphofen hätte dann irgendwann ein weiteres Pfund, mit dem man wuchern könnte: Energiewende kommunal gelöst.