
Der letzte Lehrer ist hier vor zwölf Jahren ausgezogen, die letzte Unterrichtsstunde ist schon Jahrzehnte her. Aber das heißt noch lange nicht, dass der alten Schule in Hellmitzheim das letzte Stündlein geschlagen hat. Viele Vorschläge für das markante Sandsteingebäude sind in der Vergangenheit gewogen und wieder verworfen worden. Jetzt deutet sich an dieser Stelle eine baldige Lösung an.
Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer spricht von einer langen Phase des Nachdenkens. Stadtrat Jürgen Adler formulierte es zu Beginn dieser Woche drastischer: "Wir schieben die Schule seit Jahrzehnten vor uns her." Tatsächlich gab es in all den Jahren immer wieder mal die Idee, das prägende Gebäude an der Hauptstraße samt 632 Quadratmeter großem Grundstück und Anbau herzurichten.
Anfang des Jahrtausends hatte dem Stadtrat bereits ein konkretes Sanierungskonzept auf dem Tisch gelegen mit kalkulierten Kosten von knapp einer Million Mark. Darin enthalten: eine vollständige Sanierung des Gebäudes innen wie außen, inklusive Ausbau des damals von Schadinsekten und Würmern befallenen Dachgeschosses. Doch die Pläne wurden nie verwirklicht und verschwanden in der Schublade des Rathauses.
Die Infrastruktur der Schule stammt aus einer anderen Epoche
Dann, gut anderthalb Jahrzehnte später, präsentierte ein Hamburger Architekt ein Konzept, auf das sich der jetzt geplante Ausbau stützt. Ausgearbeitet ist es vom örtlichen Planer Walter Böhm. Auch wenn das um 1889 errichtete Gebäude nicht als Denkmal gilt, stammt Vieles darin aus einer anderen Zeit. Fenster, Heizung, Rohr- und Elektroleitungen, das alles ist stark sanierungsbedürftig. Und auch was die Dämmung angeht, muss an vielen Stellen nachgebessert werden. Um die prägende, aber von Rissen durchzogene Fassade aus gelben Sandsteinquadern nicht zu zerstören, müssen die Wände von innen gedämmt werden.

Geplant sind in dem Objekt insgesamt drei Wohnungen im Parterre und im Obergeschoss. Bis Ende der 1980er-Jahre wurde das Erdgeschoss als Schule und Lehrerwohnung genutzt, während Ober- und Dachgeschoss schon damals leer standen. Aus den jetzt erstellten Plänen ergibt sich eine Wohnfläche von rund 220 Quadratmetern, die auf drei Wohneinheiten verteilt werden sollen: eine große Wohnung im unteren Teil, ein größeres und ein kleineres Appartement im oberen. Das Dachgeschoss wird nicht ausgebaut und dient als Speicher. Ausgestattet wird das Gebäude mit Wärmepumpe, Lüftungs- und Photovoltaikanlage.
Die Stadt rechnet mit großzügigen Zuschüssen des Staats
Rund 1,8 Millionen Euro an Baukosten stehen dafür aktuell im Raum. Das war der Stadt lange Zeit zu teuer. Nun, da es großzügige Gelder vom Staat gibt, fällt ihr die Entscheidung deutlich leichter. Bis zu 80 Prozent Zuschuss sollen aus dem Topf der Städtebauförderung fließen. Der Name ist Programm: Leerstand nutzen – Lebensraum schaffen.
Das Geld hätte es vor einem Jahr schon gegeben, doch damals bestand noch eine Mieterbindung, die inzwischen gefallen ist. "Jetzt sind wir frei in unserer Entscheidung", sagt Bürgermeister Lenzer. Der Stadtrat hat dem Projekt in dieser Woche zugestimmt, vorausgesetzt, die Fördermittel fließen wie erwartet.