Im Moment kommt reichlich Weihnachtspost im Schloss Castell an – mit guten Wünschen, mit Dankesworten. Oft adressiert an Ferdinand Fürst zu Castell-Castell. Obwohl das bis jetzt nicht ganz richtig war: Erst dieser Tage wird die beim Landratsamt Kitzingen beantragte Namensänderung offiziell vollzogen, wird aus „Erbgraf“ der neue Namensbestandteil „Fürst“.
„Seit mein Vater im Mai verstorben ist, haben mich viele Menschen mit Fürst oder Durchlaucht angesprochen. Für sie ist selbstverständlich, dass ich der Nachfolger bin,“ sagt der 51-Jährige, der schon seit 1996 verantwortlich für die familieneigenen Betriebe ist. Dass hinter der Namensänderung ein Verwaltungsakt steht, dass Begründungen notwendig sind, wissen Viele nicht. Andere ignorieren es, weil sie Titel wie Baron, Graf oder Fürst einfach mögen. Wohl wissend, dass 1919 mit dem Inkrafttreten der Weimarer Reichverfassung der Adel als bevorrechtigter Stand abgeschafft wurde.
Privilegien abgeschafft
Wäre es knapp einhundert Jahre später nicht an der Zeit, auf den Namenszusatz zu verzichten? Der Chef des Hauses Castell-Castell verneint. „Wir haben nicht mehr 1918, es muss nicht mehr in einem dramatischen Schritt Demokratie eingeführt werden. Es gibt ein gemeinsames Grundverständnis.“ Die früheren Privilegien seinen abgeschafft, etwa bei Steuer oder Wehrpflicht.
Geblieben sei Tradition, „Franken ist reich davon“. Er folge mit der Namensänderung dem, was für seinen Vater und viele Generationen vor ihm gegolten hat. „Die Menschen heute können sehr gut unterscheiden zwischen gleichen Bürgerrechten, unternehmerischem Handeln und Traditionen.“ Um das zu verdeutlichen, nennt Castell-Castell ein anderes Beispiel: „Viele Menschen engagieren sich leidenschaftlich am Bürgerauszug. Und das völlig freiwillig, es erinnert sie einfach an frühere Zeiten.“
Vor- und Nachteile
Egal ob „Erbgraf“ oder „Fürst“: Chef des Hauses Castell-Castell zu sein, sei im Umgang „ein Paket mit Vor- und Nachteilen“. Nur eins seiner vielen Beispiele: So schön es ist, Unternehmer zu sein – es bringt auch hohe Anforderungen, Zwänge, könne sehr belastend sein. „Bei mir kommt hinzu: Jeder weiß, wo ich wohne, wann ich am Sonntag in die Kirche gehe. Ich bin jederzeit greifbar, dem muss ich mich stellen“.
Auf die Frage, ob und was die Namensänderung mit ihm macht, hat der künftige Ferdinand Fürst zu Castell-Castell am Dienstag noch keine Antwort. „Ich weiß es nicht. Aber ich bleibe – hoffentlich – der gleiche Mensch. Bleibe ein Kind Gottes, der Mann meiner Frau, der Vater meiner Kinder, der Vorgesetzte meiner Mitarbeiter“. Sprich: Es ändert sich so gut wie nichts.
Existenzielle Fragen
Ohnehin treiben den Unternehmer derzeit ganz andere Fragen um: Wie wappnen wir die Weinberge für den Klimawandel? Wie soll unser Wald im Jahr 2100 aussehen, wenn es trockener und heißer ist? Wie übersteht unsere Bank die Niedrigzinsphase? Das seien existenzielle Überlegungen, die Namensänderung eher ein Nebenaspekt. „Auch als Ferdinand Fürst zu Castell-Castell bin ich nichts Besseres.“
ganz schön frech von dir, ein Mitglied des Hochadels nach seinem bürgerlichen Namen zu fragen! Durchlaucht ist darüber sehr verwirrt und traurig, da nicht nur mathematisch gilt: Castell - Castell = NULL !
Alfred Kümmel
Kitzingen-Repperndorf