
Sie sind uralt – und topmodern. Sie geben uns Stifte, Stühle und Schreibtische, aber auch noch viel Wichtigeres: die Luft zum Atmen, Wärme und einen Dachstuhl überm Kopf. Bäume sind für uns Menschen eine Art Lebensversicherung. Louis Kalikstein nennt Holz einen "Zauberstoff". Der neue Leiter des Steigerwald-Zentrums sagt: "Wenn wir es richtig anstellen, wird dieser Werkstoff uns nicht ausgehen. Und er wird klimaschädliche Rohstoffe ersetzen." Wie das geht und was man mit Holz alles machen kann, zeigen Kalikstein und viele andere Waldfreunde an diesem Sonntag beim großen Waldtag in Oberschwarzach-Handthal.
Traumjob: Nachfolger von Andreas Leyrer im Steigerwald-Zentrum
Louis Kalikstein ist 32 Jahre alt, Förster und Jäger, und in Füttersee direkt am Drei-Franken-Eck aufgewachsen. Er hat in Dresden Forstwissenschaften studiert. Fürs Referendariat kehrte er nach Bayern zurück und machte Station in Lohr, Forchheim, Traunstein, Kulmbach, München und Regensburg. Dann bewarb er sich um die Nachfolge von Andreas Leyrer, dem langjährigen forstlichen Leiter des Steigerwald-Zentrums. In dem geräumigen Holzbau oberhalb des Ortes Handthal sind Besucher stets willkommen, um – bei freiem Eintritt – einzutauchen in die Welt des Waldes.

Louis Kalikstein gestaltet diese Welt seit einem halben Jahr maßgeblich mit: "Es ist einfach super, dass ich jetzt arbeiten darf, wo ich aufgewachsen bin, und dem Klimawandel etwas entgegensetzen kann. Das nämlich tut nachhaltige Waldbewirtschaftung." Die vergangenen Hitzejahre hätten gezeigt, dass das Klima sich auch in Franken schneller und gravierender ändert als viele es für möglich gehalten hatten. "Wir zeigen, wie man den Wald an den Klimawandel anpassen kann und wie wir im Alltag unser Konsumverhalten ändern können."
Zwölf Menschen stellen das Ökosystem Wald möglichst spannend dar
Wer ist "wir"? Kaliksteins Kollegin Daniela Mahroug, Geschäftsleiterin des Steigerwald-Zentrums, erklärt: "Die Hauptverantwortung für den Betrieb hat der Trägerverein. Diesem gehören Gemeinden und Landkreise des Steigerwaldes sowie die Bayerische Forstverwaltung und die Bayerischen Staatsforsten an." Um das Ökosystem Wald möglichst innovativ darzustellen, arbeiten zwölf Menschen vom Forst- und Trägervereins-Team – viele in Teilzeit – im Steigerwald-Zentrum zusammen.

Louis Kalikstein ist die Leidenschaft für Holz anzuhören: "Aus Holz können Stoffe für Kleidung werden, aber auch Spritzguss und umweltfreundliche Folien. Forscher beschäftigen sich aktuell damit, wie man mit dem Kohlenstoff im Holzbestandteil Lignin Stromspeicher machen kann, es gibt mittlerweile Windräder komplett aus Holz, mehrgeschossige Holzbauten."
Wie nachhaltig ist der Rohstoff Holz?
Aber ist Holz wirklich noch ein nachhaltiger Rohstoff – jetzt, in Zeiten stark erhöhter Nachfrage? "Heimisches Holz auf jeden Fall", stellt Kalikstein fest. "Unsere Förster achten darauf, dass im Staats- und auch im Kommunalwald nicht mehr Holz entnommen wird als nachwächst. So ist der Rohstoff unerschöpflich und ersetzt klimaschädliche andere Materialien." Kalikstein verweist auf die Staatswald-Inventur: "Der Anteil an Totholz und Biotopbäumen hat stark zugenommen. Auch wenn die Nachfrage nach Holz steigt, muss in Franken niemand Angst haben: Es ist genug Potenzial da."

Gemeinsam mit Forstrat Kalikstein hat Daniela Mahroug im Steigerwald-Zentrum angeheuert. Aktuell kümmert sie sich als Elternzeitvertretung um die Geschäftsführung. Die gebürtige Volkacherin, die in Iphofen lebt, liebt die "entspannende, natürliche Atmosphäre" in dem Gebäude aus Steigerwälder Fichten-, Buchen, Lärchen- und Eichenholz. Schön findet die 42-Jährige auch, dass das Steigerwald-Zentrum bereits "sehr gut vernetzt" ist, etwa mit dem nahen Baumwipfelpfad. Solche Kooperationen möchte die Mutter dreier Kinder weiter optimieren, ebenso wie das Jahresprogramm, das vom Wildfleisch-Grillworkshop bis hin zur Herbst-Ausstellung "Mahlzeit for future – Nachhaltigkeit auf dem Teller" reicht.
Obwohl bereits über 240.000 Menschen das 2014 eröffnete Haus besucht haben, gibt es selbst in der Region noch immer Menschen, die es nicht kennen. "Vielleicht liegt das daran, dass das Wort Steigerwald-Zentrum so amtlich klingt", überlegt Louis Kalikstein. "Dabei steht bei uns der Erlebnisfaktor klar im Vordergrund!"
Waldtag
