
Als im Januar 2019 Nikolaus Knauf, Ehrenbürger und Marktgemeinderat von Markt Einersheim, der Gemeinde das Angebot machte, ihr das Anwesen am Marktplatz 1 zu schenken, "mussten wir nicht lange überlegen, das Geschenk anzunehmen", sagte Markt Einersheims Bürgermeister Herbert Volkamer kürzlich in der Matthäus-Kirche, in der zuvor der Kirchweih-Festgottesdienst stattgefunden hatte. Rasch habe man mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Kontakt aufgenommen, um die Fördermöglichkeiten auszuloten.
An der Kirchweih 2019 habe sich der damalige Leiter des ALE, Ottmar Porzelt, persönlich ein Bild machen können von der Tradition und der Brauchtumspflege in Markt Einersheim. So sei das Vorhaben, das Anwesen Marktplatz 1 zu einem Haus der Dorfkultur werden zu lassen, wohlwollend behandelt worden. 59 Prozent Zuschuss sollte es geben, erinnerte Volkamer bei der Einweihung. Durch die Mitgliedschaft bei der Kommunalen Allianz Südost 7/22 und wegen des Bekenntnisses des Marktgemeinderats zu einer Dorfentwicklung "Innen vor Außen" habe es weitere 20 Prozent Zuschuss gegeben.
Umbau blieb im Kostenrahmen

Den Kostenrahmen von 538.000 Euro werde man einhalten, freute sich Volkamer. 394.000 Euro kämen vom ALE, 38.000 Euro von der Bayerischen Landesstiftung. Nikolaus Knauf habe weitere 50.000 Euro gespendet. So sei das Projekt für die Gemeinde "finanziell überschaubar" geblieben.
Viele Besprechungen, Sitzungen und Termine mit dem Landesamt für Denkmalschutz, Landratsamt, Architekten und Marktgemeinderat habe es gegeben, bis die Planung erstellt und abgeschlossen werden konnte. Im Juli 2021 sei der Förderbescheid des ALE gekommen. Nach der Kirchweih starteten die Bauarbeiten. "Die Bauzeit war sehr ambitioniert, weil viele einzelne Bauphasen untereinander abgestimmt werden mussten", sagte der Bürgermeister. Denn erst, wenn das eine gemacht worden war, hatte das nächste beginnen können.

Schließlich handele es sich um ein denkmalgeschütztes bäuerliches Anwesen aus der Zeit um 1600 mit historischen und schützenswerten Befunden und Bauteilen. Außen sollte zudem das Fachwerk – die Farbe ergab sich aus dem Befund – wieder hergestellt werden. Das Kellergewölbe wurde abgebrochen, der Keller wurde aus Sicherheitsgründen verfüllt. "Dafür gibt es jetzt einen stufenfreien Eingang und mehr Raumhöhe im Erdgeschoss", erklärte Volkamer.
Erhalten bleiben sollten auch möglichst viele Bauteile. Neue Elemente wurden handwerklich gefertigt. Architekt Walter Böhm erläuterte dies später bei Führungen. Vorausgegangen seien intensive Voruntersuchungen durch Statiker und Restaurator, ohne die eine solche Maßnahme nicht gelänge. Böhm beschrieb das Projekt als charmant auf Grund seiner Größe und Ausstrahlung. Die Arbeiten selbst seien wegen der beengten Verhältnisse weniger charmant gewesen. Zudem mussten die Arbeiten laut Volkamer ohne Kran ausgeführt werden.
Alte Substanz mit modernen Materialien ergänzt

Den alten Fenstern wurden innen neue vorgesetzt, um die Wärme in den Räumen zu halten. Auch Türen wurden restauriert, ebenso alte Dielen. Diese wurde auf einem neuen Unterbau wieder aufgesetzt. Im Obergeschoss hat man an einer Stelle alte Farbbefunde freigelegt, der Rest der Räume wurde aber in Weiß gehalten.
Sichtbar ist auch die Stelle, an der einst ein Ofen stand. Eine alte Ofenplatte ist in die Wand beim Treppenaufgang eingelassen. Bei der Treppe, in der alte Elemente eingebaut sind, wurde aufgrund des Brandschutzes Stahl verwendet. Ein alter Türstock wird zur Garderobe umfunktioniert.

Auch bei der Heizung hat man sich einiges einfallen lassen. Eine Pelletheizung oder eine Wärmepumpe sei nicht möglich gewesen, informierte Böhm. Unter dem Dämmputz in der Wand steckt eine Carbon-Heizung. An der Wand selbst sind, um eine Spitzenlast abzudecken, Platten einer Infrarotheizung montiert. Damit werde auch der Energieeinsparverordnung Genüge getan.
Juwel wieder zum Glänzen gebracht

Für die öffentliche Nutzung galt es, die Decken für eine höhere Last auszulegen. Auch die Barrierefreiheit, zumindest im Erdgeschoss, musste laut Böhm beachtet werden: "Von einer Gemeinde wird Vorbildfunktion erwartet."

Das Dankeschön von Veselin Kolev vom ALE galt allen, die dieses "matt gewordene Juwel durch Kreativität, Tatkraft, Geschick und Können wieder zum Glänzen gebracht haben." Ein Denkmal sei nicht konserviert, sondern für die Bevölkerung nutzbar gemacht worden. Engagierte Gruppen und Menschen werden das Gebäude künftig nutzen, sagte er.

Die Nutzung als offenes Haus für alle würdigte auch Kreisheimatpflegerin und stellvertretende Landrätin Doris Paul. Bürgermeister Volkamer freut sich, nun ein weiteres Schmuckstück am Marktplatz zu haben.
Mit einer weiteren Spende von 50.000 Euro an die Gemeinde, wie Herr Knauf sind sie natürlich auch gerne bereit.