
Auf dem Garagendach sitzt eine riesige Spinne, die in einem Netz von weißen Stricken auf ihre Opfer wartet. An ihrem Rüssel hängt ein Totenschädel. Mit stechenden, roten Augen schaut sie in Richtung Volkacher Scheffelstraße.
An den Wänden des schmucken, kleinen Einfamilienhauses krabbeln weitere Spinnen über die Fassade. Aus dem obersten Fenster hängt kopfüber ein "Toter". Es ist "Herbert", wie die Bewohner die künstliche Leiche nennen, eingehüllt in rot-weiße Tücher. Und aus einem Fenster grüßt ein Grusel-Clown, wie aus Stephen Kings Horror-Geschichte "Es".

Manch einen der vorbeikommenden Passanten gruselt es. Kinder nehmen zuerst einmal ihre Eltern an die Hand. Sie kommen extra in die sonst stille Straßengegend im Osten der Stadt, um das Halloween-Haus zu sehen.
Hauseigentümer und Hauptverantwortlicher dieser schaurigen Szenen ist Christopher Printer. "Das ist mein Hobby", schwärmt er. Geduldig erklärt er, zusammen mit seiner Familie, den Kindern und Erwachsenen, die staunend vor seinem Haus stehen, die ungewöhnliche Dekoration. Dazu erklärt die Familie auch, was Halloween eigentlich für einen Sinn hat, nämlich die Vertreibung böser Geister.
Grusel-Deko selbst gemacht und aus dem Fachgeschäft

Der Ursprung dafür findet sich in Irland. Man glaubte, dass an Allerheiligen die Seelen der Verstorbenen und die bösen Geister die Menschenwelt betreten würden. Durch Feuer und Schreckensdarstellungen sollten diese Geister vertrieben werden. Familie Printer greift diese Tradition auf: "Im Oktober fangen wir schon an, uns Gedanken zu machen", erklärt Ehefrau Anjulie Printer. Die Dekorationen werden zusammengesucht, und Christopher Printer beginnt mit dem Basteln.
Die übergroße Spinne hat er aus Bauschaum und Hasendraht geformt. Die Beine bestehen aus gebogenen Leerrohren. Im Garten hat die Familie einen "Friedhof" angelegt. Auf den Gräbern liegen Plastik-Skelette und -Knochen auf einer ausgegangenen Feuerstelle. Gerade bei Dunkelheit entsteht eine unheimliche Szenerie, die durch geschickt aufgestellte Lichtquellen noch gruseliger aussieht.

Die eigenwillige Dekoration hat ihre Freunde: Gruppen von Fußgängern und Radfahrer pilgern zu dem Haus. Die Töchter Ivy und Talena haben sich auch für sie etwas einfallen lassen: An Halloween bieten sie selbst gemachte, ekelige "Schleimis" an – eine unansehnliche Masse aus weißer und schwarzer Schokolade. Wer sich traut, sie zu probieren, ist aber begeistert: "Schmeckt klasse!", meint ein vorbeikommendes Kind unter dem fassungslosen Blick seiner Mutter.
Und es geht auch lustig: Printers haben einen Selfie-Point eingerichtet. Dort kann man sich auf eine Bank neben ein lebensgroßes Skelett setzen und die Horror-Szene fotografieren. Als die Familie vor ein paar Tagen vergessen hatte, die Beleuchtung anzumachen, hat am frühen Abend ein enttäuschter Fußgänger geläutet und gefragt, ob man Strom sparen wolle, oder ob ein Geist das Licht gelöscht habe.
Halloween-Festessen zwischen Spinnen und Skeletten

Was Christoph Printer nicht basteln kann, wird in Würzburg in einem besonderen Halloween-Laden gekauft. "Dabei ist er einmal mit einem lebensgroßen Skelett unter dem Arm durch die Innenstadt gelaufen", erzählt Anjulie Printer lachend über ihren Mann. "Das hat Aufsehen erregt!"
Wie jedes Jahr treffen sich an Halloween die Freunde der Printers am Haus. Selbstverständlich verkleidet. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt gibt es dann in der Garage ein gemeinsames Essen: unter der Spinne, inmitten von Leichen und Geistern. – Und mit einer Riesen-Stimmung.