
Julian Müller-Kaler ist studierter Politikwissenschaftler, hat seinen Master in den USA gemacht und arbeitet in Washington D.C. als Referent für eine Denkfabrik, die globale Trend- und Risikoanalysen macht. Derzeit ist der 25-Jährige bei seiner Familie in Sommerach. Auf Einladung der SPD in Volkach sprach er jetzt über die Auswirkungen der US-Wahl auf Deutschland. Im Gespräch sagt er, was vier weitere Jahre mit einem Präsidenten Donald Trump bedeuten würden.
Müller-Kaler: Bis zur Wahl kann noch viel passieren und es lauern immer ein paar Überraschungen, wie vor vier Jahren bei Hillary Clinton. Ich würde mich noch nicht festlegen wollen, aber so wie es aussieht, hat die Pandemie Trumps Chancen deutlich minimiert. Noch im Dezember war ich da anderer Meinung. Corona legt Trumps politische Inkompetenz schonungslos offen.
Müller-Kaler: Es könnte zu einer höheren Wahlbeteiligung bei Afroamerikanern oder anderen Minderheiten führen. Loyale Trump-Wähler umzustimmen wird für die Demokraten wohl schwierig, aber die Wahlbeteiligung lag 2016 bei gut 55 Prozent. Clinton hat damals in einigen Staaten gegen Trump verloren, obwohl dieser weniger Stimmen bekam als sein Vorgänger Mitt Romney bei seiner Niederlage gegen Obama 2012. Es geht also darum in den "Swingstates", also den Staaten in denen sich die Wahl entscheidet, die Menschen an die Wahlurne zu bringen. Hierfür könnte die Politisierung vieler Menschen durch die Black-Lives-Matter Bewegung eine entscheidende Rolle spielen.
Müller-Kaler: Wie viele andere Privilegierte hatte ich zum Glück die Gelegenheit, die Zeit abgeschottet in Upstate New York zu verbringen. Man hat die Einschränkungen dort zwar bemerkt, aber sie waren bei weitem nicht so drastisch wie in Deutschland. In den USA wird jedoch selbst so eine Pandemie zum Politikum. Maskenpflicht oder Social Distancing spalten die Menschen. In vielen Teilen des Landes ist es so, dass der, der eine Maske trägt, die Demokraten wählt, und wer nicht, eben die Republikaner. Das zeigt, wie gespalten dieses Land ist. Nicht einmal eine Pandemie schafft es, die Gesellschaft zu vereinen.
Müller-Kaler: Es ist natürlich tragisch zu sehen, wie sehr die Demokratie dort in Gefahr gerät. Aber für mich ist es auch sehr interessant, weil man diverse Fallbeispiele direkt diskutieren kann. Washington ist der Mittelpunkt der internationalen Politik und es gibt wohl in kaum einer anderen Stadt so viele politisch Interessierte und interessante Persönlichkeiten. Das habe ich sehr genossen.
Müller-Kaler: Absolut, weil die Trump-Regierung nicht nur politisch eine ziemliche Inkompetenz aufweist, sondern auch einen Angriff auf Institutionen dargestellt. Ob das die Politisierung der Justiz, diverse Lügen bezüglich der Wahlbeteiligung oder sein Verhältnis zu Behördenchefs, die Trump selbst eingesetzt hat, sind, er verachtet Gewaltenteilung und demokratische Kontrolle. Das ist gefährlich, denn in diesem Ausmaß hat das bisher kein Präsident gemacht. Falls Trump vier weitere Jahre regieren würde, wären die Folgen nicht nur für die Demokratie in den USA massiv, sondern auch für das internationale System. Joe Biden würde die USA mit Sicherheit zurück in das Pariser Klimaschutzabkommen führen und aufhören, die Vereinten Nationen (UN), die Welthandelsorganisation (WTO) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu torpedieren.
Müller-Kaler: Wenn Trump verliert, wäre nach der Wahl faktisch eine neue Administration im Januar 2021 an der Macht, die viele Dinge zurückdrehen kann. Aber eine wirkliche Heilung dauert wohl mehr als eine Generation. Denn die 35 bis 40 Prozent der Bevölkerung, die mehr oder minder bedingungslos Trump unterstützen, werden nicht einfach verschwinden. Die zentrale Aufgabe künftiger Regierungen muss es sein, das Vertrauen in politische Handlungsprozesse wiederherzustellen. Sollte das nicht gelingen, ist die amerikanische Demokratie nicht nur in Gefahr, sondern vielleicht sogar tot.
Herr Trump ist doch ein Suppenkasper!
Wenn es nicht so erst wäre, könnte man Trump als großangelegtes Satire-Projekt halten.
Und weil anscheinend irgendwer diese Zahlen anzweifelt und der Beitrag ohne Beleg nicht veröffentlich wird (Im Ernst jetzt – die Zahlen sind allgemein bekannt und zugänglich!?), hier die Quellen dazu:
„The Vietnam Conflict Extract Data File [...] contains records of 58,220 U.S. military fatal casualties of the Vietnam War.“ (https://www.archives.gov/research/military/vietnam-war/casualty-statistics)
„As of Monday morning, more than 5,721,900 people in the United States have been infected with the coronavirus and at least 176,800 have died, according to a New York Times database." (https://www.nytimes.com/interactive/2020/us/coronavirus-us-cases.html)
Und um ganz sicher zu gehen, rechne ich das jetzt auch noch vor 😉: 176.800 / 58.220 = 3,03…
Das wäre unter Obama vollkommen undenkbar gewesen!
Welchen Krieg hat Donald Trump denn beendet, den Obama von seinem Vorgänger George W. Bush geerbt hatte?
Mir ist nichts davon bekannt, dass die USA aus irgendwelchen islamischen Ländern abgezogen wurden. Im Gegenteil, Trump brüstete sich die "Mutter aller Bomben" im Grenzgebiet von Afghanistan und Pakistan abgeworfen zu haben. Glauben Sie denn, dass es dabei keine zivilen Opfer gegeben hat?
Können Sie mir einen Krieg nennen, den Obama begonnen hat, außer vielleicht den Kampf gegen die Terroristen der IS?
Wenn man allerdings zu oft in die Webseiten der Verschwörungsthesenverbreiter schaut dann glaubt man irgendwann alles.
Trump einmal zu wählen könnte man als „Unfall“ abtun … man hat halt nicht aufgepasst … 😉
Aber ihn zweimal zu wählen … da bliebe dann kein Zweifel, dass ein moralisch-ethisch unterbelichteter, realitätsverweigernder, narzisstischer Ignorant von moralisch-ethisch unterbelichteten, realitätsverweigernden, narzisstischen Ignoranten gewählt worden wäre …