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Eichfeld
Geliebt und gehasst: Der Biber als Mitarbeiter im Naturschutz
Eine Exkursion bei Eichfeld führt vor Augen, wie der Lebensraum des putzigen Holzfällers der Natur gut tut – und wie welche Sorgen und Probleme Biber verursachen.
Possierlich schaut er aus, der Biber. Gut 20 Kilogramm schwer und bis zu einen Meter groß kann er werden.
Foto: Roland Dietz | Possierlich schaut er aus, der Biber. Gut 20 Kilogramm schwer und bis zu einen Meter groß kann er werden.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:25 Uhr

Da hat sich die Vorsitzende der Ortsgruppe Volkach vom Bund Naturschutz, Gerda Hartner, an ein kontrovers diskutiertes Thema herangewagt: Sie lud interessierte Bürger zu einem Biber-Informationsspaziergung an die Teichanlage Lochholz bei Eichfeld ein. Klaus Petter, der zuständige Biberberater der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Kitzingen, leitete die Exkursion.

Petter hatte vor gut 20 Interessierten an der Weiher-Anlage, in deren Mitte eine große Biberburg sichtbar ist, bereits einen kleinen Infostand aufgebaut – unter dem Motto: "Biber, die guten Geister des Wassers". Und gleich in seiner Begrüßung macht er klar, dass es "nicht nur eitel Freude und Sonnenschein" im Zusammenhang mit Geschichten über den Biber gibt.

Die Biberburg in der Mitte des Weihers Lochholz bei Eichfeld, außen herum geschützt durch Bäume und Sträucher.
Foto: Hanns Strecker | Die Biberburg in der Mitte des Weihers Lochholz bei Eichfeld, außen herum geschützt durch Bäume und Sträucher.

Der Biber ist ein Tier, das mit seinen hasenähnlichen Schneidezähnen und seinem Körperbau äußerst putzig aussieht. Es kann mit seinen knapp 80 Zentimetern Länge und durchschnittlich gut 20 Kilogramm Körpergewicht zentnerweise Holz in Bachläufe schleppen und meterhohe Bäume kurz und klein nagen kann. Das Tier ist europaweit strengstens geschützt und hat kaum natürliche Feinde, und ist, wie Petter betont, ein wichtiger Mitarbeiter im Naturschutz.

Totholz und angestautes Wasser hinter der Teichanlage Lochholz. Hier hat der Biber ganze Arbeit geleistet.
Foto: Hanns Strecker | Totholz und angestautes Wasser hinter der Teichanlage Lochholz. Hier hat der Biber ganze Arbeit geleistet.

Der Biberfachmann gibt Beispiele dafür: Wo Biber sich ansiedeln, dort erhöht sich die Artenvielfalt und der Trinkwasser-Reproduktion. Die Artenvielfalt deswegen, weil sich auf dem angestauten Wasser unzählige Insekten, seltene Vögel, vom Aussterben bedrohte Echsen sowie anderes seltene Getier einfindet. "Ein wunderbarer Effekt für Flora und Fauna", wie Petter es zusammenfasst.

Eine typische Biber-Nagestelle. Bald fällt der Baumstamm um.
Foto: Hanns Strecker | Eine typische Biber-Nagestelle. Bald fällt der Baumstamm um.

Zum Thema Trinkwasser verweist er auf den unterfränkischen Trockenstandort hin, wo die Hilfe des Biber zum Tragen kommt: Durch das Einbauen von Holzsperren in kleinen Bachläufen, sogenannten Dämmen, hält er das Wasser zurück, das sich zum Beispiel auf Wiesen ausbreitet. Zudem haben die Holzsperren den Effekt, Wasser zu reinigen, da sie das Wasser ja bedingt durchfließen lassen.

"Das stimmt so nicht, das muss man differenzierter sehen", wirft der Eichfelder Klaus Hofmann ein. Er ist der Eigentümer der Teichanlage und schiebt gleich die Frage hinterher, "ob nicht zu viel Power in den Schutz des Biber gebracht wird". Der diplomierte Landschaftsarchitekt spricht bei den überfluteten Wiesen von "einer Landnahme und Enteignung durch den Biber".

Zeugnis des großen Arbeitspensums des Bibers: Im Bachlauf hat er einen Damm gebaut, um Wasser anzustauen.
Foto: Hanns Strecker | Zeugnis des großen Arbeitspensums des Bibers: Im Bachlauf hat er einen Damm gebaut, um Wasser anzustauen.

Dazu verweist Gerda Hartner auf ein Sonnenblumenfeld neben dem Teich, das sie verpachtet hat. Es ist durch die Staunässe der Biberdämme in Mitleidenschaft gezogen. Auch hat der Biber schon etliche Quadratmeter Pflanzen zum Bau seiner Burg herausgerissen. Noch will sie aber nicht einschreiten. "Wer Grün zulässt, darf nicht der Dumme sein!", sagt Klaus Hofmann. Eine Lösung wäre für ihn, dass man den Biber in Staatsforsten oder Naturschutzgebiete umsiedeln könnte.

"Für alle Probleme, die uns gemeldet werden, gibt es Lösungen."
Dieter Lange, Untere Naturschutzbehörde

"Im Gesamten gesehen sind die ökologischen Leistungen des Biber höher einzuschätzen als die vermeintlichen Schäden, die der Biber in der Agrarlandschaft hinterlässt," wehrt sich Petter. Und Dieter Lang, Sachbearbeiter in der Unteren Naturschutzbehörde, setzt auf Kompromisse: "Für alle Probleme, die uns gemeldet werden, gibt es Lösungen." Er verweist auf ein ordentliches Bibermanagement, angefangen vom Abtragen der Staudämme und dem Vergrämen, bis hin zum allerletzten Mittel: dem Bejagen durch den zuständigen Jagdberechtigten, was aber in den vergangenen Jahren höchstens zwei, drei Mal notwendig geworden ist.

Bäume in verschiedenen Größen und Dicke hat der Biber in Ufernähe angenagt und gefällt.
Foto: Hanns Strecker | Bäume in verschiedenen Größen und Dicke hat der Biber in Ufernähe angenagt und gefällt.

Anmerkung: In einer früheren Version war das Bild einer Nutria zu sehen. Wir haben das Foto ausgetauscht.

 
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