
Da hat sich die Vorsitzende der Ortsgruppe Volkach vom Bund Naturschutz, Gerda Hartner, an ein kontrovers diskutiertes Thema herangewagt: Sie lud interessierte Bürger zu einem Biber-Informationsspaziergung an die Teichanlage Lochholz bei Eichfeld ein. Klaus Petter, der zuständige Biberberater der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Kitzingen, leitete die Exkursion.
Petter hatte vor gut 20 Interessierten an der Weiher-Anlage, in deren Mitte eine große Biberburg sichtbar ist, bereits einen kleinen Infostand aufgebaut – unter dem Motto: "Biber, die guten Geister des Wassers". Und gleich in seiner Begrüßung macht er klar, dass es "nicht nur eitel Freude und Sonnenschein" im Zusammenhang mit Geschichten über den Biber gibt.

Der Biber ist ein Tier, das mit seinen hasenähnlichen Schneidezähnen und seinem Körperbau äußerst putzig aussieht. Es kann mit seinen knapp 80 Zentimetern Länge und durchschnittlich gut 20 Kilogramm Körpergewicht zentnerweise Holz in Bachläufe schleppen und meterhohe Bäume kurz und klein nagen kann. Das Tier ist europaweit strengstens geschützt und hat kaum natürliche Feinde, und ist, wie Petter betont, ein wichtiger Mitarbeiter im Naturschutz.

Der Biberfachmann gibt Beispiele dafür: Wo Biber sich ansiedeln, dort erhöht sich die Artenvielfalt und der Trinkwasser-Reproduktion. Die Artenvielfalt deswegen, weil sich auf dem angestauten Wasser unzählige Insekten, seltene Vögel, vom Aussterben bedrohte Echsen sowie anderes seltene Getier einfindet. "Ein wunderbarer Effekt für Flora und Fauna", wie Petter es zusammenfasst.

Zum Thema Trinkwasser verweist er auf den unterfränkischen Trockenstandort hin, wo die Hilfe des Biber zum Tragen kommt: Durch das Einbauen von Holzsperren in kleinen Bachläufen, sogenannten Dämmen, hält er das Wasser zurück, das sich zum Beispiel auf Wiesen ausbreitet. Zudem haben die Holzsperren den Effekt, Wasser zu reinigen, da sie das Wasser ja bedingt durchfließen lassen.
"Das stimmt so nicht, das muss man differenzierter sehen", wirft der Eichfelder Klaus Hofmann ein. Er ist der Eigentümer der Teichanlage und schiebt gleich die Frage hinterher, "ob nicht zu viel Power in den Schutz des Biber gebracht wird". Der diplomierte Landschaftsarchitekt spricht bei den überfluteten Wiesen von "einer Landnahme und Enteignung durch den Biber".

Dazu verweist Gerda Hartner auf ein Sonnenblumenfeld neben dem Teich, das sie verpachtet hat. Es ist durch die Staunässe der Biberdämme in Mitleidenschaft gezogen. Auch hat der Biber schon etliche Quadratmeter Pflanzen zum Bau seiner Burg herausgerissen. Noch will sie aber nicht einschreiten. "Wer Grün zulässt, darf nicht der Dumme sein!", sagt Klaus Hofmann. Eine Lösung wäre für ihn, dass man den Biber in Staatsforsten oder Naturschutzgebiete umsiedeln könnte.
"Im Gesamten gesehen sind die ökologischen Leistungen des Biber höher einzuschätzen als die vermeintlichen Schäden, die der Biber in der Agrarlandschaft hinterlässt," wehrt sich Petter. Und Dieter Lang, Sachbearbeiter in der Unteren Naturschutzbehörde, setzt auf Kompromisse: "Für alle Probleme, die uns gemeldet werden, gibt es Lösungen." Er verweist auf ein ordentliches Bibermanagement, angefangen vom Abtragen der Staudämme und dem Vergrämen, bis hin zum allerletzten Mittel: dem Bejagen durch den zuständigen Jagdberechtigten, was aber in den vergangenen Jahren höchstens zwei, drei Mal notwendig geworden ist.

Anmerkung: In einer früheren Version war das Bild einer Nutria zu sehen. Wir haben das Foto ausgetauscht.