Einer großen Herausforderung stellt sich Kimberly Langlotz aus Dettelbach-Euerfeld in den kommenden Wochen, vielleicht auch Monaten: Sie möchte in diesem Jahr Fränkische Weinkönigin werden. "Es war eine spontane Idee, sich für dieses ehrenvolle Amt zu bewerben" erzählt die 20-Jährige. An einem Abend im vergangenen Oktober saß sie mit einem Glas Wein zuhause auf der Couch und hat durch Facebook gescrollt. "Dort habe ich die Anzeige für das Amt der Fränkischen Weinkönigin entdeckt. Am nächsten Tag habe ich mich gleich beworben", sagt die junge Frau und strahlt.
Kimberly Langlotz ist eine außergewöhnliche Anwärterin auf den Posten der Weinkönigin. Sie entstammt keiner Winzerfamilie und war oder ist keine Weinprinzessin – wie die anderen drei Bewerberinnen. Dennoch traut sie sich die Vertretung der Region zu, denn sie hat ihren Beruf als Winzerin von der Pike auf gelernt und kann so mit ihrem fachlichen Wissen punkten. "Von der Pflanzung des Weinstocks über die Pflege und das Wachstum der Trauben bis hin zur Ernte und schließlich zur Abfüllung des fertigen Weins in die Flaschen: Ich bin von Anfang bis Ende der Reise des fränkischen Weines dabei", erzählt Langlotz stolz. Sie arbeitet beim Weingut Zur Schwane in Volkach.
Ihr Vater stellt selbst Wein her – zum Eigengebrauch
Eine weitere Besonderheit der 20-Jährigen ist, dass sie nicht aus Franken, sondern aus Thüringen stammt. Sie wuchs bei ihren Eltern und zusammen mit ihren beiden älteren Brüdern in der Nähe ihrer Geburtsstadt Eisenach auf. "Mein Vater hat im Garten ein paar Weinstöcke. Aus den Trauben macht er schon seit langem Wein und Likör, doch die Ernte reicht gerade einmal für den Privatgebrauch", verrät Langlotz und lacht. Doch dort habe sie das erste Mal Berührung mit dem Thema Weinbau gehabt.
Während des zehnten und letzten Jahres an der Realschule habe sie mit Schulkameraden das ein oder andere Glas Wein getrunken. "Da habe ich hinterfragt, was das Produkt Wein eigentlich ist und wie es hergestellt wird", erzählt Langlotz. Noch während ihres letzten Schuljahres habe sie Praktika in verschiedenen Weingütern in Sachsen und Sachsen-Anhalt gemacht und so ihre Leidenschaft zum Weinbau kennengelernt. Mit Begeisterung hat sie danach ihre Ausbildung zur Winzerin beim Landesweingut Kloster Pforta in Sachsen-Anhalt abgeschlossen und ihre Leidenschaft für den gegorenen Traubensaft zum Beruf gemacht. Hier könne sie in der Natur arbeiten, von ihr lernen, sie so besser verstehen und der Umwelt den gebührenden Respekt entgegenbringen.
Auf die Frage, weshalb sie nach ihrer Ausbildung nach Franken kam, weiß sie gleich eine Antwort: "Als ich 16 Jahre alt war, war ich zu Besuch in Würzburg. Die Atmosphäre beim Brückenschoppen auf der Alten Mainbrücke hat mich so sehr beeindruckt, dass ich damals schon wusste, dass ich später hier in der Region arbeiten möchte", schwärmt die 20-jährige Neu-Dettelbacherin. Die Landschaft mit den steilen Weinbergen finde sie sehr eindrucksvoll, diese gebe es in ihrer Heimat so nicht. Auch die Mentalität der Menschen hat sie positiv beeinflusst, ihre Zelte in Franken aufzuschlagen. "Ich wurde hier sofort herzlich aufgenommen. Der Wein-, Obst- und Gartenbauverein Dettelbach unterstützte mich von Beginn an. Seit meiner Bewerbung um die Krone der Fränkischen Weinkönigin bekomme ich von diesem nicht nur mentale, sondern auch ein klein wenig finanzielle Unterstützung", freut sich Langlotz.
Die Termine häufen sich in nächster Zeit
Bis zur Wahl am 20. März hat Kimberly Langlotz noch einige Termine zu absolvieren: Schulungen zum Thema Marketing, ein Weinprinzessinnen-Seminar und private Besuche bei vielen verschiedenen Weingütern in der Region. So kann sie sich bei den Menschen bekannt machen und sie lernt die Region noch besser kennen, da sie erst seit Juli 2019 in Franken lebt und arbeitet.
"Normalerweise spiele ich in meiner Freizeit gerne Fußball und Darts, doch hierfür habe ich im Moment leider keine Zeit", erzählt Aspirantin auf den Thron des Frankenweins. Doch ein anderes Hobby kann sie gut mit ihrer Arbeit verbinden: die Fotografie. Oft gebe es früh morgens eine tolle Stimmung, die sie dann mit ihrer Kamera festhält. Aber auch viele Tiere, die im Weinberg zuhause sind, hatte Langlotz schon vor der Linse. "Ich genieße jeden Tag die wundervollen Momente in der Natur und so kann ich mir keinen schöneren Beruf als den des Winzers vorstellen", schwärmt sie.