
Orchideen sind für viele Pflanzenliebhaberinnen und Pflanzenliebhaber fester Bestandteil der heimischen Fensterbank. Nicht zuletzt durch ihre Blüten- und Farbenpracht verleihen sie ihrer Umgebungeinen Hauch Exotik und Eleganz. Mit der Kultivierung von Gartenorchideen ist diese Wirkung jedoch nicht nur auf das eigene Gewächshaus oder die Innenräume beschränkt. Sabine Herbst, Fachberaterin für Zierpflanzenbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF), gibt Tipps zur Pflanzung und Pflege von winterharten Gartenorchideen.
Nicht jede Gattung hat die gleichen Standortansprüche, jedoch gibt es einige grundsätzliche Hinweise für das gute Gedeihen der Schönheiten. Die meisten Gartenorchideen vertragen auf Dauer keine volle Sonne und bevorzugen daher einen eher halbschattigen oder sogar schattigen Standort. Zum Beispiel in der Nähe von lichten Bäumen und Sträuchern. Hier sind die Orchideen zudem besser vor Hagel oder starkem Wind geschützt.
Passende Nachbarpflanzen erhöhen die Luftfeuchtigkeit
Auch das Setzen von Begleitpflanzen wirkt sich bei der richtigen Wahl positiv aus. Nachbarpflanzen sorgen im Kleinklima für eine Erhöhung der Luftfeuchte und verlangsamen durch die Beschattung des Bodens dessen Austrocknung.
Gartenorchideen lassen sich bei zu starker Konkurrenz schnell überwuchern, warnt Fachberaterin Sabine Herbst aber. Geeignet sind daher kleinwüchsige und langsam wachsende Begleiter wie zum Beispiel Waldanemonen, niedrige Hosta-Arten oder Zwergakelei. Mindestens so wichtig wie die Nachbarschaft ist der Boden, in dem die Orchideen Wurzeln schlagen sollen.
Drainage-Schicht bietet Schutz vor Staunässe
Gartenorchideen bevorzugen lockere, durchlässige Erde bei einer gleichzeitig guten Wasserspeicherkapazität. Dies ist zum einen wichtig, um ein vollständiges Austrocknen des Bodens und der empfindlichen Orchidee zu verhindern. Zum anderen senkt gute Durchlässigkeit die Gefahr von Staunässe und damit auch von Wurzelfäule. Deshalb ist vor allem bei lehmigen Böden das Untermischen von Zuschlagsstoffen wie zum Beispiel Lavagestein, Blähton oder Bims zu empfehlen. Die Ausbringung einer Drainage-Schicht am Boden des Pflanzloches bietet einen zusätzlichen Schutz vor Staunässe.

Vor allem Neupflanzungen im Frühjahr sollten mit einer extra Kanne Wasser unterstützt werden. Gleiches gilt für alle Gartenorchideen in den warmen Monaten.
Gartenorchidee düngen: Lieber zu wenig als zu viel
Das Thema Düngung ist wie bei anderen Orchideen, durch ihre salzempfindlichen Wurzeln, nicht einfach. Hier gilt also der Grundsatz lieber gar nicht oder zu wenig als zu viel. Gut ist ein im Frühjahr ausgebrachter Langzeitdünger, der Nährstoffe langsam über mehrere Wochen oder Monate abgibt.
Nach der Wachstums- und Blühphase unterscheidet sich das Verhalten der Gartenorchideen von ihren tropischen Verwandten. Orchideen im Freiland haben intensivere Ruhephasen, in denen sie sich gegen Umwelteinflüsse wie Frost oder Hitze (Gattung Orchis) wappnen.

Ab Spätsommer bis Herbst vergilbt das Laub der meisten Gartenorchideen und stirbt anschließend. Nun ziehen sich diese in den Boden zurück und konzentrieren sich auf ihre unterirdischen Pflanzenteile. Im Frühjahr kommen dann wieder die ersten Neuaustriebe zum Vorschein.
Nun bleibt der Fachberaterin vom AELF zufolge nur noch die Frage, welche Orchidee am besten zum eigenen Garten passt. In Betrachtung der Vielfalt ist für jeden Anspruch und Geschmack etwas dabei. Hier kommen vier Beispiele.
1. Die Japanorchidee/Bletilla: Gattung für Anfänger
Eine geeignete Gattung für Anfänger mit einer Blütezeit von Mai bis August (je nach Sorte) und einer Winterhärte bis circa -10 Grad Celsius. Bei starken Frösten ist ein zusätzlicher Schutz zu empfehlen. Eine Pflanzung ist möglich im Frühjahr oder Herbst. Die Japanorchidee ist weniger anspruchsvoll an den Boden als andere Gattungen.
2. Das Knabenkraut/Orchis: Sommerruhe als Besonderheit
Das Knabenkraut blüht zwischen April und Mai an einem sonnigen bis halbschattigen Plätzchen. Die Winterhärte reicht von -10 bis -30 Grad Celsius. Eine Besonderheit der Gattung Orchis ist das Einlegen einer Sommerruhe. In den warmen Monaten ist also kein Laub zu sehen. Die Ausbildung neuer Blätter erfolgt im Herbst, welche über den Winter bestehen bleiben.
3. Der Stendelwurz/Epipactis: Blüte zwischen Mai und August
Insgesamt weniger anspruchsvoll, eignet sich die Gattung gut für Einsteiger. Epipactis ist winterhart bis zu -20 Grad Celsius und blüht, je nach Art, zwischen Mai und August. Eine der Gartenorchideen mit den stärksten Vermehrungsraten. Der Stendelwurz bevorzugt halbschattige Standorte. Er kommt auch an helleren Standorten zurecht, wenn der Boden nicht austrocknet.
4. Der Frauenschuh/Cypripedium: Hohe Frosthärte
Besitzt eine hohe Frosthärte mit bis zu -25 Grad Celsius und einer Blütezeit von April bis Mai. Fühlt sich an schattigen oder halbschattigen Plätzen wohl und wird am besten im Herbst gepflanzt. Der Neuaustrieb ist im Frühjahr, deshalb diesen vor Spätfrost schützen. Cypripedium-Hybriden sind meist einfacher in der Pflege als Naturarten.
Übrigens, schreibt Sabine Herbst abschließend, können Gartenorchideen auch gut im Kübel oder Topf gehalten werden. Wichtig sind eine ausreichende Größe des Gefäßes und regelmäßiges Gießen. Egal ob im Topf oder Beet: Blühende Gartenorchideen sind ein ganz besonderer Blickfang mit dem gewissen Etwas.