Zwei Jahre Zwangspause liegen hinter den Jecken im Landkreis. Wie wichtig es für sie ist, dass sie diesmal wieder an den närrischen Tagen feiern dürfen, verdeutlicht Marcus Wicher. Der Gesellschaftspräsident der Wiesentheier KoKaGe macht deutlich: "Wenn auch diesmal nichts stattgefunden hätte, dann hätte man den ganzen Fasching einstellen können."
So weit ist es nicht gekommen, jedoch sind die beiden Jahre ohne Auftritte und mit stark eingeschränktem Vereinsleben nicht spurlos an den närrischen Clubs im Landkreis vorbeigegangen. Das bestätigen auf Nachfrage einige Fasernachter im Landkreis.
Beim Neustart stießen die Verantwortlichen nahezu überall auf ungewohnte Anlaufschwierigkeiten und Probleme, wie sie berichten. "Es war wie ein Neubeginn; die Routine war absolut verloren. Hier fehlt noch der Bus, das muss noch aufs Plakat gedruckt werden – und so weiter", stellt Marcus Wicher, der über Jahre erprobte Strippenzieher bei der Gesellschaft in Wiesentheid, fest.
Narrengilde Laub: Automatismen sind weg
Ähnliches berichtet mit Sabine Schwingler auch die Vorsitzende der Narrengilde Laub. Die vorherigen Automatismen der Organisation, das "Wer macht was?", seien weg gewesen. "Wir mussten uns diesmal im Vorfeld viel häufiger treffen als sonst", erzählt Schwingler. Ins gleiche Horn stößt Ralf Spiegel von den "Höpper Elfer" in Albertshofen. "Es fiel schwerer, die Leichtigkeit fehlte. Bei vielem mussten wir erst überlegen: Wie war das noch vor drei Jahren?"
Während der beiden faschingslosen Jahre sei es nicht so einfach gewesen, die vielen Aktiven bei der Stange und bei Laune zu halten. Gerade beim Garde-Nachwuchs war Kreativität gefragt. Nur Training? – Da machte nicht jede und jeder mit. Vor allem für die älteren Tanzgruppen sei das schwierig gewesen. Das bestätigt mit Julia Förster eine Trainerin der Wiesentheider. "Es gab auch zwei, drei, die sagten: Da kann ich mich nicht motivieren. Mir macht das keinen Spaß, nur zu trainieren und nicht auf der Bühne zu stehen", berichtet sie.
Die Motivation fördern
Geübt wurde, so gut und so weit es auch angesichts der Vorschriften ging. Mit manchen Einfällen habe man sich durch die Corona-Zeit gehangelt, um die Mädels dabei zu halten, wie Förster sagt. Als auch das nichts mehr half, ging es von vorne los. "Wir haben beim Schautanz vor einem Jahr alles umgeworfen und beschlossen, wir machen komplett etwas Neues. Damit wollten wir einen Reiz setzen, die Motivation fördern." Was anscheinend gelungen ist.
Kaum Abgänge habe die Kinder- und Jugendgarde der Wiesentheider zu verzeichnen, so Tanja Burgermeister. Den Jugendlichen sei der Zusammenhalt, die Gemeinschaft, einfach wichtig. Wie viele andere Gruppen habe man zu Lockdown-Zeiten eben online trainiert mit den rund 40 Mädels im Alter von elf bis 18 Jahren.
Das sei gut angekommen und gerade für die Jüngeren wichtig gewesen. Die befürchtete Austrittswelle blieb auch in Laub glücklicherweise aus. "Wir können uns nicht beschweren; der Schwund war nicht anders als in den Jahren sonst", heißt es von dort.
Bei den beiden Gruppen der Kitzinger Karnevalsgesellschaft schätzt Trainerin Ann-Katrin Götz, dass insgesamt etwa zehn Aktive in der Corona-Zeit weggebrochen seien. "Bei den Kleinsten ist das kein Problem, da springen immer mal welche ab. Aber bei den Juniorinnen sieht es schlechter aus." Ab einem Alter von elf, zwölf Jahren sei es gerade in Kitzingen schwierig, neue Akteurinnen zu bekommen.
Faschingstanz beim Sommerfest
Was also kann man tun? Ein eigens anberaumtes Sommerfest im vergangenen Jahr erwies sich für Albertshofen als Volltreffer, meint Höpper-Präsident Ralf Spiegel. "Die Leute haben gesehen: Wir sind noch nicht ganz weg. Die Kinder konnten ihren Tanz zeigen."
Jetzt aber ist nicht nur Leonie Gailus von der Karnevalsvereinigung in Obervolkach heilfroh, dass es für ihre zwischen neun und 16 Jahre alten Tänzerinnen nun wieder vor Publikum und auf der Bühne losgeht. "Es war zwischendurch schon schwierig, sie zu motivieren", sagt sie. "Wir freuen uns jetzt umso mehr auf die Saison und die Sitzungen."
Schon wieder einen Auftritt gab es in Wiesentheid, erzählt Julia Förster: "Sie waren so was von nervös vorher; das kannten sie schon fast nicht mehr." Richtig geprickelt habe es bei einigen ihrer Mädels, bevor sie wieder im Rampenlicht auf der Bühne standen.
Bei den Tänzerinnen des JTSC in Dettelbach zeigte sich in den vergangenen Monaten sogar ein gegensätzlicher Trend. "Wir sind mehr im Turniertanzsport aktiv, kaum im Fasching. Unser Glück war, dass wir vergangenes Jahr eine Turniersaison hatten. Das lief zwar ohne Zuschauer, aber immerhin", sagte Sonja Pfeiffer vom JTSC. Die Folge: Ihr Verein hat in der Altersklasse der Acht- bis Elfjährigen so viel Zulauf bekommen, dass sogar eine Gruppe zusätzlich entstanden ist.
