
Die Nachfrage nach einer Betreuung von Schulkindern nach Unterrichtsende wird immer größer. Dafür stehen den Eltern beziehungsweise Schülern im Landkreis Kitzingen fünf verschiedene Modelle zur Verfügung, wie wir bereits im ersten Teil dieser Serie erwähnt haben. In diesem Artikel geht es nun um die gebundene Ganztagsschule am Beispiel der Mittelschule Wiesentheid, die sich von den anderen Angeboten deutlich unterscheidet.
Während die offene Ganztagsschule, der Hort, die Mittagsbetreuung und das Tagesheim erst nach dem regulären Schulunterricht stattfinden, die Schülerinnen dafür meist die Räumlichkeiten wechseln müssen und andere Betreuer haben, ist der gebundene Ganztag in den Schultag integriert.
Das bedeutet, dass sich der Unterricht (Kernfächer, Förderangebote, Übezeit) über den ganzen Tag verteilt. Die Mittelschule Wiesentheid bietet den gebundenen Ganztag von Montag bis Donnerstag von 8 bis 15.30 Uhr an, freitags ist bereits um 13 Uhr Unterrichtsende. In der Mittagspause essen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam in der Mensa.
Eine der wichtigsten Aufgaben für die Schüler im gebunden Ganztag ist laut Georgia Niemeyer, Rektorin der Mittelschule Wiesentheid, die Wochenplan-Arbeit. Alle bekommen am Anfang der Woche ihren Arbeitsplan, auf dem alle Aufgaben aufgelistet sind, die sie in den sogenannten Übezeiten zu erledigen haben. "Hierbei unterscheiden wir zwischen Pflichtaufgaben, die der Schüler machen muss, und zusätzlichen Aufgaben, die der Schüler erst dann macht, wenn er bereits mit den Pflichtaufgaben fertig ist", erklärt Niemeyer.
Das gesamte Lehrerkollegium ist in die Ganztagsschule eingebunden

Das gesamte Lehrerkollegium ist im Ganztag eingebunden, da viele auch Fachunterricht in den Ganztagsklassen geben. Nur in den Arbeitsgruppen (AGs) und in der Mittagspause kommen auch Nicht-Lehrer zum Einsatz.
Die wichtigsten Aufgaben der Lehrkräfte und Betreuer sind nach Meinung der Rektorin zum einen die Steigerung der Lese- und Sprachkompetenz, das Wecken neuer Interessen durch AGs, etwa Sport, kreative Arbeit, sowie die Werte- und Medienerziehung. Zum anderen lege das Kollegium Wert auf eine individuelle Förderung und fächerübergreifendes sowie handlungsorientiertes Lernen, um die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der Schüler zu stärken.
Die gebundene Ganztagsschule bietet die Mittelschule Wiesentheid schon seit 2006 an. Aktuell gibt es pro Jahrgangsstufe eine Ganztagsklasse. Die Klassenstärke liegt in den Jahrgansstufen 5 und 6 bei circa 25 Schülern, in den Jahrgangsstufen 7 bis 9 bei circa 16 Schülern. Durch die staatliche Förderung bekommt die Schule pro Ganztagsklasse neun zusätzliche Lehrerstunden und Kolping als Träger ein gewisses Budget, beispielsweise für AG-Leiter.
Der gebundene Ganztag ist ein kostenloses Angebot

Für manche Kinder sei es allerdings schwierig, solange in der Schule zu sein, meint Niemeyer. "Sei es, weil Sommer ist und die anderen Kinder im Schwimmbad sind oder weil die Konzentration nicht den ganzen Tag aufrechterhalten werden kann." Auch das ganztägige Zusammensein und die wenige Zeit für sich stellten für einige Kinder ein Problem dar.
Doch die Vorteile liegen laut Niemeyer klar auf der Hand. Erstens für die Eltern: "Für sie ist durch die verlässliche und kompetente Betreuung eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich." Und zweitens für die Kinder: "Sie bekommen betreute Übungseinheiten, ein verstärktes Zusammengehörigkeitsgefühl, soziale Kompetenzen, eine intensive Vorbereitung auf die Abschlussprüfung und vieles mehr." Darüber hinaus ist der gebundene Ganztag kostenlos. Nur für das Mittagessen fallen Kosten an.
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