
Einmal noch Wiesentheider Kirchweih Ende September, einmal Musikmeile am 2. Oktober, dann ist Feierabend in Edi's Gaststube. Das beliebte Lokal in Wiesentheid schließt Anfang Oktober. Dieser Tage hat das Gastwirts-Ehepaar Rita und Edi Bätz die schon länger kursierenden Gerüchte bestätigt. "Ja, es ist wahr", sagt Rita Bätz. "Wir geben erst einmal den Dauerbetrieb auf." Nach 30 Jahren haben sich die beiden also entschlossen, ihre Gaststätte, die für viele aus der Umgebung beliebter Treffpunkt zum Essen- und Ausgehen war, zuzusperren.

So richtig mag vor allem Edi Bätz noch nicht daran denken, dass es nur noch etwas mehr als ein Monat ist, bis hier die Lichter ausgehen. "Das ist sehr schlimm. Für mich ist das mein Kind, aber mir bleibt nichts anderes übrig." Es ist eine Mischung aus Personalproblemen, den Nachwehen der Corona-Pandemie und vor allem der eigenen angeschlagenen Gesundheit, die den Entschluss zum Aufhören seit dem Frühjahr hat reifen lassen. "Ich habe gemerkt, dass es mir einfach zu viel wird", gibt der 63-Jährige zu.
Ein Wirt vom alten Schlag, der mit am Stammtisch saß
Edi Bätz ist eine Institution in Wiesentheid, ein Gastwirt vom alten Schlag. Einer, der nie um einen Spruch verlegen ist, fränkisch geradeaus, so kennen und schätzen ihn seine Gäste. Einer, der gerne mal mit den Leuten plaudert, sich mit an den Stammtisch setzt und auch mal einen ausgibt. In der Gaststätte verbrachten er und seine Frau in den vergangenen drei Jahrzehnten wohl mehr Zeit als im heimischen Wohnzimmer.

Edis Reich ist die Küche. Gekocht wird gut bürgerlich, frisch und regional, so mochten es die Leute. Seine Frau Rita kümmert sich um die Gäste. Sie nimmt als Bedienung die Bestellungen auf, sorgt für die Getränke und alles Weitere.
Zur Hochzeit ergab sich die Gelegenheit für das Lokal
Vor fast genau 30 Jahren, am 16. September 1994, haben Rita und Edi Bätz das Lokal in Wiesentheid eröffnet: als "Reichelstube" am Bahnübergang, unweit der Steigerwaldhalle. Für ihn, den gelernten Maurer, der in einer Gastwirtschaft im kleinen Hof im Steigerwald aufgewachsen war, erfüllte sich damit ein Traum. Ziemlich genau zur Hochzeit der beiden hatte sich die Gelegenheit ergeben, das Lokal zu pachten und zu übernehmen.
In der Folge wuchs auch die Familie, zwei Töchter kamen zur Welt. Anfang der 2000er-Jahre kauften die beiden schließlich das Anwesen, bauten es um und vergrößerten das Lokal auf das heutige Maß. Rund 70 Plätze sind es innen, dazu ein Biergarten, das bedeutete auch einiges an Arbeit. "Wir haben 30 Jahre voll Power durchgearbeitet und teils noch nebenher", erzählen sie.

Dabei kam die Freizeit oft zu kurz, die Familie musste häufig hinten anstehen. Anfangs hatten sie an sechs Tagen die Woche offen, kaum zu glauben heutzutage, wie sie beide lächelnd bemerken. Inzwischen ist das Lokal freitags bis sonntags geöffnet.
Das alles fordert seinen Tribut, wie vor allem Edi Bätz zuletzt merkte. Er müsse auch einmal an sich denken, sagt er. Ob ihm etwas fehlen wird? "Ja, vor allem die Gäste, die Gespräche. Bei mir ist es Leidenschaft. Ich habe das mit viel Herzblut gemacht." Ganz die Füße hochlegen kann und will Edi Bätz nicht. Doch ab Herbst wird er erst einmal eine längere Pause einlegen. Wie lange, das werde man sehen.

Das Lokal will das Gastwirtsehepaar künftig für Veranstaltungen wie Geburtstage oder kleine Familienfeiern vermieten. Einige weitere Ideen haben Rita und Edi Bätz bereits, doch sie lassen alles erst mal auf sich zukommen. Ab dem 3. Oktober werden sie jedenfalls viel Zeit für sich haben. Etwas, das die beiden bisher nicht kannten.