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Wiesentheid
"Für mich ist das mein Kind": Warum Edi Bätz nach 30 Jahren seine Gaststube in Wiesentheid voller Wehmut zusperrt
Die Gerüchte sind wahr, schreibt der Inhaber an seine Gäste: Das Traditionslokal macht Anfang Oktober dicht. Hier erzählt der 63-Jährige über seinen schweren Entschluss.
Gastwirt und Koch aus Leidenschaft: Edi Bätz in seiner Küche. Anfang Oktober werden im Lokal die Lichter ausgehen.  
Foto: Andreas Stöckinger | Gastwirt und Koch aus Leidenschaft: Edi Bätz in seiner Küche. Anfang Oktober werden im Lokal die Lichter ausgehen.  
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 01.09.2024 02:35 Uhr

Einmal noch Wiesentheider Kirchweih Ende September, einmal Musikmeile am 2. Oktober, dann ist Feierabend in Edi's Gaststube. Das beliebte Lokal in Wiesentheid schließt Anfang Oktober. Dieser Tage hat das Gastwirts-Ehepaar Rita und Edi Bätz die schon länger kursierenden Gerüchte bestätigt. "Ja, es ist wahr", sagt Rita Bätz. "Wir geben erst einmal den Dauerbetrieb auf." Nach 30 Jahren haben sich die beiden also entschlossen, ihre Gaststätte, die für viele aus der Umgebung beliebter Treffpunkt zum Essen- und Ausgehen war, zuzusperren.

Das Schild am Gasthaus in der Jahnstraße in Wiesentheid.
Foto: Andreas Stöckinger | Das Schild am Gasthaus in der Jahnstraße in Wiesentheid.

So richtig mag vor allem Edi Bätz noch nicht daran denken, dass es nur noch etwas mehr als ein Monat ist, bis hier die Lichter ausgehen. "Das ist sehr schlimm. Für mich ist das mein Kind, aber mir bleibt nichts anderes übrig." Es ist eine Mischung aus Personalproblemen, den Nachwehen der Corona-Pandemie und vor allem der eigenen angeschlagenen Gesundheit, die den Entschluss zum Aufhören seit dem Frühjahr hat reifen lassen. "Ich habe gemerkt, dass es mir einfach zu viel wird", gibt der 63-Jährige zu.

Ein Wirt vom alten Schlag, der mit am Stammtisch saß

Edi Bätz ist eine Institution in Wiesentheid, ein Gastwirt vom alten Schlag. Einer, der nie um einen Spruch verlegen ist, fränkisch geradeaus, so kennen und schätzen ihn seine Gäste. Einer, der gerne mal mit den Leuten plaudert, sich mit an den Stammtisch setzt und auch mal einen ausgibt. In der Gaststätte verbrachten er und seine Frau in den vergangenen drei Jahrzehnten wohl mehr Zeit als im heimischen Wohnzimmer.

Zeit für ein Bier und einen Plausch mit den Stammgästen nahm und nimmt sich Gastwirt Edi Bätz (Zweiter von links) gerne.
Foto: Andreas Stöckinger | Zeit für ein Bier und einen Plausch mit den Stammgästen nahm und nimmt sich Gastwirt Edi Bätz (Zweiter von links) gerne.

Edis Reich ist die Küche. Gekocht wird gut bürgerlich, frisch und regional, so mochten es die Leute. Seine Frau Rita kümmert sich um die Gäste. Sie nimmt als Bedienung die Bestellungen auf, sorgt für die Getränke und alles Weitere.

Zur Hochzeit ergab sich die Gelegenheit für das Lokal

Vor fast genau 30 Jahren, am 16. September 1994, haben Rita und Edi Bätz das Lokal in Wiesentheid eröffnet: als "Reichelstube" am Bahnübergang, unweit der Steigerwaldhalle. Für ihn, den gelernten Maurer, der in einer Gastwirtschaft im kleinen Hof im Steigerwald aufgewachsen war, erfüllte sich damit ein Traum. Ziemlich genau zur Hochzeit der beiden hatte sich die Gelegenheit ergeben, das Lokal zu pachten und zu übernehmen.

In der Folge wuchs auch die Familie, zwei Töchter kamen zur Welt. Anfang der 2000er-Jahre kauften die beiden schließlich das Anwesen, bauten es um und vergrößerten das Lokal auf das heutige Maß. Rund 70 Plätze sind es innen, dazu ein Biergarten, das bedeutete auch einiges an Arbeit. "Wir haben 30 Jahre voll Power durchgearbeitet und teils noch nebenher", erzählen sie.

Die Gastwirtschaft ist (noch) ihr Leben: Rita und Edi Bätz mit Tochter Rebecca.
Foto: Andreas Stöckinger | Die Gastwirtschaft ist (noch) ihr Leben: Rita und Edi Bätz mit Tochter Rebecca.

Dabei kam die Freizeit oft zu kurz, die Familie musste häufig hinten anstehen. Anfangs hatten sie an sechs Tagen die Woche offen, kaum zu glauben heutzutage, wie sie beide lächelnd bemerken. Inzwischen ist das Lokal freitags bis sonntags geöffnet.

Das alles fordert seinen Tribut, wie vor allem Edi Bätz zuletzt merkte. Er müsse auch einmal an sich denken, sagt er. Ob ihm etwas fehlen wird? "Ja, vor allem die Gäste, die Gespräche. Bei mir ist es Leidenschaft. Ich habe das mit viel Herzblut gemacht." Ganz die Füße hochlegen kann und will Edi Bätz nicht. Doch ab Herbst wird er erst einmal eine längere Pause einlegen. Wie lange, das werde man sehen.

Das Lokal mit seinem gemütlichen Gastraum kann man künftig für Feiern und Veranstaltungen mieten.
Foto: Andreas Stöckinger | Das Lokal mit seinem gemütlichen Gastraum kann man künftig für Feiern und Veranstaltungen mieten.

Das Lokal will das Gastwirtsehepaar künftig für Veranstaltungen wie Geburtstage oder kleine Familienfeiern vermieten. Einige weitere Ideen haben Rita und Edi Bätz bereits, doch sie lassen alles erst mal auf sich zukommen. Ab dem 3. Oktober werden sie jedenfalls viel Zeit für sich haben. Etwas, das die beiden bisher nicht kannten.

 
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