Die deutschen Soldaten sind mehr als 1000 Kilometer von zu Hause entfernt stationiert. In einem Land, dessen Kultur man nicht kennt und dessen Sprache man nicht spricht. Nicht mehr weit weg ist Russland, der Staat, der mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine ganz Europa in Alarmbereitschaft versetzt hat. Einer dieser Soldaten ist Hauptmann Simon Rinke aus Volkach. Er verbringt dort dieses Jahr die Weihnachtszeit.
Dass Russland nicht die Grenze zu einem Nato- und EU-Mitglied überschreitet, ist das oberste Ziel der Bundeswehr-Einheit vor Ort, zu der Rinke gehört. Mit einem Kontingent von etwa 800 Soldatinnen und Soldaten, unterstützt von weiteren europäischen Militäreinheiten, steht sie quasi an vorderster Front. Sie stellt eine sogenannte Battle Group der Nato, also eine Kampfgruppe, die der Abschreckung dienen soll.
Der Leiter dieser Einheit, Oberst Klaus-Peter Berger, spricht von einer "erhöhten Bedrohungslage", wie sie die Nato durch den Krieg Russlands für ihr Gebiet definiert hat. Der Ernstfall, ein Krieg mit russischen Aggressor, soll durch die Präsenz der Kampfgruppe von vornherein verhindert werden.
Abschreckung gegen den Aggressor Russland von Litauen aus
Der Volkacher Hauptmann Simon Rinke ist einer der Soldaten, die zu diesem Auslandseinsatz abkommandiert wurden. Ein halbes Jahr dauert sein Einsatz: von Oktober 2023 bis März 2024. So lange fehlt nun im Volkacher Stadtrat seine Stimme. Aber nationale und internationale Interessen überwiegen in diesem Fall die lokalen.
So findet sich Rinke am Nürnberger Flughafen ein, als er den Marschbefehl erhält, um zusammen mit weiteren Kameraden mit einem Airbus der Luftwaffe in Richtung Litauen zu fliegen. Dass in diesen Zeitraum genau das Weihnachtsfest fällt, ist für den erfahrenen 30-jährigen Berufssoldaten kein Problem. "Das ist Teil meines und unseres Berufes. Jetzt haben wir halt mal ein anderes Weihnachten. Und mit den tollen Kameraden hier machen wir auf jeden Fall das Beste daraus", sagt er.
Keine Beschwerden sind zu hören. Wie Rinke in einem Video-Chat erzählt, ist er stolz auf diesen ganz speziellen Auslandseinsatz und dass er sich so etwas schon lange gewünscht habe. Dafür nimmt er auch die spartanische Unterkunft in Kauf, wie sie in der Kaserne im litauischen Rukla angeboten wird: Die deutschen Soldaten sind dort in Wohncontainern untergebracht. Zehn Quadratmeter für zwei Personen. Für jeden ein Bett, ein kleiner Tisch und ein Schrank. Das war´s! Die Waschräume befinden sich weiter entfernt.
Rinke spricht von einem "etwas eingeschränkten Platzangebot", aber: "Das ist eben einsatzbedingt so." Ansonsten darf er über die dienstlichen Belange nicht viel erzählen. "Wir sind uns hier der sicherheitspolitischen Lage voll bewusst und handeln danach", sagt er. Jeder leiste vor Ort seinen Beitrag für den Frieden, die Freiheit und die Sicherheit – auch die Deutschlands.
Bundeswehr-Soldaten schenken in Vilnius deutschen Glühwein aus
Aber Rinke berichtet auch, dass die Soldaten "so richtig schön feiern können". Der Kompaniefeldwebel organisiert am Standort einen kleinen Weihnachtsmarkt. Schon am ersten Advent haben die Soldaten zusammen mit der Deutschen Botschaft den Weihnachtsmarkt in Vilnius für einen wohltätigen Zweck unterstützt und dabei deutschen Glühwein ausgeschenkt. Das sei bei der Bevölkerung sehr gut angekommen. Auch hat die Truppe schon andere kleinere Weihnachtsmärkte in der Umgebung besucht.
"Es tut gut, von Zeit zu Zeit mal aus der Kaserne herauszukommen", meint Hauptmann Rinke. Und: "Im Gegensatz zu Unterfranken haben wir eine echte 'Weiße Weihnacht'!" Stichwort Unterfranken: Kontakt zur Heimat ist über die digitalen Medien ausreichend möglich, berichtet der Soldat.
Dennoch ist die gute, alte Feldpost, wie sie das Militär schon jahrhundertelang hat, immer noch aktiv. Sie bleibt die wichtigste Verbindung nach Hause. Und ein Paket von Muttern, erzählt Rinke, sei wie ein Stück Heimat, vor allem wenn das Weihnachtsgebäck darin auf der Zunge zergeht.
Aus Franken einen guten Beschluß und guten Start ins Jahr 2024!