
Seit Jahren schlittert der fränkische Autozulieferer Leoni von Krise zu Krise. Der Abgrund ist nah, doch am Montag wurde die vorläufige Rettung verkündet. Demnach macht der Kabelspezialist einen radikalen Schnitt und bekommt einen neuen Eigentümer.
Die angekündigten Schritte sollen ein Ausweg aus der enormen Verschuldung der Leoni AG sein, werden aber schmerzhaft für die Aktionäre ausfallen. Sie verlieren ihre Anteile – wahrscheinlich ohne Entschädigung. Denn das Unternehmen mit Sitz in Nürnberg und Niederlassung in Kitzingen wird sein Grundkapital auf null herunterfahren und von der Börse gehen.
Stefan Pierer: Was der neue Investor vorhat
Zeitgleich will der österreichische Investor Stefan Pierer über diesen Kapitalschnitt mit 150 Millionen Euro bei Leoni einsteigen. Dazu werde eine neue, nicht börsennotierte Aktiengesellschaft gegründet, deren Anteile Pierer kauft. Im Gegenzug übernimmt der Investor der Mitteilung zufolge von den Nürnbergern Verbindlichkeiten über 708 Millionen Euro, was nahezu die Hälfte des Schuldenbergs des Unternehmens ist.
Für die Leoni-Niederlassung in Kitzingen mit ihren knapp 1000 Beschäftigten seien die angekündigten Schritte eine gute Nachricht, "denn es geht dort weiter", sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Leonis Produkte seien hierzulande als systemrelevant eingestuft worden, was dem Unternehmen Perspektive gebe.
In Kitzingen hat Leoni seine Zentrale für Bordnetze, also in Autos kompliziert installierte Kabelstränge. Das Werk gilt intern als Herz des Konzerns, zumal er im vergangenen Jahr im Kitzinger Osten einen einstelligen Millionenbetrag in ein neues Innovationszentrum investierte.
Leoni-Aktie ist seit Jahren auf Talfahrt
Die Krisen der vergangenen Jahre haben die finanzielle Situation von Leoni immer prekärer gemacht. Zuletzt platzte im Dezember der Verkauf der Kabelsparte an die Stark-Gruppe in Thailand. 400 Millionen Euro hätte das in die Leoni-Kassen spülen sollen. Geld, das seither für die Rettung fehlt.
Damit nicht genug: In den vergangenen Jahren legte die Leoni-Aktie eine fulminante Talfahrt hin. War das Papier Ende Januar 2018 noch etwa 64 Euro wert, so lag es an diesem Montag bei 0,46 Euro.
Pierer und Motorräder: Was heißt das für Kitzingen?
Wohin das Unternehmen mit seinen Wurzeln im 16. Jahrhundert nun steuert, ist nicht klar. Der neue Investor Pierer wird vor allem in Zusammenhang mit Motorrad-Marken wie KTM gebracht. Was das für Leoni bedeutet, sei Spekulation, war am Montag aus dem Unternehmen zu hören.
Der 66 Jahre alte Pierer gilt in Österreich als einflussreicher Investor in mehreren Bereichen. Mit 20 Prozent der Stimmrechte ist er bereits größter Anteilseigner bei Leoni. Der Rest der Aktien befindet sich weitgehend in Streubesitz.
Der jetzt angekündigte Rettungsversuch ist freilich noch nicht komplett in trockenen Tüchern. Denn erst werde es noch einen Erörterungstermin mit betroffenen Finanzgläubigern und den Aktionären geben, heißt es in der Mitteilung.
Rettungsversuch von Leoni: Was jetzt noch ansteht
Auch die kartellrechtliche Freigabe der Fusion stehe noch aus. "Aufgrund der Einigung mit sämtlichen Konsortialbanken, dem angekündigten Beitritt einer wesentlichen Zahl an Schuldscheingläubigern und der mittlerweile gesicherten Zustimmung der Bürgen sind die erforderlichen Mehrheiten bereits gesichert", gibt sich Leoni zuversichtlich.
Der anstehende Kapitalschnitt kommt mit Ansage. Denn die Nürnberger hatten diesen Schritt aus der Finanzkrise schon im Februar angedeutet. Am Montag wurde er in der Mitteilung als wegweisend angepriesen: Das Unternehmen mit seinen weltweit 100.000 Beschäftigten werde "über eine signifikant gestärkte Liquidität für das operative Geschäft verfügen und von etwa der Hälfte ihrer Finanzverbindlichkeiten entlastet". Leoni stehe danach "wieder auf einem solideren Fundament", so Restrukturierungschef Hans-Joachim Ziems.

Ziems ist seit Anfang April auch vorübergehend an der Spitze des Leoni-Vorstandes, nachdem Aldo Kamper diese Funktion Ende März auf eigenen Wunsch abgegeben und das Unternehmen in Richtung Osram verlassen hatte.
Zu einem noch nicht festgelegten Datum wird Klaus Rinnerberger Vorstandschef von Leoni, wie das Unternehmen am Montag weiter mitteilte. Der 59-jährige Österreicher ist bislang Aufsichtsratsvorsitzender, werde dieses Mandat dann aber abgeben.
Allen ist eines gemeinsam:
Die haben alle Ihre Produktion kostengünstig in den billigen "Osten", und teilweise später nach China verlegt, wo es keine Betriebsräte gab, und auch keine Tarif-Verträge.
Mein Mitleid hält sich da definitiv in Grenzen... Da sind ziemlich viele Unternehmen im Großraum Lohr und Aschaffenburg dahinter.
Es ging da immer nur um Lohn-Dumping bei den Mitarbeitern.
Doch das Problem ist: Solche Firmen finden heute auf dem gesamten Erdball kaum noch Leute, die sich noch mehr ausbeuten lassen, wie damals die Ostgebiete, die aus der UdSSR entlassen wurden, und Ihre Rolle erstmal finden mussten...
Heute wissen die auch, was Ihre Arbeitskraft wert ist.
Deren billiges Lohn-Dumping-Modell funktioniert heute nicht mehr, was die in echte Schwierigkeiten bringt.
Der Eine bekommt das Unternehmen fast geschenkt (Verbindlichkeiten werden eh abgeschrieben und er ist schließlich berufsmäßig Investor) und der grinsende Herr Rinnerberger, bisher Aufsichtsratsvorsitzender wird bald Vorstandsvorsitzender. Toll gemacht…
Wo hier eine gute Nachricht für die Mitarbeiter zu erkennen ist, erschließt sich mir nicht.
Dass die Aktionäre ihren Wetteinsatz verlieren ist in Ordnung, da man ja spekuliert hat und da kann halt auch ein Totalverlust eintreten.
Die 2,4 Milliarden € Jahresumsatz von KTM würden wohl nicht reichen um die doppelt so umsatzstarke Leoni aufzuschnupfen. Aber mit Hilfe von Pierers Freunden sollte das kein Problem sein.
Und natürlich wird Leoni dann nicht nur Verkabelung für Mopeten bauen. Pierer ist auch ein erfolgreicher Sanierer. Aus dem pleite gegangenen Kleinsthersteller KTM hat er in den letzten 30 Jahren den größten Motorradhersteller Europas gemacht.
Mein Mitleid mit Aktionären hält sich seit Jahren bei 0, irgendwas.
Für die Belegschaft scheint es weiter zu gehen, leider auch für die H…truppe von Führungskräften. Die kann man rausschmeissen, am Besten ohne Abfindung. Waren das nicht die die Lösegelder bezahlt haben???