Was jetzt noch fehlt, ist das Meer. Aber da muss selbst Matthias Mölter passen. Ansonsten aber hat der Betreiber des Geiselwinder Freizeitlandes an alles gedacht. Ein Dutzend Schiffe, die Neptun, Windjammer oder Klabautermann heißen, und als Bungalows vor Anker gegangen sind, um maritimes Flair zu verbreiten. Ein Resort, das schräg gegenüber dem Freizeitland auf rund vier Hektar regelrecht aus dem Boden gestampft wurde. 39 Piratenschiffe und Piratenhäuser, 200 Betten. Dazu ein Restaurant mit 240 Plätzen, das – und nun kommt doch noch Wasser ins Spiel – an einem ehemaligen Fischweiher liegt. Was der Anlage letztlich auch ihren Namen gibt: Seaside.
Mit dem Projekt hat sich Matthias Mölter zum einen ein zweites Standbein geschaffen und letztlich auch einen Traum erfüllt. Und das in Corona-Zeiten, was einem mittelgroßen Kunststück gleichkommt. Vor drei Jahren reifte die Idee, vor zwei Jahren war Baubeginn. Manchmal kann es der neue Resort-Chef selber kaum glauben: Alles ist da, alles an seinem Platz. Dass vieles einfach nicht pünktlich geliefert wurde, dass es viele Bürokratie-Kämpfe gab – all das hat Nerven gekostet.
Im Grunde hakte es zwischenzeitlich überall – selbst die Hotelfernseher wurden mit monatelanger Verspätung angeliefert. Was am Ende zu einer Verzögerung des Eröffnungstermins von gut einem Jahr führte.
Personalmangel in der Gastronomie auch im neuen Seaside Resort
Und selbst als alles fertig war, türmten sich die nächsten Probleme auf: der Personalmangel. Drei Beschäftigte in der Rezeption und zwei Hausmeister ließen sich noch einigermaßen problemlos finden – aber zwölf Mitarbeiter in der Gastronomie waren und sind da schon eher eine Herausforderung.
Bevor an diesem Wochenende die ersten regulären Gäste anrücken und das rund zehn Millionen Euro teure Seaside ganz offiziell an den Start geht, gab es schon mal eine ungewöhnliche Feuertaufe: Die Kolleginnen und Kollegen aus der Branche nahmen mit Kennerblick alles unter die Lupe. Die Tagung des Verbandes der deutschen Freizeitindustrie (VDFU) mit gut 200 Teilnehmern aus allen möglichen Freizeitparks endete mit einem klaren Votum: Daumen hoch.
Dass Matthias Mölter diesen Schritt gegangen ist, liegt nicht zuletzt an einer Entwicklung in der Branche: Ein Freizeitpark ohne Übernachtungsmöglichkeit ist heutzutage kaum denkbar. Die Größten haben es längst vorgemacht, die Mittleren ziehen jetzt wohl oder übel nach. Das Resort, so betont Mölter, stelle letztlich auch "eine Qualitätsoffensive" dar. Das Signal: Es gibt hier nicht nur ein neues Resort – auch der angrenzende Freizeitpark hat ein neues Gesicht bekommen.
Einzugsgebiet des Freizeitlands Geiselwind soll größer werden
Zudem hofft der Coburger, der den Park vor sechs Jahren übernahm, auf ein größeres Einzugsgebiet. Kommen die Besucher bisher aus einem Umkreis von 150 Kilometern, soll sich das nun mit den Übernachtungsmöglichkeiten deutlich ausweiten. Kein ganz billiges Vergnügen: Laut Preistabelle geht es ab 58 Euro pro Person los. Dafür aber könne man "in einem der schönsten Bungalow-Dörfer" entspannen, macht der Geschäftsführer klar.
Dass nun ausgerechnet zum Start des Resorts die Strompreise durch die Decke zu gehen drohen, sorgt dafür, dass beim Chef auch weiterhin gute Nerven gefragt sind. Einen Plan gibt es in diesem Zusammenhang aber schon: In den Park und in das Resort soll künftig verstärkt Solarenergie Einzug halten. Bei 100.000 Kilowattstunden pro Monat bleibt auch kaum eine andere Wahl: "Nächstes Jahr steht das oben auf der Liste", gibt Mölter die künftige Richtung vor.
Matthias Mölter ließ auf eigene Kosten eine Fußgängerampel bauen
Ein anderes Problem wurde dagegen schon elegant gelöst. Da zwischen Resort und Spaßpark eine – wenn auch wenig befahrene – Staatsstraße liegt, musste für Sicherheit gesorgt werden. Ergebnis: Auf eigene Kosten ließ Mölter für 200.000 Euro eine Fußgängerampel bauen.
Apropos künftig - Matthias Mölter wäre nicht Matthias Mölter, wenn es hier nicht noch weitere Pläne gäbe. Vielleicht noch ein paar weitere Zimmer, dazu eine Minigolfanlage und Sauna-Fässer. Und auf dem Weiher könnte eines Tages das eine oder andere Hausboot liegen. Eine Möglichkeit zur Erweiterung ist vorhanden auf einem bislang ungenutzten Areal, das beim Kauf des Parks im Preis inbegriffen war und auf dem sich neben den Fischweihern vor allem Gestrüpp befand.
45 Tonnen schwerer Kunstfelsen begrüßt die Gäste im Seaside
Jetzt allerdings geht es erst einmal darum zu schauen, wie das Resort überhaupt anläuft. "Ich bin selber gespannt, wie es angenommen wird", gesteht Mölter. Und an Restarbeiten mangelt es auch nicht. Beispielsweise am Eingangsbereich. Dort steht ein 45 Tonnen schwerer Kunstfelsen als markantes Eingangsportal, wobei das Entscheidende noch fehlt: der Schriftzug "Seaside". Liefertermin war vor Monaten. Corona und Lieferengpässe lassen grüßen.
Bis das Schild kommt, lässt sich das neue Wahrzeichen sicher auch anders interpretieren: als Symbol dafür, welche Brocken beim Bau des Resorts in diesen Zeiten aus dem Weg geräumt werden mussten.
Das Seaside-Resort ist ganzjährig geöffnet und startete am 29. September. Weitere Infos gibt's online unter https://seaside-resort.de. Das Freizeitland Geiselwind feiert im Oktober Halloween und öffnet immer an den Wochenenden von Freitag bis Sonntag. Höhepunkt ist der 31. Oktober, an dem vergangenes Jahr 10.000 Besucher kamen. Ab 26. November ist ein Winter-Wunderland geplant. Geöffnet ist der Winter-Park bis 15. Januar an den Wochenenden und in den Winterferien. An Ostern startet dann die neue Saison.
Wenn es denn wenigstens klar als Anzeige gekennzeichnet wäre.