

Nicht nur "beim Strohofer" in Geiselwind, sondern in vielen Konzert- und Tanzsälen Frankens ist "Motion Sound" ein Begriff – und das seit 50 Jahren. Was Keyboarder Robert Puritscher aus Markt Bibart über Groopies denkt und warum ihm Live-Musik im reiferen Alter mehr Spaß macht als mit 20 Jahren.
Robert Puritscher: Es ist das Kribbeln auf der Bühne, wenn du live spielst und das Publikum mitsingt, tanzt, feiert, jubelt. Dieses Gefühl ist so gut – das willst du immer wieder haben. Also raufst du dich halt zusammen, wenn’s mal Meinungsverschiedenheiten gibt. (lacht)

Puritscher: Wir waren gut dabei, haben der Sache aber nie ganz getraut. Immer wieder gab es Bands um uns herum, die schnell groß geworden und ebenso schnell wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Wir haben alle noch Berufe zum Geldverdienen gelernt: Kurt als Büromaschinentechniker und Beschallungsunternehmer, ich als Musiklehrer, Claus als Ingenieur und Peter als Elektriker.
Puritscher: Das stellen sich manche so vor, ich weiß (lacht). Manche sind halt einfach neidisch, wenn man nach dem Gig mit einem Mädel mal in die Bar geht. Obwohl das ja gar nicht heißt, dass danach noch mehr läuft. Bestimmt gab’s Musiker, die das Lebensgefühl damals auf die Spitze getrieben haben, aber wir waren immer ziemlich anständig. Echt!
Puritscher: Im Lauf der Zeit gab es einige Besetzungswechsel. Ende der 90er-Jahre haben wir mal ein Jahr lang nicht gespielt. Danach sollte es ein Abschiedskonzert in Geiselwind geben. Bei diesem vermeintlich letzten Auftritt kamen Rob und Kurt wieder mit auf die Bühne, wir haben eine Runde in alter Motion-Besetzung gespielt. Das war die Initialzündung. Danach standen die Telefone nicht mehr still: Alle wollten uns spielen hören "wie früher".

Puritscher: Rob ist für mich der Allergrößte, er hat uns als Band vorangebracht. Er war in den 70ern schon ein toller Musiker, als wir anderen noch blutige Anfänger waren. Wir machen in seinem Sinn weiter: qualitativ hochwertige Rockmusik von AC/DC über Bon Jovi, die Dire Straights, Genesis, Metallica, Midnight Oil, Van Halen und Pink Floyd bis ZZ Top.
Puritscher: Es gibt Songs, die spielst du ein paarmal und dann langt's auch wieder. Aber es gibt auch Lieder, die spiele ich seit 50 Jahren – und sie begeistern mich immer noch total. Zum Beispiel bei "Africa" von Toto horch' ich jedes Mal fassungslos hin und frage mich: Wie kann ein einzelner Mensch so ein geniales Lied erfinden? Als die LP rauskam, hab' ich den Song 20 Mal am Tag gehört und nachts gleich nochmal so oft – und 40 Jahre später ist er noch genauso interessant und frisch wie damals und nimmt mich gefangen. Oder "A whiter Shade of Pale" von Procol Harum: Beim Orgel-Teil geh' ich auf die Knie! Das Stück ist nicht kompliziert, aber genial. Noch viel einfacher, aber ebenso genial ist von CCR "Have you ever seen the rain".

Puritscher: Das ist nicht unser erstes Ziel. Claus, unser Trommler, ist eines Tages mit einem Text angekommen und hat gefragt, ob ich den vertonen könnte. Ich verstehe jetzt, warum junge Komponisten einen Hit nach dem anderen raushauen können: Die kennen einfach noch nicht so viele Lieder! Ich habe rumgeklimpert und bin immer wieder in bekannte Songs verfallen. Es hat ein paar Wochen gedauert, bis unser Song fertig war – und ich gestehe, dass manche Passagen einem bekannt vorkommen können, auch wenn es die Tonfolge so noch nicht gibt.

Puritscher: Dass alles bleibt, wie es ist! Dass heute viel ödes Gejaule in den Charts ist, spielt uns in die Karten: Viele Menschen – egal, wann sie geboren sind – schätzen die gute, alte Rockmusik neu. Wir spielen 15 Gigs im Jahr, das ist nicht zu viel und nicht zu wenig. Da freust du dich jedes Mal richtig auf die Musik, die Kumpels und die Besucher. Der Spaß ist heute viel größer als früher.