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Albertshofen
Erst zu "Fastnacht in Franken", dann zum Super Bowl: Das Ständerles-Sextett aus Albertshofen hat hohe Ziele
Mit ihren Liedern parodieren zehn Freunde die große Politik. Über ihre Texte diskutieren sie dabei hart. Denn die sollen durchaus provozieren, aber nicht beleidigend sein.
Die zehn Männer vom Ständerles-Sextett aus Albertshofen bei ihrem Auftritt am Rosenmontag 2023 bei der Rosenmontagssitzung der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG).
Foto: Silvia Gralla | Die zehn Männer vom Ständerles-Sextett aus Albertshofen bei ihrem Auftritt am Rosenmontag 2023 bei der Rosenmontagssitzung der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG).
Marius Flegler
 |  aktualisiert: 11.02.2024 02:44 Uhr

Derbe sei er, ihr Humor, sagen die zehn Männer vom Ständerles-Sextett aus Albertshofen (Lkr. Kitzingen) über sich selbst. Und so fällt es auch dem Reporter beim Besuch der Probe nicht leicht, auseinanderzuhalten, was denn nun ernst gemeint ist und was nicht. Doch eines sei sicher, sagen sie: Sollten sie für Fastnacht in Franken angefragt werden, so würden sie das höchstens als Sprungbrett für ihr eigentliches Ziel nutzen, die Halbzeitshow des Super Bowl, also des Endspiels der US-amerikanischen Football-Liga.

André Busigel, Anton Gernert, Stefan Kufner, Frank Gimperlein, Christoph Bayer, Daniel Bayer, Niko Uhl, Benjamin Jordan, Philipp Wenkheimer und Heiner Schiebel treten maßgeblich in Albertshofen, aber auch bei der Verleihung des Schlappmaulordens in Kitzingen auf. Den Grundstein legten sie vor 18 Jahren. Fast alle aus der Truppe stammen aus Albertshofen. Im Dorf kennt man sich.

Der erste Name 8er-Bütt enstand spontan auf der Bühne

Bevor sie sich zusammenschlossen, waren fast alle bereits beim Fasching tätig – viele im Elferrat. Nach und nach fanden sie sich zusammen, um zu Beginn auf der Bühne Sketche abzuliefern und später Lieder zu singen. Weil sie einen Namen brauchten und ursprünglich zu acht waren, nannten sie sich auf die Frage des Sitzungspräsidenten damals spontan: 8er-Bütt.

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Über die Jahre sind aus den ursprünglich acht Mitgliedern zehn geworden. Mit dem alten Namen waren sie ohnehin unzufrieden und nennen sich inzwischen "Ständerles-Sextett". Weshalb, wo die Männer doch zu zehnt sind? Das wissen sie selbst nicht mehr so genau. Aus einer "Bierlaune" heraus, sagen sie. Augenscheinlich passt der widersprüchliche Name jedenfalls zum Humor der Gruppe. 

Während der Pandemie-Zeit sind sie politischer geworden

Ihre Stücke, die aus bekannten Liedern mit umgedichteten Texten bestehen, proben sie im Gewächshaus von Kontrabassist André Busigel. Die Altersspanne reicht von 36 bis 56 Jahren. Inzwischen sind sie Freunde – da widerspricht keiner der Männer. Anfangs stark auf Albertshofen zugeschnitten, wurden sie erst durch die Corona-Pandemie politischer. Die Zeit habe damals genügend "politisches Futter" geliefert, sagen sie.

Ihre Proben halten die Albertshöfer in einem Gewächshaus von Gruppenmitglied André Busigel (links) ab. 
Foto: Marius Flegler | Ihre Proben halten die Albertshöfer in einem Gewächshaus von Gruppenmitglied André Busigel (links) ab. 

Während der Pandemiezeit probten sie in einer Weinberghütte in Albertshofen. Heiner Schiebel aus Kitzingen sei mit seiner Ehefrau auf dem Fahrrad vorbeigekommen und habe gefragt, ob die beiden ein bisschen zuhören dürften. Nur, wenn er sich am Gesang beteilige und Mitglied der Gruppe werde, sei die Antwort des "Sextetts" gewesen. Und so kam es, dass heute auch "der Kitzinger" fester Bestandteil der Albertshöfer Truppe ist. 

Jeder der Kumpels trägt seinen Teil zum großen Ganzen bei

Auch wenn er es nicht so richtig zugeben will: Die anderen nennen Anton Gernert, der den Gesang mit seinem Akkordeon begleitet, den Kopf der Truppe. Denn er ist maßgeblich zuständig für die Liedtexte, sammelt übers Jahr hinweg Ideen und bringt sie am Ende, nach einem gemeinsamen Brainstorming in der Adventszeit, zu Papier. Während andere Faschingsgruppen längst in der heißen Phase ihrer Proben stecken, setzen sich die Männer dann jedes Jahr erstmals gemütlich beim Bier zusammen. 

Am Ende sind es aber alle Glieder der Kette, die gemeinsam ineinandergreifen: Der eine ist musikalisch begabt, der andere organisiert den Probeort, der nächste bringt das Bier zu den Proben mit. Und der Kitzinger Dekanatskantor, Martin Blaufelder, gibt Nachhilfe im Chorgesang. Was dabei herauskommt, geht durchaus gut ins Ohr, ist nicht plump – und hat Witz.

Was wäre bei einer Anfrage von Fastnacht in Franken?

Im gemeinsamen Gespräch wirken die Männer vom Ständerles-Sextett kumpelhaft, aber eben auch professionell. Das sei die über die Jahre hinweg gewachsene Routine, sagt Gernert. Frank Gimperlein gibt zu: Bei einer Anfrage von Fastnacht in Franken wäre die Gruppe nicht abgeneigt. Aber ab einem gewissen Level an Professionalität würde auch die Leichtigkeit verloren gehen. Und eben die, sagt Gernert, versuche man sich beizubehalten.

Die Stimmung bei den Proben ist locker und kumpelhaft. Von links: André Busigel, Anton Gernert, Frank Gimperlein, Christoph Bayer, Daniel Bayer, Niko Uhl. 
Foto: Marius Flegler | Die Stimmung bei den Proben ist locker und kumpelhaft. Von links: André Busigel, Anton Gernert, Frank Gimperlein, Christoph Bayer, Daniel Bayer, Niko Uhl. 

Bei ihren Texten, die jeder Einzelne absegnet und letztlich auf der Bühne mitträgt, ziehen die Albertshöfer nicht wirklich eine Grenze, wie sie sagen. Nur "leicht unter der Gürtellinie" sollen sie sein, erklärt Niko Uhl.

Satire muss zuspitzen, darf aber nicht beleidigen

Im Eifer der Kreativität komme es durchaus auch zu Übertreibungen. Man "cancele" sich dann aber gegenseitig, sagt Gernert. In Hass und Beleidigung dürfe das Ganze selbstverständlich nicht umschlagen. Die Männer erzählen, dass sie ausgiebig über ihre Werke diskutieren. Polarisieren und provozieren wollen sie dabei dennoch. Das müsse gute Satire auch. 

Die Albertshöfer schneiden ihr Programm jedes Jahr auf ein spezifisches Thema zu. Im vergangenen Jahr mimten sie die "Klimakleber", zuvor etwa Ärzte oder Verbrecher und in diesem Jahr sind sie "Bundestagsberater".

Am Ende des Gesprächs wird dem Reporter klar: Dass die Männer zum Super Bowl wollen, war wohl nur ein Scherz. Mit dem unterfränkischen Fasching und deutscher Politik dürften die Amerikaner auch herzlich wenig anfangen können. Doch wer weiß: Wenn die Zehn zusammen bleiben – und sogar zu einem früheren Zeitpunkt im Jahr mit dem Proben beginnen – klappt es ja vielleicht wenigstens mit "Fastnacht in Franken".

 
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