Weltweit einmaliges Know-how kommt von einem unterfränkischen Mittelständler: Der Maschinen- und Anlagenbauer Möhringer aus Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) hat ein Verfahren entwickelt, mit dem bislang nutzlose Ölpalmen-Stämme zu wertvollen Produkten verarbeitet werden können. Die Stämme, die jährlich millionenfach als Abfall der Palmöl-Industrie verbrannt, mit Pestiziden besprüht oder gehäckselt werden, lassen sich damit künftig für Möbel oder Bauelemente verwenden.
Abgesehen vom wirtschaftlichen Nutzen verbessert die Weiterverarbeitung die Öko-Bilanz der umstrittenen Ölpalmen-Plantagen und senkt die CO2-Konzentration. Die Simon Möhringer Anlagenbau GmbH ist nach eigenen Angaben derzeit weltweit der einzige Maschinenbauer, der die Verarbeitung der botanisch als Gras geltenden Stämme bewerkstelligen kann.
Der geschäftsführende Gesellschafter, Stefan Möhringer, hat das Verfahren sowie die Werkzeuge und Anlagen mit Kooperationspartnern in acht Jahren Forschung entwickelt und zum Patent angemeldet. Die erste Anlage ist gerade an einen Plantagenbetreiber in Malaysia ausgeliefert worden. Die Serienproduktion von Produkten aus Ölpalmen-Stämmen soll im März 2023 starten. Für seine Erfindung wurdet Möhringer vom Wirtschaftsministerium beim Bayerischen Innovationspreis mit dem zweiten Hauptpreis ausgzeichnet.
Die Idee für das bislang weltweit einmalige Projekt kam Möhringer im Austausch mit einer Forschungsgruppe aus Hamburg. Die Studierenden hatten das Wiesentheider Werk besucht und dabei die Materialeigenschaften verschiedener Stämme untersucht. Dabei war auch von Ölpalmen die Rede, die nach 30 Jahren Fruchtertrag für ihre Besitzer wertlos werden.
Möhringer hatte gehört, dass es in Südostasien – wie andere Regionen des Äquatorgürtels ein großes Anbaugebiet für Ölpalmen – schon Versuche gegeben hatte, die Stämme zu verarbeiten. Aber alle seien an dem schwierigen Material gescheitert. Ölpalmen stellen andere Anforderungen ans Sägen, Hobeln, Verleimen als Holz: "Die Stämme sind wegen des Klimas feucht, neigen zu Schimmelbildung und lassen sich schwer sägen", sagt Möhringer über die Herausforderung. "Mich hat gereizt, aus einem Abfallprodukt etwas Nachhaltiges zu machen. Das hat viel Potenzial."
Als sich der Unternehmer erste Stämme nach Deutschland liefern ließ, folgte auch bei ihm die Enttäuschung: Schon nach dem Sägen eines Stammes war das verwendete Sägeblatt abgenutzt. So tüftelte Möhringer lange mit Kooperationspartnern an den passenden Legierungen und Geometrien der Säge-Werkzeuge sowie an der Trocknung der Stämme. Nach acht Jahren und wiederholten Versuchen sei der Knoten geplatzt, sagt der Firmenchef. Seine Anlage präsentierte Möhringer fortan auf internationale Messen und stieß auf interessierte Zuhörer.
Ein malaysischer Palmöl-Produzent schlug als Erster zu und bestellte die Anlage aus Unterfranken. Inklusive Gebäude blätterte der Investor rund 25 Millionen Euro dafür auf den Tisch. Weitere Interessenten stehen in der Warteschlange, sagt Möhringer. Sie wollen die Ergebnisse der ab März 2023 anlaufenden Serienproduktion abwarten.
Stämme werden zu Möbelplatten und Bauelementen
Im Wiesentheider Möhringer-Werk sind Produktbeispiele aus gesägten Ölpalmen-Stämmen bereits zu sehen: von kleineren Mehrschichtplatten für den Möbelbau bis zu großen Musterwänden, die später als Baustoffe für Häuser dienen könnten. Um dafür die Zulassung zu bekommen, sei es allerdings noch ein weiter Weg, sagt Möhringer. Baumaterialien würden wegen der Statik ganz anderen Prüfverfahren als Möbelstücke unterliegen. Aber diesen Weg will der findige Unternehmer als nächstes beschreiten.
Selbstverständlich habe ich den Artikel gelesen und Innovationen heimischer Firmen sind selbstverständlich begrüßenswert und eine tolle Sache!
Trotzdem darf man sich Gedanken machen - und die Palmölindustrie ist nun einmal umstritten; allerdings ist es immer leicht aus der "ersten Welt" mit dem Finger auf den "globalen Süden" zu zeigen.
Herr Möhringer ist sich sicherlich bewusst, dass er mit dem Verkauf der Maschinen ein Stück weit Verantwortung übernimmt. Für mich würde dazugehören zu schauen wie die jeweiligen Palmölplantagen entstanden sind bzw. welche Stämme mit den Maschinen verarbeitet werden. Vermutlich wird das kaum durchführbar sein.
Klar ist aber, dass die Maschinen auch gekauft werden und damit zusätzlichen Profit zu generieren. Und dieser spätere Gewinn wird irgendwann auch bei der Planung neuer Planagen mit eingerechnet. Da halte ich es schon für wichtig zu schauen wer meine Kunden sind und was damit verarbeitet wird.
Bezüglich der Ölpalmen muss man im übrigen sehr differenziert hinsehen: viele große Ölpalmplantagen sind RSPO-zertifiziert und garantieren nachhaltige Plantagenwirtschaft, ohne das Flora und Fauna zerstört wird. Im übrigen sagt selbst der WWF, dass Ölpalmplantagen eine sehr effiziente Form der Ölerzeugung darstellen, weil sie die geringste Fläche bezogen auf den Ölertrag gegenüber allen anderen Ölalternativen (Soja, Kokos etc.) benötigen.