
Nachdem kürzlich erst die Grundschule der Stadt Marktbreit darauf hinweisen musste, dass die Zahl der Plätze in der Mittagsbetreuung ab September zurückgeschraubt werden soll, hat auch der Katholische Kindergarten St. Elisabeth, Marktbreit, einen Engpass verkündet. Auch der trifft Eltern und Kinder sowie das Personal.
Der Kindergarten darf im kommenden Kindergartenjahr nicht mehr wie derzeit 56 Kinder aufnehmen. Diese Zahl war bislang übergangsweise geduldet worden und wird nun reduziert. Der Hintergrund: Seit Jahren ist ein Anbau im Gespräch, um St. Elisabeth der wachsenden Kinderschar anzupassen. Daher hatte das Landratsamt als Genehmigungsbehörde mit Blick auf diese erwartete Erweiterung zeitweise die Überbelegung akzeptiert.
Doch nun scheint dieses Vorhaben gescheitert: Der Anbau wird nicht kommen, wie die Stadt mitteilt. Das hat Folgen: Die Anzahl der Kindergartenkinder muss ab 1. September reduziert werden. So schreibt es das Landratsamt vor, und selbst der Kindergarten hält dies angesichts der baulichen Gegebenheiten "langfristig gesehen für die Betreuung der Kinder auf jeden Fall (für) die richtige Entscheidung". Das teilt der Träger, der St. Elisabethen-Verein Marktbreit, in einem Info-Brief an die Eltern mit.
St. Elisabeth hat ab September weniger Plätze, weniger Kinder, weniger Personal

Damit können von den aktuell 14 Krippenkindern im Herbst keine in die Kindergartengruppe aufrücken, da von dort nicht genügend Kinder in die Schule wechseln. "Einzelne Betreuungsverträge" würden daher gekündigt, schreibt der Trägerverein. Daraus ergibt sich, dass auch die Aufnahme von Krippenkindern "für die mittelfristige Zukunft stark begrenzt" sei.
Konsequenzen hat diese Entwicklung ebenso fürs Personal. Wie der Trägerverein informiert, "müssen wir zwei Stellen abbauen", obwohl jedes Team-Mitglied von Kolleginnen, Eltern, Träger und Kindern "sehr geschätzt wird". Eine Anpassung des pädagogischen Konzepts ist für September ebenfalls angekündigt.
Da die Stadt Marktbreit nach Angaben des Trägers überdies eine Förderung von 13.000 Euro pro Jahr für die Kindergärten gestrichen habe, komme man um eine Beitragserhöhung für die Eltern nicht umhin. Denn die Stadt übernehme das Defizit der Kindergärten erst ab einer bestimmten Höhe.
Das sind die Ursachen für die aktuelle Entwicklung

Wieso kam es zu dieser Entwicklung? Die Stadt Marktbreit hatte den Kindergarten im Besitz einer Katholischen Kirchenstiftung im Jahr 2012 umfangreich saniert und rund eine Million Euro in das Gebäude in der Ochsenfurter Straße investiert. Zuschüsse kamen von der Diözese Würzburg. Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, zusätzlich zum Kindergarten eine benötigte Krippe einzurichten.
Aufgrund des wachsenden Betreuungsbedarfs waren Stadt und Trägerverein in den vergangenen Jahren in Gesprächen über einen Anbau. Der Haken aus Sicht der Stadt: Nachdem sie sich schon einmal für das kirchliche Gebäude stark finanziell engagiert hatte, sollte nun die Diözese ein Drittel der Anbau-Kosten übernehmen, berichtet Bürgermeister Harald Kopp. Eine Beteiligung in dieser Höhe habe sie nach Kopps Worten jedoch abgelehnt.
Der Alternativvorschlag der Stadt Marktbreit: Sie würde den Kindergarten kaufen, aber nur für einen geringen Betrag, da mit dem Anbau weitere Investitionen nötig seien. Dazu kam es nicht. Während die Stadt auf einen niedrigen Verkaufspreis drängte, hatte die Kirche ein Verkehrswert-Gutachten erstellen lassen. Aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, dass der Wert mit rund 400.000 Euro veranschlagt worden sei.
Einen Kaufpreis in dieser Höhe lehnte der Stadtrat in einer nichtöffentlichen Sitzung ab. Bürgermeister Kopp bringt es auf diese Formel: "Das Angebot ist für uns unwirtschaftlich. Dann investieren wir nicht dort, sondern bauen bei Bedarf lieber selbst." Für den Bürgermeister steht fest: "Wenn die Kinder da sind, werden wir selbstverständlich bauen." Damit gäbe es aber auch keine Weiterentwicklung des Kindergartens St. Elisabeth.
Stiftungsvermögen darf nicht unter Wert verkauft werden
Aktuell lautet Kopps Vorschlag, die überzähligen Kinder ab September auf die anderen Kindergärten zu verteilen. Außer dem Katholischen Kindergarten gibt es in Marktbreit noch ein Montessori-Kinderhaus und einen Evangelischen Kindergarten sowie einen weiteren Evangelischen Kindergarten in Gnodstadt. Im Zweifel, so sagt Kopp, müssten Kinder von außerhalb zurückstehen, sollten die Plätze in der Stadt knapp werden.
Der für Marktbreit zuständige katholische Dekan, Gerhard Spöckl, würde sich wünschen, dass Stadt und Kirche sich einigen. "Wenn sich jeder bewegt, können wir uns in der Mitte treffen", lautet seine Überzeugung. Verzwickt wird die Verhandlung allerdings dadurch, dass der Kindergarten sich im Besitz einer Kirchenstiftung befindet. Und solches Vermögen darf nicht ohne Weiteres unter dem Marktwert veräußert werden. Entsprechendes regelt das Stiftungsrecht.
Die Diözese Würzburg, die die Aufsicht über die Kirchenstiftung hat, bestätigt auf Anfrage, dass es Verkaufsgespräche mit der Stadt gegeben habe. Dabei habe man auf die Vorgaben des Stiftungsrechts verwiesen. Trotz positiver Gespräche habe Würzburg nun erfahren, dass Marktbreit den Kindergarten nicht für die erhoffte Summe kaufen werde. Die Diözese erklärt aber auch: "Eine Kaufpreisvorstellung der Stadt Marktbreit ist nicht bekannt."