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Kitzingen
Endlich wieder Fasching: Eine närrische Großfamilie fährt im eigenen Wagen bei Umzügen mit
Der Clan der Beuerleins, Stadtels und Eschenbachers ist faschingsverrückt. Seit Jahren sind die Mitglieder mit Motivwagen bei Faschingsumzügen dabei. Das ist ihnen einiges wert.
Hoch auf dem eigenen Faschingswagen: Im Hof von Dieter Stadtel in Kaltensondheim probte die Großfamilie BSE schon mal für das närrische Wochenende.
Foto: Andreas Stöckinger | Hoch auf dem eigenen Faschingswagen: Im Hof von Dieter Stadtel in Kaltensondheim probte die Großfamilie BSE schon mal für das närrische Wochenende.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:06 Uhr

Am Sonntag ist es wieder so weit: Dann rollen BSE – die Kurzform für die Familien Beuerlein, Stadtel und Eschenbacher – wieder mit ihrem großen Motivwagen von Kaltensondheim aus in Richtung Würzburg, um dort beim großen Faschingszug mitzumachen. Das Motto, das die Großfamilie BSE gewählt hat, sagt fast alles: "Hurra, der Fasching ist wieder da!"

Mehr als 30 Köpfe, von der 74-jährigen Oma bis zum zwölfjährigen Enkel, sind bei der Gaudi als Besatzung auf dem Wagen oder zu Fuß als Absicherung um das Gefährt herum im Einsatz. Dass die Großfamilie in der Bezirkshauptstadt mitmacht, ist mittlerweile Tradition für die Crew vom früheren Römerhof-Wagen. Seit 2001 war sie jedes Mal in Würzburg und zwei Tage später beim Kitzinger Landkreis-Umzug mit dabei.

Letzterer fällt heuer allerdings aus. "Das ist schade. Dafür fahren wir am Dienstag in Heidingsfeld mit", erzählt Jürgen Beuerlein. Ausflüge zu anderen Umzügen habe man in den letzten Jahren immer mal gemacht, wenn es sich ergab, etwa nach Rottendorf oder nach Rimpar.

Überhaupt seien die zwei Jahre Faschingsentzug "schrecklich" gewesen, wie es Gaby Fell mit einem Wort beschreibt. Ganz ohne habe man die Corona-Zeit jedoch nicht überstanden: So wurde zumindest im Familienkreis ein wenig gefeiert, gesteht sie. Allerdings ohne den Höhepunkt, denn das sind die Umzüge. Die Großfamilie trifft sich jeden Freitag zum Stammtisch im Römerhof, wo auch diesmal im Vorfeld alles besprochen wurde.

Dort legen BSE fest, dass es diesmal kein spezielles Motto für ihren Beitrag geben wird. "Wir wussten nicht so recht, welches Thema wir machen. Also haben wir gesagt, wir nennen es 'Hurra, der Fasching ist weder da'. Jeder zieht an, was er will. Das ist diesmal einfacher", sagt Gaby Fell. Für das nächste Jahr habe man schon eine Idee, die wolle man aber noch nicht verraten.

Die Wilden Römer vom Römerhof

Die verschiedenen Faschingswagen der Großfamilie BSE sind seit 2001 bei Ingeborg Scheuring-Memmel und Oswald Memmel in Fotoalben dokumentiert.
Foto: Andreas Stöckinger | Die verschiedenen Faschingswagen der Großfamilie BSE sind seit 2001 bei Ingeborg Scheuring-Memmel und Oswald Memmel in Fotoalben dokumentiert.

Begonnen hatte alles 2001 mit dem Motto "Wilde Römer", was wegen des Römerhofs gewählt wurde. Dort war der Treff, nicht nur zum Bauen des Faschingswagens. Es entstanden mitunter richtig aufwändige Konstruktionen wie das große Schiff, mit dem BSE 2004 als "Euro-Piraten" durch den Fasching segelten. "Das war viel Arbeit für unsere Schreiner", sagt Gaby Fell.

Manch anderes ist in den Fotoalben der letzten Jahre festgehalten, etwa als einmal Kettcars zu VW-Bulli-Bussen umgebaut wurden. Stolz sind die Familien, dass sie für ihre originellen Beiträge, wie etwa als "Hippies", prämiert wurden bei den Umzügen in Würzburg oder in Kitzingen.

Chef-Konstrukteur ist Jürgen Beuerlein. Für den Traktor ist Wolfgang Eschenbacher zuständig. Dazu kommen Dieter Stadtel als "Mädchen für alles" und Harald Beuerlein als Köpfe, die planen und tüfteln. Da falle immer einiges an Arbeit an, doch das mache man gerne, sagt Jürgen Beuerlein.

Der Spaß kostet die Großfamilie 1000 Euro pro Jahr

Sogar eine Toilette ist auf dem Faschingswagen eingerichtet. Jürgen Beuerlein und seine Helfer haben wieder fleißig getüftelt.
Foto: Andreas Stöckinger | Sogar eine Toilette ist auf dem Faschingswagen eingerichtet. Jürgen Beuerlein und seine Helfer haben wieder fleißig getüftelt.

Die anfallenden Ausgaben finanziert die Großfamilie selbst. Das seien "bestimmt um die 1000 Euro pro Jahr", rechnen die Mitglieder aus. Allein der TÜV für den Wagen habe diesmal 152 Euro gekostet, um für die nächsten drei Jahre zugelassen zu werden. Dazu kommen Materialkosten zum Bauen oder das Geld für die Süßigkeiten, die vom Wagen ausgeworfen werden. "Für uns zählt der Spaßfaktor", wirft Gaby Fell ein.

Im Vorfeld überlegen die Experten um Jürgen Beuerlein immer wieder, was sie noch verbessern könnten. Dabei ist ihr Gefährt schon ziemlich gut und beinahe luxuriös für einen Faschingswagen ausgestattet. Sogar eine Toilette haben sie mit an Bord. Im Abstellraum daneben hat die Musikanlage ihren Platz, die für die Beschallung beim Zug sorgt. Der Aufbau auf dem Wagen ist recht stabil, und selbst an eine Regenrinne ist gedacht.

Zuletzt hatte die faschingsverrückte Großfamilie Glück im Unglück: Die Scheune, in der ihr Hänger das Jahr über untergestellt ist, brannte nämlich vor drei Jahren nahezu ab. Das närrische Ungetüm bekam dabei auch einiges ab. "Wir hätten nicht gedacht, dass der Wagen da heil rauskommt", gibt Dieter Stadtel im Rückblick zu.

Würzburger Faschingsumzug ist heuer der Höhepunkt

Eine faschingsverrückte Großfamilie: Nicht nur beim Umzug in Würzburg am Sonntag, 19. Februar, sind die Familien BSE (Beuerlein, Stadtel und Eschenbacher) wieder mit Wagen am Start.
Foto: Andreas Stöckinger | Eine faschingsverrückte Großfamilie: Nicht nur beim Umzug in Würzburg am Sonntag, 19. Februar, sind die Familien BSE (Beuerlein, Stadtel und Eschenbacher) wieder mit Wagen am Start.

Manche Brandspuren mussten beseitigt werden. Dazu wurden diesmal die Planen an der Seite des Wagens und auf dem Dach neu gemacht sowie weitere Details ausgebessert. Zuletzt folgte noch ein neuer Anstrich.

Damit sind BSE für den Umzug in Würzburg am Sonntag, 19. Februar, gut gerüstet. Bereits das Aufstellen der Wagen am Vormittag, das mit einem Weißwurst-Frühstück verbunden ist, sei schon eine Gaudi, schaut Jürgen Beuerlein voraus. Und wenn sich anschließend der Gaudiwurm durch die Würzburger Innenstadt schlängelt, vorbei an den vielen Menschen, sei das ein Erlebnis, das alle Mühen im Vorfeld aufwiege.

 
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