zurück
Segnitz
Eltern schlagen Alarm: Wie die Gemeinde Segnitz gegen die Schließung ihres Kindergartens ringt
Ein zweifelhaftes Schadstoffgutachten, unzureichender Brandschutz, schwierige Kommunikation: Die Wellen schlagen hoch beim Thema Kindergarten. Und nun?
Zwei diffuse Schadstoffgutachten und fehlerhafter Brandschutz könnten zur Schließung des Segnitzer Kindergartens führen.
Foto: Sophia Eichhorn | Zwei diffuse Schadstoffgutachten und fehlerhafter Brandschutz könnten zur Schließung des Segnitzer Kindergartens führen.
Regina Sterk
Regina Sterk
 |  aktualisiert: 27.05.2024 02:51 Uhr

Krisenstimmung am Freitagabend im Segnitzer Dorfgemeinschaftshaus: Der Gemeinderat hatte zur Sitzung geladen. Einziges Thema: der Antrag der Kirchengemeinde auf Verlegung des Kindergartens. Über hundert Leute waren zur der Veranstaltung gekommen, und es waren beileibe nicht nur Kindergarteneltern darunter.

Bürgermeister Peter Matterne erklärte die Vorgeschichte: Im vergangenen Herbst hatte eine routinemäßige Prüfung des unter kirchlicher Trägerschaft stehenden Kindergartens stattgefunden. Dabei waren Mängel in Sachen Brandschutz festgestellt worden. Der örtliche Kirchenvorstand plante den notwendigen Umbau, beauftragte einen Architekten und informierte die zuständigen Stellen der Landeskirche in Ansbach.

Doch statt die nötigen Gelder zu bewilligen, wurde von dort ein Schadstoffgutachten der Raumluft in Auftrag gegeben. Dieses ließ Rückschlüsse auf gefährliche Weichmacher und brandhemmende Stoffe zu. Das Gesundheitsamt bewertete es als "toxikologisch nicht interpretierbar". Also wurde ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben, mit ebenso wenig auswertbaren Ergebnissen.

Die Gemeinde hat schon ein Ausweichquartier im Blick

Da dennoch eine Gefährdung der Kinder und des Personals im Raum steht, empfahl die Fachaufsicht des Landratsamtes die Verlegung in andere geeignete Räume. Der Kirchenvorstand bat die Gemeinde um Hilfe. "Das Damoklesschwert der Schließung hing die ganze Zeit über uns", so der Bürgermeister. Der Gemeinderat entschied also, dass dem Kindergarten Räume in der alten Schule als Ausweichquartier zur Verfügung gestellt werden: die Bücherei, das Bauhofbüro, der Jugendraum und andere.

Ein voll besetztes Segnitzer Dorfgemeinschaftshaus: Über hundert Leute kamen zu einer kurzfristigen Gemeinderatssitzung, um mehr über die Zukunft des Kindergartens zu erfahren.
Foto: Regina Sterk | Ein voll besetztes Segnitzer Dorfgemeinschaftshaus: Über hundert Leute kamen zu einer kurzfristigen Gemeinderatssitzung, um mehr über die Zukunft des Kindergartens zu erfahren.

Gelöst ist das Problem damit noch nicht. Zum einen sind die Räume eigentlich von vielen Segnitzer Gruppen gut genutzt. Zum anderen halten die Eltern eine Containerlösung in der Nähe des Kindergartens für sinnvoller, weil hier der Garten noch gut und sicher genutzt werden könnte. Und dann gibt es ja noch dieses Gutachten, von dem am Freitag niemand so genau zu wissen schien, was eigentlich drinsteht.

Sind die Kinder wirklich in Gefahr? Oder ist die ganze Sache vor allem ein Verwirrspiel aller beteiligten Stellen? Die Stimmung im Saal war aufgeheizt und zunächst von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt: Der Kirchenvorstand habe nicht früh genug die Eltern informiert, der Bürgermeister habe seinen Gemeinderat nicht auf dem Laufenden gehalten, die Landeskirche lege den Verantwortlichen vor Ort Steine in den Weg. Einig waren sich alle darin, dass eine Lösung im Sinne der Kinder gefunden werden müsse.

Die alte Schule in Segnitz beheimatet neben dem Museum Segeum unter anderem die Bücherei, den Jugendraum und das Büro des Bauhofs. Bald könnten diese Räume als Ausweichquartier des Kindergartens dienen.
Foto: Regina Sterk | Die alte Schule in Segnitz beheimatet neben dem Museum Segeum unter anderem die Bücherei, den Jugendraum und das Büro des Bauhofs. Bald könnten diese Räume als Ausweichquartier des Kindergartens dienen.

Der Gemeinderat fasste am Freitag mehrere Beschlüsse: Der Antrag auf Verlegung wurde zunächst abgelehnt. Sollte das Landratsamt einen Umzug anordnen, könne man die Räume in der alten Schule zur Verfügung stellen, sofern sich der Träger um eine mittelfristige Containerlösung bemüht. Und: Die Gemeinde beauftragt ein drittes Gutachten mit klaren Vorgaben, so dass endlich verwertbare Ergebnisse entstehen. Wenn diese vorliegen, kann entschieden werden, wie es für die Kindergartenkinder weitergeht. Der Bürgermeister machte klar: "Der Träger muss in die Gänge kommen und seine Hausaufgaben machen. Wir helfen, wenn es nötig ist."

Jetzt liegt die Hoffnung auf einem weiteren Gespräch

Für diesen Donnerstag hat das Landratsamt zum Runden Tisch gebeten. Alle beteiligten Stellen sollen beraten, wie es jetzt weitergeht. Klar ist: Eine kurzfristige Schließung droht zunächst nicht, der Kindergarten wird nicht über Nacht zugesperrt. Karin Hajok von der VG Marktbreit schaffte es mit klaren Aussagen und Erklärungen, den Eltern zumindest diese Sorge zu nehmen und zu beruhigen. Klar ist aber auch: Eine Lösung muss her. Denn selbst wenn das neue Gutachten keine Schadstoffbelastung anzeigen sollte, müssen noch immer die Arbeiten für den Brandschutz erledigt werden.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Segnitz
Regina Sterk
Kindergartenkinder
Landeskirchen
Landratsamt Kitzingen
Stadträte und Gemeinderäte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Johannes Metzger
    Macht es sich der segnitzer Bürgermeister nicht ein bißchen einfach, wenn er meint; „Der Träger muß endlich seine Aufgaben machen:“ Ich hätte mir von einem Bürgermeister deutliche mehr konstruktive Angebote erwartet. Eine von Vertrauen getragene Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Träger, scheint mir da nur schwer möglich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    In Würzburg gibt es ein hervorragendes Büro für das Thema "Raumluft", ISU hilft da kompetent weiter. In Waldbüttelbrunn war die Zusammenarbeit sehr gut!!! Soweit meine persönliche Erfahrung!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten