
Krisenstimmung am Freitagabend im Segnitzer Dorfgemeinschaftshaus: Der Gemeinderat hatte zur Sitzung geladen. Einziges Thema: der Antrag der Kirchengemeinde auf Verlegung des Kindergartens. Über hundert Leute waren zur der Veranstaltung gekommen, und es waren beileibe nicht nur Kindergarteneltern darunter.
Bürgermeister Peter Matterne erklärte die Vorgeschichte: Im vergangenen Herbst hatte eine routinemäßige Prüfung des unter kirchlicher Trägerschaft stehenden Kindergartens stattgefunden. Dabei waren Mängel in Sachen Brandschutz festgestellt worden. Der örtliche Kirchenvorstand plante den notwendigen Umbau, beauftragte einen Architekten und informierte die zuständigen Stellen der Landeskirche in Ansbach.
Doch statt die nötigen Gelder zu bewilligen, wurde von dort ein Schadstoffgutachten der Raumluft in Auftrag gegeben. Dieses ließ Rückschlüsse auf gefährliche Weichmacher und brandhemmende Stoffe zu. Das Gesundheitsamt bewertete es als "toxikologisch nicht interpretierbar". Also wurde ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben, mit ebenso wenig auswertbaren Ergebnissen.
Die Gemeinde hat schon ein Ausweichquartier im Blick
Da dennoch eine Gefährdung der Kinder und des Personals im Raum steht, empfahl die Fachaufsicht des Landratsamtes die Verlegung in andere geeignete Räume. Der Kirchenvorstand bat die Gemeinde um Hilfe. "Das Damoklesschwert der Schließung hing die ganze Zeit über uns", so der Bürgermeister. Der Gemeinderat entschied also, dass dem Kindergarten Räume in der alten Schule als Ausweichquartier zur Verfügung gestellt werden: die Bücherei, das Bauhofbüro, der Jugendraum und andere.

Gelöst ist das Problem damit noch nicht. Zum einen sind die Räume eigentlich von vielen Segnitzer Gruppen gut genutzt. Zum anderen halten die Eltern eine Containerlösung in der Nähe des Kindergartens für sinnvoller, weil hier der Garten noch gut und sicher genutzt werden könnte. Und dann gibt es ja noch dieses Gutachten, von dem am Freitag niemand so genau zu wissen schien, was eigentlich drinsteht.
Sind die Kinder wirklich in Gefahr? Oder ist die ganze Sache vor allem ein Verwirrspiel aller beteiligten Stellen? Die Stimmung im Saal war aufgeheizt und zunächst von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt: Der Kirchenvorstand habe nicht früh genug die Eltern informiert, der Bürgermeister habe seinen Gemeinderat nicht auf dem Laufenden gehalten, die Landeskirche lege den Verantwortlichen vor Ort Steine in den Weg. Einig waren sich alle darin, dass eine Lösung im Sinne der Kinder gefunden werden müsse.

Der Gemeinderat fasste am Freitag mehrere Beschlüsse: Der Antrag auf Verlegung wurde zunächst abgelehnt. Sollte das Landratsamt einen Umzug anordnen, könne man die Räume in der alten Schule zur Verfügung stellen, sofern sich der Träger um eine mittelfristige Containerlösung bemüht. Und: Die Gemeinde beauftragt ein drittes Gutachten mit klaren Vorgaben, so dass endlich verwertbare Ergebnisse entstehen. Wenn diese vorliegen, kann entschieden werden, wie es für die Kindergartenkinder weitergeht. Der Bürgermeister machte klar: "Der Träger muss in die Gänge kommen und seine Hausaufgaben machen. Wir helfen, wenn es nötig ist."
Jetzt liegt die Hoffnung auf einem weiteren Gespräch
Für diesen Donnerstag hat das Landratsamt zum Runden Tisch gebeten. Alle beteiligten Stellen sollen beraten, wie es jetzt weitergeht. Klar ist: Eine kurzfristige Schließung droht zunächst nicht, der Kindergarten wird nicht über Nacht zugesperrt. Karin Hajok von der VG Marktbreit schaffte es mit klaren Aussagen und Erklärungen, den Eltern zumindest diese Sorge zu nehmen und zu beruhigen. Klar ist aber auch: Eine Lösung muss her. Denn selbst wenn das neue Gutachten keine Schadstoffbelastung anzeigen sollte, müssen noch immer die Arbeiten für den Brandschutz erledigt werden.