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Kitzingen
Eine Institution wird 85: Warum Gunter Kittel für Kitzingen lebt
Gunter Kittel hilft, rät und gibt gern – seinen Mitbürgern genauso wie Menschen, die auf Hilfe anderer angewiesen sind. Was sein Engagement für die Heimat so besonders macht.
Humorvoll, gut vernetzt, vielseitig begabt: Gunter Kittel ist eine Institution in Kitzingen.
Foto: Daniela Röllinger | Humorvoll, gut vernetzt, vielseitig begabt: Gunter Kittel ist eine Institution in Kitzingen.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:51 Uhr

"Mein Mann ist höchst vielseitig", sagt Gudrun Kittel. Und: "Er ist bestens vernetzt." Zwei Sätze, die  viel über Gunter Kittel aussagen und so etwas wie die Grundlage für das sind, was der Kitzinger in seinem bislang 85-jährigen Leben geleistet hat. Für seine Heimatstadt. Für die Gesellschaft. Für diejenigen, die auf Hilfe anderer Menschen angewiesen sind. 

Gunter Kittel und Kitzingen umschließt ein besonderes Band. Wer nach den Gründen fragt, muss zurückgehen in seine Kindheit. Er stammt aus der Lamm-Apotheke, schon vor 1480 gegründet und eine der ältesten Apotheken Unterfrankens. Geboren am 9. September 1938, ist Kittel in Zeiten des Krieges mitten im Herzen der Stadt aufgewachsen. Vis-à-vis dem Rathaus erlebte er mit, wie sein Vater die Kranken, Verwundeten, Verletzten versorgte, wie die beim Bombenangriff in Schutt und Asche gelegte Stadt wieder aufstehen musste.

Auch Gunter Kittel wurde Apotheker, übernahm 1966 das Geschäft. Dort beriet er, dort half er, dort erfuhr er, was die Bürger bewegte – und aus Gesprächen mit den Oberbürgermeistern wusste er, was die Stadt plante. Gunter Kittel ist ein Bindeglied, ohne Inhaber eines Amtes zu sein. Er sei "eine Institution", wurde geschrieben, als er die Apotheke 2014 nach 48 Jahren an einen Nachfolger übergab.

Der Rat von Gunter Kittel ist heute noch gefragt – privat wie beruflich

Dieses offene Ohr in beide Richtungen hat er heute noch. Nicht mehr in der Apotheke, aber wenn er das Programm des Roxy-Kinos in den Geschäften auslegt, wenn er auf der Straße die Menschen trifft, wenn das Telefon bei ihm klingelt. Und das tut es häufig. "Mister Kontakt", wird Gunter Kittel genannt. Er hört zu, er rät, wenn es gewünscht ist, er weiß, wer helfen kann, er vermittelt. Auch beruflich wird er noch oft um Rat gefragt. Was der frühere, langjährige Apothekensprecher denkt, ist vielen Kollegen wichtig. 

"Ach was", sagt Kittel, wenn er das alles hört, winkt ab und lacht. Die Atmosphäre im Hause Kittel ist nicht nur geprägt von gegenseitigem Respekt, sondern auch von Humor. Es wird viel gelacht. Obwohl längst nicht alles zum Lachen war im Leben. Nicht damals, als Kittel klein war. Nicht bei der zeitintensiven Arbeit, als beide Partner eigene Apotheken führten. Und schon gar nicht, als das Paar eine schwer behinderte Tochter bekam. Katharina, der die Ärzte nur eine geringe Lebenserwartung vorhersagten und die doch 36 Jahre alt wurde.

"Sie war unser Leben. Sie war unser Glück", sagen Gunter und Gudrun Kittel. Ein Mensch mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Sie versorgten die Tochter zuhause, ein Rund-um-die-Uhr-Job, der noch heute, nach vielen Jahren, den Tagesablauf prägt. Sie steht morgens um 4 Uhr auf, er geht erst tief in der Nacht schlafen. Kaum vorstellbar, wie beide es da schafften, ihrer Arbeit nachzukommen und sich in Vereinen oder wie Gudrun Kittel im Stadtrat einzusetzen.

Gudrun und Gunter Kittel haben die Katharina Kittel-Stiftung gegründet

Ausgezeichnet:  Gunter Kittel wurde 2013 von Landrätin Tamara Bischof die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Foto: Ralf Weiskopf | Ausgezeichnet:  Gunter Kittel wurde 2013 von Landrätin Tamara Bischof die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

"Sie war die Gebende, wir die Nehmenden", sagen die Eltern noch heute über Katharina. 2007 ist sie gestorben und doch lebt sie weiter. Mit der Katharina Kittel-Stiftung, die die Eltern nach ihrem Tod gegründet haben, unterstützen Gudrun und Gunter Kittel körperlich und geistig behinderte Menschen in der Region.

Das gesamte Vermögen steckt in der Stiftung. Ein neuer Rollstuhl für ein Kind, den die Krankenkasse nicht zahlt, weil er noch nicht "fällig" ist. Die größere Menge an Windeln, die ein krankes Kind braucht, und die über die Normzahl hinausgeht. Bewegungsgeräte für die Wohnstätte der Lebenshilfe. Therapien und Heilmaßnahmen. Nur wenige Beispiele für das, was die Kittels unterstützen, ohne dass sie groß darüber reden. 

Ausgezeichnetes Engagement für die Stadt Kitzingen und die Menschen

Der Beruf, die persönliche Situation, sie haben das Leben geprägt. Aber auch die Lage der Apotheke, sagt Gudrun Kittel. Das Wohl der Stadt kann einem nicht egal sein, wenn man in deren Herzen lebt und arbeitet. Gunter Kittel bringt sich seit Jahrzehnten im Stadtleben ein. Bei der TGK, beim Stadtmarketing, bei der Lebenshilfe, beim Medizinisch-Biologischen Arbeitskreis, dem AMC, dem Rotary Club, bei den Städtepartnerschaften... Ein Engagement, das heraussticht – und das mit verschiedenen Auszeichnungen gewürdigt wurde: mit dem Stadtmarketingpreis, der Kitzinger Bürgermedaille, der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Wie der Mann tickt, erzählt eine kleine Geschichte: Als es in Kitzingen vor Jahren keine Weihnachtsbeleuchtung mehr gab, wollte Kittel das nicht hinnehmen. Er hatte die Idee, kleine Bäume an den Häusern der Altstadt anzubringen, suchte einen Schmied, der die Halterungen schuf, holte um die 100 Bäume aus dem Steigerwald, steckte sie mit Hilfe von Pfadfindern persönlich an die Häuser. Ein tristes Kitzingen? – Nicht mit Gunter Kittel!

 
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