Schützenkönig werden ist das eine Highlight im sportlichen Leben eines Schützen, Schossmeister das andere – dieses gibt es gesichert nur einmal pro Person bei der Mainbernheimer Schützengesellschaft. In diesem Jahr ist Ulrich Konrad dran. Der 37-Jährige hat sich bereits seit seinem Eintritt bei den Königlich Privilegierten im Jahr 2006 darauf vorbereitet und in seine zu stiftende Scheibe eine echte Innovation gesteckt.
Blauer Himmel über einer grünen Wiese, über die sich ein Regenbogen zieht; in der Mitte ein Baum, unter dem eine fröhliche Gruppe Menschen am Feuer sitzt und Pizza verdrückt. Konrads Katzen Alma und Liv spielen im Gras. Die von der Nürnberger Künstlerin Kerstin Bergler gestaltete Scheibe ist ein Idyll. Allerdings ein etwas trügerisches. Der Baum scheint sämtliche vier Jahreszeiten gleichzeitig durchzumachen. Und in der oberen linken Hälfte schwirren schon zwei Raben über dem Stillleben. "Zeit ist ein wertvolles Gut, wir sollten sie dementsprechend nutzen", sagt Ulrich Konrad.
Uhrwerk mit zwei großen Zeigern an der Scheibe
Folglich hat der in Rödelsee geborene Mainbernheimer nicht nur einen klassischen Jahreskreislauf abbilden lassen, sondern seiner Scheibe auch ein Uhrwerk mit zwei großen Zeigern verpasst – ein echtes Novum in der Sammlung der Schützenscheiben, die von den Mainbernheimern gepflegt wird.
Auch wenn Ulrich Konrad an sich ein sonniges Gemüt besitzt und ein durchwegs positiver Mensch ist – erst in den vergangenen Jahren sei ihm bewusst geworden, dass die Unbekümmertheit des Lebens nicht selbstverständlich und wie wichtig Freundschaft ist. Daher hat er einige seiner engsten Bekannten auch gebeten, ihm Begriffe zu nennen, die ihn am besten umschreiben.
Besondere Beschreibung seiner Freundin
Neben positiv konnotierten Adjektiven wie "loyal" ist da auch "penatencremeartig" zu finden. Das hat ihm seine Freundin und Schützenschwester Britta Scholler geschrieben und auf eine Episode aus frühester Kindheit verweist, als die beiden einen Wohnzimmerschrank mit der Salbe verziert haben.
Am Schützenmittwoch (immer der letzte Mittwoch im August) hat der gelernte Koch seine Scheibe, wie es der Brauch will, zum ersten Mal der Gesellschaft beim Schossmeisteressen vor dem Umzug präsentiert und erklärt. Sie wird nun noch den Namen des neuen Schützenkönigs zieren, bei diesem dann ein Jahr lang verbleiben, bis sie in die Sammlung eingereiht wird.
Mit Kosten von rund 5000 Euro für Scheibe, Empfang der Kameradinnen und Kameraden und Essenseinladung muss ein Schütze in Mainbernheim rechnen, wenn er das Schossmeisteramt auf sich nimmt, das man turnusmäßig nach Eintritt in die Gesellschaft einmal in seiner Laufbahn antritt.