Kaiserwetter bei den Königlich privilegierten Schützen in Mainbernheim: Mit Musik und einem Umzug wurde der Schützenmittwoch gefeiert, das alljährliche Finale der sechs Kirchweihtage.
Wieder zogen die Schützen im feierlichen Umzug durch die Straßen, schritten zum Festmahl und proklamierten ihre Könige. Den Titel sicherte sich Florian Poser vor Joachim Dedelmahr und Max König. Bei den Frauen gewann Christine Höhn-Rahn vor Helga Korb und Martina Swars. Jugendkönig wurde Philipp Schilling, gefolgt von Max Hügelschäffer und Franziska Bußmann, wie am Nachmittag bekannt gegeben wurde.
Der Schützenmittwoch wird gerne als „Nationalfeiertag in Mainbernheim“ bezeichnet: Die Geschäfte bleiben meist komplett geschlossen, die Betriebe gewähren ihren Mitarbeitern gerne zumindest einen halben Tag frei, die Altstadt wird herausgeputzt, die Fassaden und Fenster geschmückt – und im Schützengraben an der Stadtmauer wird Schützenfest gefeiert. Gut 1000 Besucher füllten diesmal den Festplatz, der wieder vom Brauchtumsverein Banamer Bären und der Schützengesellschaft hergerichtet worden war.
Für die Schützen war es ein anstrengender Tag. Sie hatten bereits um 6 Uhr in der Frühe ihre Hoheiten abgeholt, Bürgermeister, Pfarrer und weitere Honorationen besucht und ihren Königsschuss abgegeben. In Begleitung der Altmannshäuser Musikanten, die schon über 40 Jahre bei der Kirchweih aufspielen, ging es ab 13.30 Uhr die Altstadt hinauf zum Festplatz. Die „Zaungäste“ hielten wie immer Blumensträußchen bereit, die den Schützen und den Ehrendamen zugeworfen wurden – und umgekehrt.
Eine tragende Rolle am Schützenmittwoch nimmt der Schossmeister ein. Er ist für die „ordnungsgemäße Abwicklung des Schießens“ verantwortlich, wie es in den Statuten steht. Ihm zur Seite steht ein Siebenergremium. Außerdem muss er die Schützen zum Essen einladen, die Scheibe stiften, die es zu gewinnen gibt und diese in einer Rede vorstellen. Das Amt wechselt alle Jahre. Diesmal war Volker Seemann an der Reihe.
Wer in die Gesellschaft eintritt, übernimmt die Verpflichtung, einmal in seinem „Schützenleben“ die Rolle des Schossmeisters zu übernehmen. Der Tradition nach hat der Schossmeister auch das Recht, die künstlerische Gestaltung seiner Scheibe zu wählen. Meistens werden Mainbernheimer Motive festgehalten, aber auch Weltereignisse. So bekommt jede Schossmeisterscheibe ihren dokumentarischen Wert. Der Schützenkönig darf sie ein Jahr lang behalten, dann wird sie als Teil der historischen Sammlung der Gesellschaft ausgestellt.
Volker Seemann setzte sich mit einer Themen-Vielzahl auseinander, wie er erläuterte. Im oberen Teil der Scheibe sind Flüchtlingsströme des vergangenen Jahres zu sehen. Kern der Scheibe ist das Logo der Banamer Bären mit einem Paradebär vor der Stadtmauer. Ein Hinweis auf das 500 Jahre alte Reinheitsgebot fürs Bier ist ebenfalls enthalten. Außerdem wurde der Schossmeister persönlich, verewigte sich auf der Scheibe und erinnerte an seinen Vater. Michael Seemann war ebenfalls aktives Mitglied bei den Mainbernheimer Schützen. Er starb im Mai 2005. In jenem Jahr sollte er gut drei Monate danach Schossmeister werden. Im unteren Teil der Scheibe wird der Aufbau der Festzelte durch die „Bären“ dargestellt.
Genauso sind der Festplatz mit dem Autoscooter zu sehen, genauso wie der Schützengarten „als schönster Biergarten weit und breit“, so Schossmeister Seemann.
Vor dem Schossmeisteressen im Goldenen Löwen enthüllte Volker Seemann die Scheibe, die der Mainbernheimer Künstler Georg Rügamer gestaltete hatte. Die versammelten Schützen spendeten Lob.