Plötzlich war da dieses Plumpsklo. Die unerwartete Entdeckung auf der Baustelle der Deutschen Fastnacht-Akademie kam aus dem Nichts – und denkbar ungelegen. Die Archäologen bekundeten Interesse, weshalb aus einer ehemaligen Latrine ein Bodendenkmal wurde. Der Fund auf dem Grundstück mitten in der Kitzinger Altstadt musste gesichert und fachgerecht überbaut werden. Das kostete Zeit, wirbelte die Planung einigermaßen durcheinander und war am Ende einer der Gründe, warum der 11. 11. als närrischer Eröffnungstermin für die Akademie nicht gehalten werden konnte. Um danach die heiße Faschingsphase zu umgehen, wurde die Feier gleich ganz hinter den Aschermittwoch geschoben – auf den 10. März.
Eine Eröffnung, die einen würdigen Rahmen bekommen soll. Immerhin will die Akademie so etwas wie das neue Epizentrum des Faschings werden. Ein Gegenstück zum übermächtigen rheinischen Karneval. Wobei es sein kann, dass die herbeiströmenden Gäste im ersten Moment womöglich ein wenig enttäuscht sind: Die durchaus nette und farbenfrohe Drei-Häuser-Front in der Luitpoldstraße ist zwar nicht zu verfehlen, aber was sie verbirgt, lässt sich von außen nicht einmal ansatzweise erahnen.
Hier täuscht er scheinbar besonders gerne, der erste Eindruck. Schon deshalb, weil keiner wissen kann, dass sich die Gebäude bis zur dahinterliegenden Rosenstraße hinziehen. Das führt dann zu dem Effekt, dass von denen, die wieder rauskommen, gerne der Vergleich mit dem Überraschungsei bemüht wird, bei dem bekanntlich auch nie klar ist, was sich eigentlich darin befindet.
Ehrenpräsident des Fastnachtverbandes Franken ist der Vater der neuen Akademie
Was im Inneren wartet, weiß keiner so gut wie Bernhard Schlereth. Der Ehrenpräsident des Fastnachtverbandes Franken ist so etwas wie der Vater der neuen Akademie. Er beschreibt den Überraschungsei-Effekt so: „Die Besucher sind oft ganz geplättet!“ Was auch für ihn noch immer gilt. Manchmal steht er unter dem markanten, runden Torbogen, der als neuer Eingang dient. Dann guckt er fast schon ungläubig auf die bunten Fassaden und kann kaum fassen, dass es „nach vielen schlaflosen Nächten“ – in denen es beispielsweise um Brandschutzgutachten ging - tatsächlich vollbracht ist. Dass er mit Eintritt ins Rentenalter noch einmal zum Bauherren wurde. In solchen Momenten ist nicht ausgeschlossen, dass er sich heimlich kneift. Um sich dann einen kurzen Moment zu erlauben, „in gewisser Weise stolz zu sein“.
Unter Schlereths Regie wurden zusammen mit Architekt Karl-Heinz Schmidt direkt neben dem bereits bestehenden Deutschen Fastnacht-Museum in der Luitpoldstraße 6 und 8 zwei alte Häuser gekauft, die sich nach dem Spatenstich beim „Tag der Franken“ im Sommer 2017 und dem Richtfest im Februar 2018 in eine hochmoderne Akademie verwandelten. Wobei es zwischendurch Phasen gab, so bekennt der 67-jährige Veitshöchheimer freimütig, da hätte er wohl eher nicht auf eine Fertigstellung gewettet – und da spielt die Geschichte mit dem unerwarteten Klo-Denkmal noch die kleinste Rolle.
Ein Kraftakt, der stolze 4,5 Millionen Euro kostete, wobei um die 2,8 Millionen Euro Fördermittelsind. Entstanden sind Schulungsräume, ein Veranstaltungsraum für 400 Personen, ein Trainingssaal mit Turnhallenboden, der einem Ballsaal gleichkommt, eine Fachbibliothek und Lagerräume – alles zusammen 2000 Quadratmeter, die fortan einem großen Ziel dienen: Die Fastnacht wird hier unter Führung von Projektmanagerin Romana Wahner auf professionelle Füße gestellt. Karnevalisten der Faschings- und Fastnachtvereine werden für die perfekten Auftritte vorbereitet. Schulung, Beratung und Forschung – das wird der künftige Dreiklang sein.
Wobei der Stundenplan kunterbunt ist: Um Büttenreden schreiben lernen geht es ebenso wie um den Umgang mit Mikro und Lichttechnik. Gelehrt wird zudem Gardetanz, außerdem gibt es Rhetorikseminare. Dazu kommen – als etwas trockenere aber nicht minder wichtige Materie – Schulungen wie Steuerrecht, Gema und allgemeine Rechtsfragen. Dabei sind nicht nur die 2000 eigenen Vereinsmitglieder angesprochen, sondern auch die außerfränkischen Narren. Der Anspruch ist genau so groß, wie der Name „Deutsche Fastnacht-Akademie“ vermuten lässt. Zumal auch der Bund Deutscher Karneval signalisiert hat, mit im Boot zu sein und Kitzingen als Ausbildungszentrale nutzen zu wollen.
Dreihäuser-Reihe im Zeichen des Faschings
Dass in der Kitzinger Luitpoldstraße der Fasching nun gleich in drei Häusern wohnt, war einem Zufall zu verdanken: Als die Idee von der Akademie Konturen annahm, standen die beiden Häuser neben dem Deutschen Fastnacht-Museum zum Verkauf. Es war wie ein Zeichen, hier musste zusammenwachsen, was zusammen gehört. Auf wunderbare Weise passte plötzlich alles. Beide Häuser, die auch baulich miteinander verbunden sind, sollen voneinander profitieren.
So wie die fränkischen Narren auch profitiert haben – von ihrer vielleicht größten Fürsprecherin Barbara Stamm. Die frühere CSU-Landtagspräsidentin habe, bekennt Schlereth, „ein paar Türen aufgemacht“. Dass hier ein Millionenprojekt so geräuschlos über die Bühne ging – daran war Barbara Stamm jedenfalls nicht ganz unbeteiligt. Dass hier ein Erfolgsprojekt entstanden ist, das sich letztlich auch als Kulturzentrum versteht, steht schon vor der Eröffnung fest: Die ersten erfolgreichen Veranstaltungen samt Feuertaufe gab es bereits, die Buchungswelle schwappt bereits über die Akademie hinweg. Zwei Drittel davon, so schätzt Schlereth, werden Eigenveranstaltungen sein. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass er hin und wieder selbst als Referent auftritt und neben seinen Erfahrungen auch so manche Anekdoten preisgibt - vielleicht kommt ja sogar ein Plumpsklo darin vor.
gibt es eigentlich hierzu auch die erforderlichen Stellplätze ??
Aber wenn sich hier die CSU in Gestalt von Fr. Stamm persönlich eingesetzt hat, braucht einen gar nix mehr zu wundern...