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Kitzingen
Durch Corona werden Problem-Kinder noch problematischer
Freitags-Fragen: Etat für die Jugendhilfe liegt bei 8,3 Millionen Euro. Wie sich die Pandemie verstärkt auswirkt. Und wie viele Väter keinen Unterhalt für ihre Kinder zahlen.
Auch das fließt in die Beratungen des Kreis-Haushaltes ein: Für 727 Kinder musste der Landkreis vergangenes Jahr finanziell mit zwei Millionen Euro einspringen, weil Väter nicht zahlen wollten.
Foto: Andreas Gebert | Auch das fließt in die Beratungen des Kreis-Haushaltes ein: Für 727 Kinder musste der Landkreis vergangenes Jahr finanziell mit zwei Millionen Euro einspringen, weil Väter nicht zahlen wollten.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:16 Uhr

Bei den Haushaltsberatungen des Landkreises ging es zuletzt auch um das Thema Jugendhilfe. Dazu Fragen an Tanja Meeder, Leiterin des Sachgebiets Jugend und Familie, sowie Maike Bischoff, Sachgebietsleiterin Sozialer Dienst am Landratsamt.

Frage: Wie zeigt sich im Jahresbericht des Jugendamtes die Corona-Krise?

Maike Bischoff: Der Beratungsbedarf in den Familien ist enorm gestiegen. Die vergangenen Monate waren und sind extrem belastend für alle. Es gingen auch mehr Meldungen zu Kindeswohlgefährdung ein. Auch wenn nicht bei allen Meldungen eine Gefährdung zu erkennen war, zeigt sich doch in vielen Familien eine Überforderung. Im vergangenen Jahr hat sich dies noch nicht auf die Jugendhilfe-Ausgaben ausgewirkt.

Welcher Etat steht zur Verfügung und wofür wird der Großteil des Geldes ausgegeben?

Tanja Meeder: Der Etat beträgt insgesamt 8,3 Millionen Euro. Ein großer Teil davon in Höhe von 3,5 Millionen Euro entfällt auf die Unterbringung von Kindern, Jugendlichen und jungen Volljährigen in einer Heimeinrichtung.

Ein Blick auf die Problem-Kinder...

Bischoff: Problem-Kinder haben keinen Ausgleich und es fehlen die sozialen Kontakte in der Schule und in der Freizeit während der Lockdown-Phasen. Es fehlt die Bewegung und Medien werden verstärkt genutzt. Es ist für Familien schwer, Kinder mit besonderen erzieherischen Anforderungen im Homeschooling und Homeoffice zu betreuen. Problem-Kinder werden problematischer, die Intensität hat sich in den vergangenen Wochen verstärkt. Wir müssen aber noch die weitere Entwicklung abwarten, wenn Schulbesuch und andere soziale Kontakte wieder dauerhaft möglich sind.

Wie ist der Stand bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen?

Bischoff: Wenige kommen, einige bleiben. Ende 2020 hatten wir acht unbegleitete minderjährige Ausländer. Die Zahl ist deutlich zurückgegangen. Motivierte unbegleitete minderjährige Ausländer meistern auch das Homeschooling.

Was hat die Arbeit vergangenes Jahr erschwert oder generell verändert?

Bischoff: Die Situation war für alle schwer. Einrichtungen hatten phasenweise Aufnahmestopps und die Nerven lagen zunehmend bei vielen Eltern blank. Wir haben sehr viele Gespräche geführt, zum Beispiel mit Eltern, die zu Hause mehrfach belastet waren und für ihr Kind gern eine Notbetreuung im Kindergarten wollten. Das Jugendamt konnte dies aber nicht immer anordnen. Es war oft ein Ringen um Verständnis. Die Mitarbeiter im Jugendamt haben oft die Ungeduld und Überforderung der Eltern gespürt, verbunden mit der Erwartung, dass das Jugendamt Lösungen vorhält. Doch die allgemein geltenden Vorgaben muss das Jugendamt natürlich auch umsetzen.

Thema Unterhalt: Für wie viele Kinder wird Unterhaltsvorschuss bezahlt?

Meeder: 2020 wurde für 727 Kinder und Jugendliche Unterhaltsvorschuss bewilligt, bei denen die  Unterhaltspflichtigen ihrer Zahlung nicht oder nur teilweise nachgekommen sind.

Warum zahlen Väter nicht?

Meeder: Es gibt Unterhaltspflichtige, die aufgrund von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder Privatinsolvenz schlicht nicht oder nur einen Teil des Unterhalts zahlen können. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Unterhaltspflichtigen, die nicht zahlen wollen.

Welche Kosten sind dadurch dem Landkreis entstanden?

Meeder: Vom Landratsamt wurden Unterhaltsvorschussleistungen in Höhe von zwei Millionen Euro bewilligt.

Wie wird das Geld zurückgeholt?

Meeder: Dies übernimmt in Bayern das Landesamt für Finanzen zum Beispiel durch Zwangsvollstreckungsmaßnahmen beim Arbeitgeber oder Finanzamt.

Wie hoch ist die Rückhol-Quote?

Meeder: 25,47 Prozent – diese Quote können wir leider nicht beeinflussen, da dies Aufgabe des Landesamt für Finanzen ist. Wir können nur motivierend unterstützen, den Unterhaltspflichtigen Ratenzahlung anbieten oder immer wieder nachfragen.

 
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