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Wiesentheid
Dramatische Hunderettung mit Happy End: Polizisten und Diensthunde helfen 70-Jährigem aus Wiesentheid in höchster Not
Zunächst scheiterten alle Versuche, einen entlaufenen Golden-Retriever-Mix einzufangen. Dann begann für tierliebe Polizeibeamte ein außergewöhnlicher Einsatz. Eine Heldengeschichte.
Caroline Happ hat ganz offensichtlich ein Händchen für Hunde, auch für so scheue wie Luna.
Foto: Diana Fuchs | Caroline Happ hat ganz offensichtlich ein Händchen für Hunde, auch für so scheue wie Luna.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 28.01.2025 02:36 Uhr

Wache, dunkle Augen, lange Beine, weizenfarbiges Haar: Luna ist eine kleine Schönheit. Allerdings eine scheue. Der Medienrummel am Dienstagnachmittag in ihrer neuen Heimat Wiesentheid war ihr nicht geheuer. Die vielen Fremden beäugte sie von einem sicheren Platz unterm Esstisch aus. Doch als Polizistin Caroline Happ den Raum betrat und sich in einiger Entfernung an den Kamin setzte, stand Luna plötzlich auf, lief zu der 45-Jährigen und nahm ganz vorsichtig ein Leckerle aus der Hand der Polizeihundeführerin. Hatte die Golden-Retriever-Mischlingshündin eine ihrer Retterinnen erkannt?

Wenige Tage vorher war Luna ausgebüxt. Möglicherweise hatte der frühere griechische Straßenhund, der erst seit kurzem bei Michael Fuchs in Wiesentheid lebte, von einem Erkundungsgang nicht zurück an den Eisenbergring gefunden. Jedenfalls bewegte sich Luna ziellos zwischen Wiesentheid, Untersambach und Abtswind, geriet mehrmals gefährlich nah an die A3 und die B286.

Luna – gut versteckt hinterm Sessel – schaut ein bisschen verdutzt: Was wollen all die Leute in ihrem neuen Wohnzimmer?
Foto: Diana Fuchs | Luna – gut versteckt hinterm Sessel – schaut ein bisschen verdutzt: Was wollen all die Leute in ihrem neuen Wohnzimmer?

Den völlig verängstigten Hund einzufangen erwies sich als Herausforderung und beschäftigte erst eine Streife der Kitzinger Polizei, dann einen ehrenamtlichen Tierfreund der Hundesuchhilfe Franken aus Nürnberg sowie vier Diensthundeführer der Polizei Würzburg, ehe es nach siebeneinhalb Stunden in eisiger Kälte Entwarnung und ein Happyend gab. Keiner war darüber glücklicher als Michael Fuchs.

Der Hundebesitzer will seinen Rettern Danke sagen

Danke sagen – das war am Dienstag die Absicht des 70-jährigen Wiesentheiders. An den Tagen nach der aufregenden Hunderettung hatte er die beteiligten Polizeibeamten erneut kontaktiert; diesmal nicht zur Notfallhilfe, sondern um sich zu bedanken und um ein äußerst einschneidendes Erlebnis publik zu machen, das ihn noch immer aufwühlt. "Meine Helden!" – so begrüßte er die Hundeführer und Streifenpolizisten. 

Seine Golden-Retriever-Mischlingshündin Luna ist erst seit wenigen Tagen Wiesentheiderin. Geboren als Straßenhund in Griechenland, kam das inzwischen fünfjährige Tier über eine griechische Tierschutzorganisation nach Deutschland, "zu einer Dame in Vaihingen bei Stuttgart", wie Michael Fuchs berichtet. Nachdem die Frau einen schweren Schlaganfall erlitten hatte, musste Luna ins Vaihinger Tierheim. Auf dessen Homepage entdeckte Michael Fuchs ein Bild und eine Beschreibung des Hundes. 

Fröhliches Wiedersehen in Wiesentheid: Gemeinsam freuen sich Polizeihundeführerin Caroline Happ mit Diensthund Wolke, Michael Fuchs, Enrico Ball (Pressesprecher der Polizei Unterfranken) und Franz-Josef Scheder (Gruppenleiter der Polizeihundeführer mit Diensthund Mac) über das Happyend bei der Suche nach Luna.
Foto: Diana Fuchs | Fröhliches Wiedersehen in Wiesentheid: Gemeinsam freuen sich Polizeihundeführerin Caroline Happ mit Diensthund Wolke, Michael Fuchs, Enrico Ball (Pressesprecher der Polizei Unterfranken) und Franz-Josef Scheder ...

Anfang Januar bekam Luna im Tierheim Besuch von Michael Fuchs. "Ich hatte vorher schon drei Goldies, alle aus dem Tierschutz. Das ist einfach meine Rasse", erklärt der 70-Jährige, den viele Wiesentheider noch als Musikladen-Betreiber, Musiker bei Bands wie First Class und Wirsching & Krauts sowie als ehrenamtlichen Aktiven bei der Lebenshilfe kennen. Beim Besuch in Vaihingen "passte alles", so Fuchs. Am 10. Januar zog Luna bei ihm in Wiesentheid ein. "Schon am zweiten Tag lief sie beim Gassigehen auch ohne Leine brav neben mir her." 

Drei Tage später besuchte ein Freund Fuchs zu Hause. "Der kommt rein, Luna geht raus – und, ich weiß nicht, ob sie vielleicht vor irgendetwas erschrocken ist, jedenfalls hat sie das Weite gesucht." 

Kurz nach 15 Uhr erhielten Tobias Lösch und seine Kollegin Mirjam Schreiber von der PI Kitzingen im Streifendienst eine Meldung: "Es hieß, dass auf den Feldern zwischen Abtswind und Untersambach nahe der Autobahn ein Hund herumläuft. Das ist natürlich gefährlich. Also sind wir sofort hingefahren", erzählt Lösch.

Inzwischen war auch Hundebesitzer Fuchs vor Ort. Er hatte sich bereits auf die Suche nach Luna gemacht und war dabei zwei Gassigehern mit ihren Tieren begegnet, die die herrenlose Luna gesichtet und schon die Polizei informiert hatten.

Schlechte Erfahrungen mit Hundefängern in Griechenland?

Gemeinsam lockten Polizeibeamte und Hundefreunde Luna mit allerhand Leckerli. Ohne Erfolg. Der Hund näherte sich den Menschen höchstens auf ein paar Meter, dann lief er wieder weg. Fuchs erklärt: "Fremden gegenüber ist sie ohnehin skeptisch, Männer mag sie generell eher nicht so. Vielleicht hat sie schlechte Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit Hundefängern in Griechenland?"

Nach anderthalb Stunden wurde die Streifenbesatzung zu einem anderen Einsatz gerufen. "Wir haben deshalb die Hundeführer in Würzburg angefordert", sagt Tobias Lösch. Caroline Happ und Simon Ottenweller hatten zwar eigentlich schon Feierabend, machten sich aber trotzdem mit ihren Diensthunden auf den Weg. Drei Stunden lang versuchten sie mit allen Tricks, Luna einzufangen. "Um ein Haar hätte ich sie tatsächlich gehabt", erzählt Caroline Happ. "Ich habe mich ihr richtig entgegengeworfen. Aber sie hat es trotzdem geschafft zu entwischen."

Zur Feier des Happyends bei der Suche nach Luna gab es am Dienstag ein großes Medien- und Polizeiaufgebot vor dem Wiesentheider Haus von Michael Fuchs.
Foto: Diana Fuchs | Zur Feier des Happyends bei der Suche nach Luna gab es am Dienstag ein großes Medien- und Polizeiaufgebot vor dem Wiesentheider Haus von Michael Fuchs.

Langsam wurde es dunkel. Werner Hofmann vom Verein "Hundesuchhilfe Franken" brachte extra aus Nürnberg eine Lebendfalle herbei, die Michael Fuchs mit frischem Leberkäse füllte.

Der Geruch schien Luna zu locken, doch vor der Tür des Käfigs machte sie stets wieder kehrt. "Vielleicht kannte sie solche Fallen aus ihrer Zeit als Straßenhund", mutmaßt Caroline Happ. Michael Fuchs sagt: "Das war zum Verzweifeln, eine Zerreißprobe für meine Nerven."

Eine Polizistin lockt Luna von der dunklen Schnellstraße

Gegen 20 Uhr alarmierten Happ und Ottenweller ihre Hundeführer-Kollegin Theresa Popp, die Nachtschicht hatte. "Meine Oberheldin" nennt Fuchs die Hundeführerin. "Sie hat es geschafft, Luna in völliger Dunkelheit von der Schnellstraße runterzulocken, wo sie zwischenzeitlich hingelaufen war." Theresa Popp gelang es, die Hündin in Richtung Heimat zu lotsen. Um 22.40 Uhr war Luna wohlbehalten wieder daheim. "Ich war noch nie so erleichtert", blickt Michael Fuchs zurück.

Jetzt erst mal nur mit Leine: Michael Fuchs führt Luna aktuell am liebsten auf vertrauten Pfaden.
Foto: Diana Fuchs | Jetzt erst mal nur mit Leine: Michael Fuchs führt Luna aktuell am liebsten auf vertrauten Pfaden.

Einige Tage später fand nun das Wiedersehen statt – nicht ohne eine wichtige Frage an die Hundeführer: Wie rüstet man sich, wenn man einen Hund wie Luna zu sich holt? "Bei Tierschutzhunden empfiehlt sich zumindest zu Anfang ein GPS-Tracker. Mit dessen Hilfe kann man den Hund überall orten", erklärt Caroline Happ. Außerdem müsse man dem Tier Zeit geben, eine Bindung zu einem aufzubauen. "Bis dahin nie ohne Leine rausgehen!" 

Das wird Michael Fuchs beherzigen. Die aufreibende Suche nach Luna wird er nie vergessen. 

 
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Kommentare
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  • Manfred Englert
    Ein Bravo an unsere Polizei.
    Das zeichnet unsere Beamten aus: Hilfe zu leisten, auch über die normale Dienstzeit hinaus!

    Mein Kommentar deswegen so ausdrücklich, weil ich am Sonntag früh im Rundfunk, BR24, einen schlimmen Beitrag hören mußte, in dem ein Interviewter (Mohamed Amjahid, Buchautor) unsere Polizei als rassistisch, antisemitisch und wie die "tiefe Verwurzelung des Polizeiproblems"in der deutschen Sicherheitsarchitektur sein soll.

    Und diese Behauptungen im BR!
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  • Martin Deeg
    Der BR und auch der Autor haben sich angemessen und differenziert mit dem Thema "Institution Polizei" im Zusammenhang mit "Polizeigewalt" befasst - Ihr Kommentar, dass "unsere Polizei als rassistisch, antisemitisch" etc. diffamiert und dargestellt wird, ist verkürzt und schlicht falsch!

    Teil des Problems ist auch die Idealisierung der Polizei, die Leugnung aller Missstände, die es erwiesenermaßen ebenso gibt, wie die zahlreichen integren, ehrlichen, hilfsbereiten und gerne für (!) den Bürger tätigen Polizeibeamten, die ihren Beruf als das betrachten was er letztlich ist: als Dienstleistung! So wie hier....!
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  • Ulrike Schneider
    Mag sein, dass es verkürzt ist aber dennoch im Kern richtig denn genau das war die Aussage! Ganz egal wie lang oder kurz man es formuliert.
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  • Martin Deeg
    Nein, eben nicht. Es geht darum, präzise zu sein - und im BR wurden tatsächliche Missstände benannt, die - nachvollziehbar - auch strukturelle Ursachen (Korpsgeist, Autoritätshörigkeit, Defizite bei der Gewaltenteilung) haben, weil es nun einmal um die "Struktur" Polizei geht.

    Wer behauptet, die Polizei sei durchweg "rassistisch, antisemitisch" etc. ist hingegen nicht ernst zu nehmen. Ebensowenig derjenige der behauptet, diese Fälle gibt es nicht oder die seien irrelevant....
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