
Wache, dunkle Augen, lange Beine, weizenfarbiges Haar: Luna ist eine kleine Schönheit. Allerdings eine scheue. Der Medienrummel am Dienstagnachmittag in ihrer neuen Heimat Wiesentheid war ihr nicht geheuer. Die vielen Fremden beäugte sie von einem sicheren Platz unterm Esstisch aus. Doch als Polizistin Caroline Happ den Raum betrat und sich in einiger Entfernung an den Kamin setzte, stand Luna plötzlich auf, lief zu der 45-Jährigen und nahm ganz vorsichtig ein Leckerle aus der Hand der Polizeihundeführerin. Hatte die Golden-Retriever-Mischlingshündin eine ihrer Retterinnen erkannt?
Wenige Tage vorher war Luna ausgebüxt. Möglicherweise hatte der frühere griechische Straßenhund, der erst seit kurzem bei Michael Fuchs in Wiesentheid lebte, von einem Erkundungsgang nicht zurück an den Eisenbergring gefunden. Jedenfalls bewegte sich Luna ziellos zwischen Wiesentheid, Untersambach und Abtswind, geriet mehrmals gefährlich nah an die A3 und die B286.

Den völlig verängstigten Hund einzufangen erwies sich als Herausforderung und beschäftigte erst eine Streife der Kitzinger Polizei, dann einen ehrenamtlichen Tierfreund der Hundesuchhilfe Franken aus Nürnberg sowie vier Diensthundeführer der Polizei Würzburg, ehe es nach siebeneinhalb Stunden in eisiger Kälte Entwarnung und ein Happyend gab. Keiner war darüber glücklicher als Michael Fuchs.
Der Hundebesitzer will seinen Rettern Danke sagen
Danke sagen – das war am Dienstag die Absicht des 70-jährigen Wiesentheiders. An den Tagen nach der aufregenden Hunderettung hatte er die beteiligten Polizeibeamten erneut kontaktiert; diesmal nicht zur Notfallhilfe, sondern um sich zu bedanken und um ein äußerst einschneidendes Erlebnis publik zu machen, das ihn noch immer aufwühlt. "Meine Helden!" – so begrüßte er die Hundeführer und Streifenpolizisten.
Seine Golden-Retriever-Mischlingshündin Luna ist erst seit wenigen Tagen Wiesentheiderin. Geboren als Straßenhund in Griechenland, kam das inzwischen fünfjährige Tier über eine griechische Tierschutzorganisation nach Deutschland, "zu einer Dame in Vaihingen bei Stuttgart", wie Michael Fuchs berichtet. Nachdem die Frau einen schweren Schlaganfall erlitten hatte, musste Luna ins Vaihinger Tierheim. Auf dessen Homepage entdeckte Michael Fuchs ein Bild und eine Beschreibung des Hundes.

Anfang Januar bekam Luna im Tierheim Besuch von Michael Fuchs. "Ich hatte vorher schon drei Goldies, alle aus dem Tierschutz. Das ist einfach meine Rasse", erklärt der 70-Jährige, den viele Wiesentheider noch als Musikladen-Betreiber, Musiker bei Bands wie First Class und Wirsching & Krauts sowie als ehrenamtlichen Aktiven bei der Lebenshilfe kennen. Beim Besuch in Vaihingen "passte alles", so Fuchs. Am 10. Januar zog Luna bei ihm in Wiesentheid ein. "Schon am zweiten Tag lief sie beim Gassigehen auch ohne Leine brav neben mir her."
Drei Tage später besuchte ein Freund Fuchs zu Hause. "Der kommt rein, Luna geht raus – und, ich weiß nicht, ob sie vielleicht vor irgendetwas erschrocken ist, jedenfalls hat sie das Weite gesucht."
Kurz nach 15 Uhr erhielten Tobias Lösch und seine Kollegin Mirjam Schreiber von der PI Kitzingen im Streifendienst eine Meldung: "Es hieß, dass auf den Feldern zwischen Abtswind und Untersambach nahe der Autobahn ein Hund herumläuft. Das ist natürlich gefährlich. Also sind wir sofort hingefahren", erzählt Lösch.
Inzwischen war auch Hundebesitzer Fuchs vor Ort. Er hatte sich bereits auf die Suche nach Luna gemacht und war dabei zwei Gassigehern mit ihren Tieren begegnet, die die herrenlose Luna gesichtet und schon die Polizei informiert hatten.
Schlechte Erfahrungen mit Hundefängern in Griechenland?
Gemeinsam lockten Polizeibeamte und Hundefreunde Luna mit allerhand Leckerli. Ohne Erfolg. Der Hund näherte sich den Menschen höchstens auf ein paar Meter, dann lief er wieder weg. Fuchs erklärt: "Fremden gegenüber ist sie ohnehin skeptisch, Männer mag sie generell eher nicht so. Vielleicht hat sie schlechte Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit Hundefängern in Griechenland?"
Nach anderthalb Stunden wurde die Streifenbesatzung zu einem anderen Einsatz gerufen. "Wir haben deshalb die Hundeführer in Würzburg angefordert", sagt Tobias Lösch. Caroline Happ und Simon Ottenweller hatten zwar eigentlich schon Feierabend, machten sich aber trotzdem mit ihren Diensthunden auf den Weg. Drei Stunden lang versuchten sie mit allen Tricks, Luna einzufangen. "Um ein Haar hätte ich sie tatsächlich gehabt", erzählt Caroline Happ. "Ich habe mich ihr richtig entgegengeworfen. Aber sie hat es trotzdem geschafft zu entwischen."

Langsam wurde es dunkel. Werner Hofmann vom Verein "Hundesuchhilfe Franken" brachte extra aus Nürnberg eine Lebendfalle herbei, die Michael Fuchs mit frischem Leberkäse füllte.
Der Geruch schien Luna zu locken, doch vor der Tür des Käfigs machte sie stets wieder kehrt. "Vielleicht kannte sie solche Fallen aus ihrer Zeit als Straßenhund", mutmaßt Caroline Happ. Michael Fuchs sagt: "Das war zum Verzweifeln, eine Zerreißprobe für meine Nerven."
Eine Polizistin lockt Luna von der dunklen Schnellstraße
Gegen 20 Uhr alarmierten Happ und Ottenweller ihre Hundeführer-Kollegin Theresa Popp, die Nachtschicht hatte. "Meine Oberheldin" nennt Fuchs die Hundeführerin. "Sie hat es geschafft, Luna in völliger Dunkelheit von der Schnellstraße runterzulocken, wo sie zwischenzeitlich hingelaufen war." Theresa Popp gelang es, die Hündin in Richtung Heimat zu lotsen. Um 22.40 Uhr war Luna wohlbehalten wieder daheim. "Ich war noch nie so erleichtert", blickt Michael Fuchs zurück.

Einige Tage später fand nun das Wiedersehen statt – nicht ohne eine wichtige Frage an die Hundeführer: Wie rüstet man sich, wenn man einen Hund wie Luna zu sich holt? "Bei Tierschutzhunden empfiehlt sich zumindest zu Anfang ein GPS-Tracker. Mit dessen Hilfe kann man den Hund überall orten", erklärt Caroline Happ. Außerdem müsse man dem Tier Zeit geben, eine Bindung zu einem aufzubauen. "Bis dahin nie ohne Leine rausgehen!"
Das wird Michael Fuchs beherzigen. Die aufreibende Suche nach Luna wird er nie vergessen.
Das zeichnet unsere Beamten aus: Hilfe zu leisten, auch über die normale Dienstzeit hinaus!
Mein Kommentar deswegen so ausdrücklich, weil ich am Sonntag früh im Rundfunk, BR24, einen schlimmen Beitrag hören mußte, in dem ein Interviewter (Mohamed Amjahid, Buchautor) unsere Polizei als rassistisch, antisemitisch und wie die "tiefe Verwurzelung des Polizeiproblems"in der deutschen Sicherheitsarchitektur sein soll.
Und diese Behauptungen im BR!
Teil des Problems ist auch die Idealisierung der Polizei, die Leugnung aller Missstände, die es erwiesenermaßen ebenso gibt, wie die zahlreichen integren, ehrlichen, hilfsbereiten und gerne für (!) den Bürger tätigen Polizeibeamten, die ihren Beruf als das betrachten was er letztlich ist: als Dienstleistung! So wie hier....!
Wer behauptet, die Polizei sei durchweg "rassistisch, antisemitisch" etc. ist hingegen nicht ernst zu nehmen. Ebensowenig derjenige der behauptet, diese Fälle gibt es nicht oder die seien irrelevant....