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Marktbreit
Dings und Bums: Warum unser Gedächtnis manchmal versagt und wie komplex es arbeitet
Wie funktioniert unser Gedächtnis? Und warum lässt es nach? Der Vhs-Vortrag 'Wie heißt das doch gleich?' geht diesen Fragen nach.
Foto: Jens Kalaene, dpa | Wie funktioniert unser Gedächtnis? Und warum lässt es nach? Der Vhs-Vortrag "Wie heißt das doch gleich?" geht diesen Fragen nach.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 16.11.2022 02:39 Uhr

Der Würzburger Demenzforscher Dr. Thomas Polak, Oberarzt und Leiter der Arbeitsgruppe Frühdiagnose von Demenzen an der Uniklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, kommt am Mittwoch, 30. November, mit dem gebührenfreien Vhs-Vortrag "Wie heißt das doch gleich?" in das Marktbreiter Rathaus. Beginn ist um 19.30 Uhr. Anmeldung ist nicht nötig. 

Frage: Wie muss ich mir mein Gedächtnis vorstellen?

Thomas Polak: Wie ein wunderbares Gebilde, das erste Vorläufer schon bei einfachen Lebewesen hat und das uns im Lauf der Evolution beim Überleben geholfen hat.

Wie viel Speicherplatz hat ein normales Gedächtnis?

Polak: Es kommt darauf an, welche Art des Gedächtnisses wir betrachten. Das Ultrakurzzeitgedächtnis kann kurze Zeit bis zu 100 Sinneseindrücken speichern. Das Arbeitsgedächtnis, das die Inhalte länger speichert, fasst deutlich weniger Elemente. Beim Langzeitgedächtnis ist die Kapazität nicht gut messbar, denn sie ist groß und es gibt individuelle Unterschiede.

Dr. Thomas Polak.
Foto: Mario Weber | Dr. Thomas Polak.
Wann hat ein Gedächtnis seine volle Kraft entwickelt – und wann geht es wieder bergab?

Polak: Biologisch hat Gedächtnis etwas mit dem Aufbau und der Verfestigung immer wieder gebrauchter Synapsen, also der Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen, zu tun. Die Zahl dieser Synapsen pro Nervenzelle erreicht im zwölften Lebensmonat ihr Maximum und nimmt danach beständig wieder ab. Am Ende des ersten Lebensjahres ist die theoretische Möglichkeit des Lernens maximal. Mit 25 ist die Hirnreifung abgeschlossen.

Warum haben manche ein besseres Gedächtnis als andere?

Polak: Die Kapazität unseres Gedächtnisses ist so groß, dass Unterschiede sicher weniger biologisch erklärt werden können als vielmehr dadurch, ob mich das interessiert, was ich da lerne, ob ich es mir gut einpräge, ob ich bestimmte Techniken anwende oder ob mich das emotional berührt.

Was hat Sie zu dem Thema gebracht?

Polak: Wir haben in Würzburg zwei Untersuchungstechniken entwickelt, von denen wir wissen wollten, ob sie sich für eine frühe Diagnosestellung der Alzheimer-Demenz eignen. Hierzu haben wir über 600 Würzburger*innen untersucht und über viele Jahre nachverfolgt. Diese Studie haben wir beendet und sind jetzt dabei, sie auszuwerten. Wenn man eine Krankheit untersucht, bei der das Gedächtnis nach und nach verloren geht, stellt sich natürlich die Frage: Gedächtnis – wie funktioniert das?

Ist das Thema vollends erforscht – oder erwarten uns noch Überraschungen?

Polak: Es gibt Menschen, die annehmen, dass es im ganzen Universum keine so komplexe Struktur wie unser Gehirn gibt. Ich bin mir da nicht so sicher, denn wir wissen ja nicht, was es da draußen noch so alles gibt. Aber allein an dieser Aussage können wir ermessen, dass wir beileibe noch nicht alles über das Thema Gedächtnis wissen.

Dings und Bums – warum fallen einem oft Worte nicht mehr ein?

Polak: Es ist ein Phänomen, das viele von und kennen. Ich kann es nicht mit Zahlen belegen, habe aber den Eindruck, dass dieses Phänomen eher zunimmt. Ich kann mir vorstellen, dass es etwas mit der zunehmenden Komplexität unserer digitalisierten und vernetzten Welt zu tun hat.

Über den Vortrag in Marktbreit kann ich verraten…

Polak: …dass es nicht nur darum geht, wie Gedächtnis funktioniert, sondern auch darum, was wir selber tun können, damit es möglichst lange funktioniert.

 
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