
Nicht erst, seitdem Ministerpräsident Markus Söder Bayerns Schulen einen "digitalen Turbo" versprochen hat, beschäftigt die Digitalisierung der Bildungseinrichtungen Landkreise und Kommunen als deren Träger. Seit längerem geben diese – begleitet von einer Reihe staatlicher Fördermaßnahmen – Vollgas, um die dafür notwendige Infrastruktur, sprich schnelle Internetanschlüsse und Endgeräte (Laptops, Tablets), einzurichten und zu beschaffen. Um den Überblick nicht zu verlieren ist es hilfreich, immer wieder mal eine Zwischenbilanz zu ziehen, so jüngst geschehen im Kreis-Ausschuss für Bildung und Soziales.
Renate Moller, die für Schulen zuständige Sachgebietsleiterin, hatte für die Mitglieder des nach der Kreistagswahl im Frühjahr neu besetzte Gremium umfangreiche Unterlagen vorbereitet. Dieser Überblick zeigte: Für den Ausbau der digitalen Infrastruktur an den Schulen des Landkreises stehen nicht nur Investitionen in Millionenhöhe im Raum, sondern es existieren gleich mehrere, teils kurzfristig neu aufgesetzte Förderprogramme des Staates, die den Schulträgern finanziell großzügig unter die Arme greifen.
Antragsformulare von über 70 Seiten
Soweit zumindest die Theorie. Denn so üppig der Staat die Fördertöpfe auch füllt, die Milliarden lägen nicht einfach so zum Greifen auf der Straße, merkte Landrätin Tamara Bischof an. So seien Antragsfristen teilweise sehr kurz terminiert und die Förderrichtlinien des Staates hinkten den Förderversprechen nicht selten deutlich hinterher – ganz zu schweigen von bürokratisch überbordenden Antragsunterlagen, die in manchen Fällen 70 Seiten überschreiten, wie Moller berichtete.
Maßgabe des Landkreises Kitzingen ist es, erst die notwendigen schnellen Glasfaseranschlüsse an den Schulen zu schaffen und erst dann die dafür passenden Endgeräte zu kaufen, nicht umgekehrt, erklärte Matthias Will, der Leiter Zentrale Dienste im Landratsamt. So sind alle Schulen des Landkreises mittlerweile ans Glasfasernetz angeschlossen. Nun folgt mit Hilfe von Geld aus dem Digitalpakt die Verkabelung (inklusive Tausch der Hardware) innerhalb der Schulgebäude, damit die gigabitfähige Bandbreite auch zu den Endgeräten gelangt.
Laufende Kosten muss der Landkreis tragen
Ende Mai wurde im Zuge der Corona-Pandemie ein Sonderbudget des Bundes bekannt, das den Kauf von mobilen Endgeräten für Schüler voll finanziert, um diesen die Teilnahme am digitalen Unterricht von daheim aus zu ermöglichen. Dem Landkreis stehen aus dem Programm knapp 140 000 Euro zur Verfügung – zu beantragen bis Ende Juli und zu beschaffen bis Ende des Jahres. Die laufenden Kosten für den Betrieb und Wartung der Geräte muss der Landkreis tragen, erfuhr Christian Klingen (AfD) von Moller. Es seien Leihverträge zwischen den Schülern und dem Landkreis vorgesehen, um etwa den Umgang mit Schäden zu regeln. Der Abschluss einer Versicherung für die Geräte rechne sich nicht.
"Wir holen als Landkreis das Bestmögliche aus dem Programm heraus", lobte Stefan Wolbert (FW) die Arbeit der Kreisverwaltung. Wolbert, der Leiter der Realschule Dettelbach ist, kritisierte im gleichen Atemzug bürokratische Auflagen und Vergaberichtlinien für Schulen und Behörden, hier habe der Staat wahre "Ausschreibungsmonster" geschaffen. Dies führe dazu, dass die gewünschte digitale Vollausstattung der Schulen nicht vor 2023/24 erreicht werde, meinte der Schulleiter. Er forderte dazu auf, diese Kritik über Abgeordnete auch nach München weiterzugeben.