Die Heizung ist wohl der größte laufende Kostenfaktor in den eigenen vier Wänden. Deshalb besteht in diesem Bereich auch das größte Einspar-Potenzial. Dass eine gute Dämmung unerlässlich ist, um im Winter die Wärme im Haus zu halten, dürfte hinreichend bekannt sein. Ein weitaus weniger beachteter Aspekt ist die Luftdichtheit von Gebäuden. Hier haben die meisten Immobilien ihre Schwachstellen. Denn je undichter, umso reger der Luftaustausch. Umso mehr Energie muss zum Heizen der Räume aufgewendet werden.
Die offensichtlichsten Problemstellen sind Fenster und Türen. Aber auch über die Dachflächen, Risse in Mauer- oder Trockenwerk oder etwa an undichten Steckdosen lauern unentdeckte Einfallstore für kalte Winterluft, erklärt Dieter Herrmann aus Martinsheim im Landkreis Kitzingen. Der 58-Jährige ist zertifizierter Prüfer für Gebäude-Luftdichtheit und sagt, er wundere sich immer wieder, dass das Thema vielen gänzlich unbekannt sei.
In fast allen Gebäuden zieht es und gibt es Energiesparpotenzial
Für gewisse KfW-förderfähige Neubauten ist das Prüfen der Luftdichtheit nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) sogar Pflicht. Bestimmte Werte dürfen hierbei nicht überschritten werden. Oftmals begleitet Herrmann die Bauphase seiner Kunden und merzt undichte Stellen bereits während des Bauprozesses aus. Aber auch Bestandsbauten prüft er.
Zu 100 Prozent luftdicht sei ein Gebäude nie. Doch bei rund 95 Prozent bestehe Verbesserungspotenzial. Im Durchschnittsbau ließen sich durch verbesserte Abdichtung rund 20 Prozent an Energiekosten sparen, schätzt Herrmann.
Schwachstellensuche: So funktioniert der Blower-Door-Test
Wie geht der Fachmann vor? Mittels einer Plane, die er etwa über die Eingangstür spannt, verschließt er diese luftdicht. Ein Ventilator entzieht dem Gebäude Luft und erzeugt so einen Unterdruck. Der Wind, der von außen gegen die Gebäudehülle drückt, presst sich dann durch alle undichten Stellen ins Gebäudeinnere.
Mit einem Handmessgerät und einer Wärmebildkamera sucht Herrmann dann alle undichten Stellen im Haus ab und misst, wie stark die Luft hindurchströmt. Das ist der sogenannte Blower-Door-Test. So ermittelt der Fachmann den Handlungsbedarf.
Eine Verbesserung lasse sich aber oft schon durch kleine Anpassungen erzielen, erklärt Herrmann. Der Fachmann gibt sechs Tipps, wie jeder zu Hause undichte Stellen ermitteln und möglicherweise direkt ausmerzen kann.
Tipps vom Fachmann: So können Sie zu Hause mögliche luftundichte Stellen ermitteln
- Bei einer Windstärke von mindestens zwei (sechs bis elf Stundenkilometer) kann auf der Windseite des Gebäudes an Fenstern, Türen, Steckdosen und Rissen im Innenputz oder Trockenbau mit dem Handrücken ein Luftzug erspürt werden.
- Rütteln Sie leicht an Tür- und Fenstergriffen. Macht sich hier zu viel Spiel bemerkbar, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass Tür oder Fenster zum dichteren Schließen neu eingestellt werden sollten.
- Innentüren zu Kaltbereichen – wie Keller- oder Garagentüren – sollten Dichtungen zum Boden haben. Schließt die Dichtung korrekt, sollte kein Lichtstrahl mehr unter dem Türspalt erkennbar sein.
- Ist bei niedrigen Außentemperaturen Kondenswasser an Bauteilen – Glasscheiben ausgenommen – ersichtlich, ist in diesem Bereich ein Luftzug wahrscheinlich.
- Sofern die innenliegenden Revisionsdeckel von Rollladenkästen nicht komplett spaltfrei schließen (erkennbar durch Sichtprüfung), ist ein Luftzug hochwahrscheinlich.
- Die Bodeneinschubtreppe zum Dachboden sollte abgedichtet sein und korrekt schließen.