
Für den ermittelnden Polizeibeamten war es ein Fall von "häuslicher Gewalt" und offenbar so etwas wie Routine. Für einen 36-Jährigen und seine drei Jahre ältere Partnerin war es das Ende einer zehnjährigen Beziehung. Dass das nicht spurlos an den beiden vorbeiging, wurde bei einem tränenreichen Verfahren gegen den Handwerker vor dem Amtsgericht deutlich. Dort musste sich der Mann wegen Körperverletzung in zwei Fällen verantworten.
Der 36-Jährige wurde zu einer zwölfmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Der mehrfach wegen Drogendelikten und Körperverletzungen vorbestrafte Angeklagte steht für drei Jahre unter Bewährung. Weil er derzeit keinen Job hat, muss er statt einer Geldauflage 80 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Damit ist ein Vorfall juristisch aufgearbeitet, an den sich der Angeklagte nach eigener Aussage "so gut wie nicht erinnern" kann. Mit ein Grund dafür sind 1,1 Promille Alkohol, die bei dem Mann gemessen wurden. Dazu kam Cannabis. Der Mann raucht regelmäßig Joints und hat an dem Abend eine Flasche Sekt und eine Flasche Rotwein "in einer halben Stunde" geleert. Dass er deshalb eingeschränkt schuldfähig ist, nahm das Gericht nicht an.
Frau wird plötzlich angegriffen: "Ich hatte keine Chance"
Alkohol, Drogen und Eifersucht reichten aber für den Ausraster. In der Beziehung hat es schon länger gekriselt. Streit und Auseinandersetzungen habe es immer geben, aber nie Schläge, bestätigte die Partnerin. Bis zu dem Abend im September 2024. Da hatte sich die 39-Jährige zu einer Freundin verabschiedet. Der eifersüchtige Mann ging aber davon aus, dass er betrogen wird. Als die Frau nach Hause kam, entlud sich der "Frust", wie er sagte. Er schlug auf seine Partnerin ein, mit der Faust und der flachen Hand, stieß ihren Kopf gegen die Wand und gegen Möbel. "Ich hatte keine Chance", sagte die Frau: "Es kam völlig überraschend". Sie trug Prellungen und blaue Flecken davon.
Angeklagter: "Ich fühle mich abgrundtief schlecht"
Eine per Handy informierte Freundin schaltete die Polizei ein. Die erteilte dem "zwar betrunkenen, aber ansprechbaren Mann", wie ein Beamter als Zeuge sagte, ein Hausverbot. Der Mann kam in Gewahrsam. Die Wohnung, in der auch ein gemeinsames Kind lebt, ist seither für ihn tabu. Die Beziehung ist beendet.
Warum die Sache so eskaliert ist, konnte oder wollte der Mann nicht erklärten. "Ich fühle mich abgrundtief schlecht", sagte er und: "Das bin nicht ich." Er war es aber und das steht im Urteil. Die tieferen Gründe für den Ausraster sollen aufgearbeitet werden. Innerhalb von drei Monate muss der Mann einen Termin bei einem Therapeuten machen, um "das Alkohol- und Aggressionsproblem" anzugehen. Auch das ist Teil des Urteils, zu dem der Anklagte sagte: "Ich nehme es an, so wie es ist."