Der große Garten ist das Erste, was einem auffällt, wenn man das neue naturling Café in Hüttenheim besucht. Melanie und Christian Müller betreiben hier seit Kurzem ein naturnahes Café mit regionalen Produkten. Sie bewohnen ein schönes Ensemble mit Haus, Scheunen und einem sanft abfallenden Grundstück zum Neuwiesenbach hin. Im Garten mit Streuobstwiese laden verschiedene Sitzgruppen von bequem bis stylish die Besucher ein.
Neben dem Hausgarten scharren Hühner mit dicken, weißen Federbüscheln an den Füßen im Boden, geht eine braune Henne mit ihren Küken spazieren und behauptet der Hofhahn sein Terrain. Laufenten drängen sich unter einem schattigen Gebüsch zusammen und aus seinem Gehege blinzelt faul ein Hase heraus. Die Meerschweinchen lassen sich bei der Hitze nicht blicken, dafür streift Lotta vorbei, das älteste Huhn, das keine Eier mehr legt, nach dem aber die herrlichen Waffeln benannt sind.
Auf den Spuren der Deutschherren
Nähert man sich dem Dorf von Südwesten her, kann man noch heute Erdwälle erkennen, die auf die Zeit des Deutschordens hinweisen. Hier hatten die Ordensbrüder um 1590 eine Vogtei, die später als Hofstelle genutzt wurde. Bei den Erdwällen stand damals eine Burg mit Burggraben. Aber das ist schon lange her. 2019 übernahmen Christian und Melanie Müller mit ihren beiden Kindern das Anwesen im Hüttenheimer Altort neben dem Fahrradmuseum. Sie gründeten einen Online-Handel mit Filzprodukten und hatten die Vision, in Hüttenheim, wo es eigentlich schon nicht gerade wenig Gastronomie gibt, ein Café zu eröffnen.
Melanie Müller aus Marktbreit brachte als Bäckereiverkäuferin das gewisse Etwas für Kuchen und Süßes mit. Ihr Mann Christian Müller stammt aus Braunschweig in Niedersachsen und absolvierte dort eine Lehre in der Kaffeerösterei Heimbs. Natürlich fließt sein Wissen in das Café mit ein, der Kaffee aus Braunschweig wird ausgeschenkt. Und natürlich macht das naturling Café seinem Namen Ehre: ist fast alles aus der Natur entnommen.
Im derzeitigen Freiluftcafé, das seine Gäste im großen Garten empfängt, gibt es viel Selbstgemachtes. Allem voran die "Lotta"- Waffeln. Diese gibt es in verschiedenen Variationen, von süß bis deftig mit frischem Gemüse aus dem Garten. Und die bäckt Melanie Müller einzeln mit Hingabe in einem Waffeleisen. Das Geheimnis der Luftigkeit seien die frischen Eier von den eigenen Hühnern und die Crème fraîche. Und Kuchen gibt es natürlich, den Melanie Müller selbst bäckt. Mutter Margot Hüblein aus Marktbreit hilft hierbei schon mal aus und steuert einen Streusel-Zwetschgen-Kuchen, einen Käsekuchen oder was ähnlich Beliebtes bei.
"Das Angebot bereichern"
Die Müllers haben eine Nische in der schon recht vielfältigen gastronomischen Landschaft des Dorfes gefunden: kein Fleisch, kein Alkohol, dafür alles selbstgemacht, mit Früchten und Gemüse aus dem eigenen Garten oder aus dem Dorf. Sie wollen das gastronomische Angebot im Dorf bereichern, keinem etwas wegnehmen und einen Platz zum Verweilen und Genießen schaffen. So kommen bei ihnen die Zutaten für die hausgemachten Limonaden aus dem Hausgarten und dem Ackerstück, der in Permakultur bewirtschaftet wird. Hierbei werden die Pflanzen nicht ständig bewässert, Bäume und Hecken schützen gegen die Trockenheit und halten das Wasser im Boden.
Man merkt Melanie Müller an, dass sie das Café mit Liebe führt. "Wir leben hier im Einklang mit der Natur", sagt sie strahlend und eilt zu den zahlreich erschienenen Gästen. Sie hat früher einmal im Café auf dem Schwanberg bedient und musste sich dort immer etwas beeilen, Zeit für einen Plausch am Tisch hatte sie selten. Ihre damalige Chefin sagte schon: "Wenn du mal ein Café eröffnest, wird das ein Plaudercafé!" Und so ist es eines geworden. Melanie Müller nimmt sich Zeit für die Gäste und ihre Wünsche, und wenn eine Schokolade mal etwas kühler sein soll, auch kein Problem.
Onlinehandel mit Filzprodukten
Nebenher geht sie noch die Tageszeitung in Seinsheim austragen, das ist ihr noch aus der Corona-Zeit geblieben und macht ihr, die sich gerne bewegt, viel Spaß. Ihr Mann kümmert sich unter der Woche um den Onlinehandel mit Filzprodukten und anderen naturnahen Sachen, am Wochenende, zu den Öffnungszeiten des Cafés, hilft er im Service mit.
Momentan ist das naturling ein Freiluftcafé. Aber schon bald soll die alte Scheune ausgebaut werden, wo Ferienwohnungen und unten das eigentliche Café entstehen sollen. Wenn das so weiter geht wie bisher, steht einer Erfolgsgeschichte nichts mehr im Weg.
naturling Café, Hüttenheim 119, neben dem Fahrradmuseum, Samstag und Sonntag 13 bis 18 Uhr geöffnet. Freitags in der Regel geöffnet. Unter der Woche auf Anfrage. Reservierungen unter https://naturling-cafe.de.