Das Zitat des Sommers kommt, ganz klar, vom Bahn-Chef. Als Richard Lutz auf seinen nicht funktionierenden Laden mit den vielen Baustellen, Verspätungen, überfüllten Zügen, Zugausfällen und dem sonstigen Kladderadatsch angesprochen wurde, sagte er: "Ich leide wie ein Hund." Dann folgte ein Satz, der nur knapp hinter dem Hund rangiert: Es sei ja durchaus eine große Leistung der Bahn, dass die Reisenden überhaupt ankämen.
Unabhängig von der Frage, welche Tiere man ins Spiel bringen müsste, um die Leiden der Reisenden einigermaßen korrekt zu beschreiben, zeigen die Sätze genau, wie das heutzutage ist: Man muss froh sein, wenn man überhaupt irgendwann, irgendwie, irgendwo ankommt. Reisen im Sommer 2022 ist definitiv keine gute Idee.
Mit dem 9-Euro-Ticket wird man zum anderen Menschen
Wer jemals eine Fahrt mit 6950 stolzen Inhabern des 9-Euro-Tickets in einem einzigen Zug mitgemacht hat, ist danach ein anderer Mensch – falls man überlebt. Immerhin gab es in den ICE-Zügen noch die eine oder andere annehmbare Fahrt, teilweise sogar mit durchaus witzigen Durchsagen. Dass die Bahn ihren Humor nicht verloren hat, zeigte sich bei der Rückkehr vom Ostsee-Urlaub, als dieser Hinweis kam: "Bitte beachten Sie die Verpflichtung zum Tragen eines Mundschutzes. Wer dem nicht nachkommen möchte, darf auch gerne in Bielefeld aussteigen!"
Höchststrafe also. Zumal weiterhin nicht klar ist, ob es Bielefeld wirklich gibt. Daran ändert auch nichts, dass die nervigen Strandkorb-Nachbarn, wie kürzlich hier erwähnt, vom VfB Fichte Bielefeld gewesen waren. Heutzutage ist ja alles Fake.
Erst kurz vor Mitternacht da und der Anschlussflug weg
Mal angenommen, Bielefeld gibt es und man steigt tatsächlich dort aus – was dann? Wie kommt man jemals wieder weg? Mit dem Flieger? Auch keine Option in diesem Sommer, wie das Beispiel eines Kitzingers zeigt. Der Mann wollte von Frankfurt nach München und von dort in den Urlaub weiterfliegen. Weil in Frankfurt keiner das Gepäck ins Flugzeug laden konnte oder wollte, ging es mit dreistündiger Verspätung los. Was dazu führte, dass man erst kurz vor Mitternacht in München aufsetzte. Der Anschlussflug war natürlich weg, und keiner kümmerte sich um die Zuspätkommer.
Was aus dem Mann geworden ist, ließ sich bisher nicht klären. Wir bleiben aber am Ball. Letzte Hinweise deuteten an, dass der Mann hilflos am Bielefelder Bahnhof umherirren könnte.