Lange Zeit sah es gut aus mit dem Rödelseer Dorfladen. Doch seit Montag ist zu. "Vorübergehend geschlossen" steht auf zwei Zetteln, die an die Eingangstür geklebt worden sind. "Wegen Geschäftsaufgabe" steht kleiner darüber geschrieben.
Die Gemeinde hatte den Dorfladen rund zehn Jahre lang selbst betrieben. Dann beschloss der Gemeinderat, künftig nicht mehr als Betreiber aufzutreten. Um Weihnachten 2015 herum hatte die Gemeinde eine Pächterin gefunden, die den Dorfladen auf neue Füße stellen wollte. Was vielversprechend begann, endete ein Jahr später. Zum 31. Dezember 2016 schloss der Laden "aus betriebswirtschaftlichen Gründen", wie die Pächterin kurz und knapp mitteilte. Auf zehn Jahre war der Pachtvertrag eigentlich geschlossen worden. "Es hat nicht funktioniert", musste Bürgermeister Burkhard Klein damals ernüchtert feststellen.
Soldner hat im Laden einiges verändert
Doch alsbald kam Hoffnung auf. Denn mit Oliver Soldner, der auch einen Getränke-Service betrieb, konnte Bürgermeister Klein schon bald einen neuen Pächter präsentieren. Am 3. März 2017 ging es weiter. Im Inneren des Ladens veränderte Soldner einiges. Wurst- und Backwaren gab es weiterhin, aus der Postagentur wurde ein Paket-Shop, da die Post eine solche in Gemeinden der Größe Rödelsees nicht mehr einrichtet. Auch die Tourist-Info blieb.
Nach einem Jahr zogen Pächter und Bürgermeister eine positive Bilanz. Rund 100 000 Kundenkontakte hat es laut Soldner im ersten Jahr gegeben. Und hinsichtlich des Umsatzplans sprach er nach dem ersten Jahr von "erfüllten Erwartungen". Zum Einjährigen präsentierte Soldner auch den neu gestalteten Café-Bereich. Dieser sei aber trotz Angeboten nicht angenommen worden, stellt Soldner nach einem weiteren Jahr fest.
Die älteren Stammkunden blieben aus
Nun ist Schluss. Als Gründe nennt Soldner auf Nachfrage dieser Redaktion "die enormen Umsatzrückgänge im ersten Quartal 2019 sowie das schlechte Saisongeschäft um Weihnachten 2018". Ursache sei das Ausbleiben der älteren Stammkunden. Manche seien leider verstorben, andere mit den Umstrukturierungen, die nötig waren, nicht einverstanden gewesen, schreibt Soldner in seiner Stellungnahme. "Ich möchte mich trotz alledem bei allen Unterstützern und Kunden des Dorfladens nochmals herzlichst bedanken", schreibt er. Und fügt hinzu: "Die Gemeinde möchte mich als Person hier nicht weiter unterstützen." Doch könne und werde man diesen Dorfladen nicht ohne Zugeständnisse der Gemeinde auf lange Dauer führen können.
Allerdings unterstützte die Gemeinde den Dorfladen, wie mehrfach berichtet, bereits. Sie gab, wie bei Bürgerversammlungen bekannt gegeben, monatlich 1000 Euro. Schließlich befindet sich auch die Tourist-Info im Laden. Klein betont, dass der Dorfladen zu annehmbaren Konditionen verpachtet worden sei. Erst in jüngster Zeit sei erheblich investiert worden. Rund 50 000 Euro seien in Heizung, Eingangstür, Beleuchtung und in den Außenbereich geflossen.
Bürgermeister zählt Dorfladen zu den harten Standortfaktoren
Wie es weitergeht, steht noch nicht fest. Das Amtsgericht Würzburg hat (Stand: 19. April) keinen Insolvenzantrag des Dorfladens veröffentlicht. Man kann davon ausgehen, dass sich der Gemeinderat um eine Lösung bemühen wird. Denn für Klein zählt ein Dorfladen zu den harten Standortfaktoren für ein Dorf. Dies hat der Bürgermeister oftmals betont. Allerdings auch mit dem gebetsmühlenartig vorgetragenen Hinweis, dass die Rödelseer auch im Dorfladen einkaufen müssten.