
Eine Fusion auf Augenhöhe hatten sich der Markt Einersheimer Dekan Ivo Huber und der damalige Casteller Dekan, Günther Klöss-Schuster, im vergangenen Jahr gewünscht und vorangetrieben, als klar geworden war, dass nach dem Weggang von Klöss-Schuster die Dekan-Stelle nicht mehr besetzt werden würde. Huber war mehr als zuversichtlich, dass dies funktionieren würde.
Doch schon bei der Verabschiedung von Klöss-Schuster dämpfte Regionalbischöfin Gisela Bornowski die Euphorie. Denn statt eines schnellen Vorpreschens, das in Nahbar-Dekanaten nicht unbedingt auf Wohlwollen stieß, hätte sich Bornowski mehr Zeit für Überlegungen gewünscht, was denn eigentlich Sinn ergebe.
Es brauche arbeitsfähige Strukturen und Dekane, die sich ganz auf die Leitung konzentrieren könnten. Zudem würde das geplante Main-Steigerwald-Dekanat auch nur bis zum Ruhestand von Huber Bestand haben, hatte Bornowski erklärt. Der Prichsenstädter Pfarrer Martin Voß war vergangenes Jahr zum stellvertretenden Dekan ernannt worden. Dieser leitet seit dem Weggang von Klöss-Schuster das Dekanat Castell.
Dekanate sollen künftig etwa 35.000 Gemeindemitglieder haben
Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Landeskirchenrat getagt und sich mit dem Fusionsantrag eingehend beschäftigt. Auf Anfrage dieser Redaktion teilte die Pressestelle mit, dass der Landeskirchenrat einer Fusion zwischen Markt Einersheim und Castell derzeit nicht zustimmen kann, da der dadurch entstehende Dekanatsbezirk zum einen den angestrebten Leitungsanteil von 0,75 Prozent perspektivisch nicht einhalten kann und zum anderen nicht alle umliegenden Dekanatsbezirke ausreichend in den Fusionsprozess einbezogen waren, um eine zukunftsfähige Perspektive auch für alle angrenzenden Dekanatsbezirke zu erarbeiten.
Zudem sollen Dekanate eine Größe von etwa 35.000 Gemeindemitgliedern aufweisen und Kreis- beziehungsweise Bezirksgrenzen beachtet werden. Diese ablehnende Entscheidung findet Huber zwar schade, doch hofft er nun auf weitere Gespräche. Denn sobald eine regionale Planungsperspektive vorliegt, kann der Landeskirchenrat erneut entscheiden.

Am Dienstagabend trafen sich die beiden Dekanatsausschüsse und wurden von Oberkirchenrat Florian Baier (Leiter der Abteilung Gemeinden, Kirchensteuer und Kirchenverfassung im Landeskirchenamt) aus erster Hand informiert. In einer gemeinsamen Erklärung von Baier sowie Huber und Voß nach der Veranstaltung heißt es: "In konstruktiven Diskussionen wurden die Argumente der Kirchenleitung sowie die Beweggründe der Dekanatsbezirke dargelegt, warum das Zusammengehen als wichtiger Schritt für aktuelle Herausforderungen und die Zukunft angesehen wird."
Gebietsabrundungen sind bereits im Gang
Beide Ausschüsse hätten betont, dass die Fusion in einer historisch und strukturell gewachsenen Region gut vorbereitet worden sei. Die Kirchenleitung habe "das Engagement der Ehrenamtlichen und die sorgfältige Vorbereitung der Fusion" gewürdigt. "Dennoch bleiben offene Fragen, welche konkreten Perspektiven sich nach der als Zwischenschritt angelegten Vereinigung ergeben", heißt es in der Erklärung.
Dies betreffe sowohl das Zusammenwirken in Mittelfranken, als auch einen Kooperationsprozess der unterfränkischen Dekanatsbezirke, der mit den Planungen in Castell und Markt Einersheim abgestimmt werden müsse. Es sei vereinbart worden, die Gespräche mit mittelfränkischen Gemeinden im Dekanat Markt Einersheim sowie die Abstimmungen mit den unterfränkischen Dekanaten weiterzuführen.
Die engagierte Beteiligung der Ehrenamtlichen zeige, wie lebendig die Kirche im Steigerwald sei. "Der kooperative Geist und die gemeinsamen Anstrengungen lassen die beiden Dekanatsbezirke und die Kirchenleitung auf eine gute Lösung hoffen", endet die Erklärung.
Hintergrund der Diskussionen: Bis zum Jahr 2030 muss landeskirchenweit eine Reduktion der Anzahl der Dekanatsbezirke um rund ein Drittel erreicht sein – so lautet die strategische Vorgabe.
Die unterfränkischen Dekaninnen und Dekane haben bereits am 30. Januar 2024 im Beisein der Regionalbischöfin einen von der Gemeindeakademie moderierten Zukunftsprozess begonnen. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Strukturen zu schaffen, die plausibel nach außen, möglichst einfach im Sinne von nicht komplex nach innen und zukunftsfähig sein sollen, damit nicht alle paar Jahre nachgesteuert werden muss", erklärt die Kitzinger Dekanin Kerstin Baderschneider gegenüber unserer Redaktion. Man habe sich auf eine weitgehende Orientierung an den Kreis- und Bezirksgrenzen verständigt.
Eine bilaterale Fusion würde diesen gemeinsamen und offenen Prozess aus ihrer Sicht behindern, zumal beim Entstehen der Idee nicht ausreichend Alternativen bedacht worden seien und eine aus Baderschneiders Sicht ungerechtfertigte Front zwischen "Land" und "Stadt" aufgeworfen worden sei.
Einige kleinere Veränderungen gibt es dennoch schon oder sie stehen bevor: Die Kirchengemeinde Ippesheim hat das Dekanat Markt Einersheim verlassen und gehört seit 1. November zum Dekanat Uffenheim. Zum 1. Januar 2026 kommt die Kirchengemeinde Gnodstadt von Uffenheim zum Dekanat Kitzingen.