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Sulzfeld
Der etwas andere Ferienspaß: Wie der Sulzfelder Bürgermeister wieder das Kind im Mann entdeckte
Freitags-Fragen: Eine Woche lang wurde aus dem Bürgermeister der Ferienspaß-Unterhalter. Matthias Dusel über Kindheitserinnerungen und was Dorfkinder ausmacht.
Bürgermeister im Ferien-Einsatz: Matthias Dusel organisierte wieder ein einwöchiges Ferienprogramm in Sulzfeld samt Bau einer Hütte. 
Foto: Hartmut Hess | Bürgermeister im Ferien-Einsatz: Matthias Dusel organisierte wieder ein einwöchiges Ferienprogramm in Sulzfeld samt Bau einer Hütte. 
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 07.09.2022 02:40 Uhr

Sulzfelds Bürgermeister Matthias Dusel schwärmt heute noch von seiner Kindheit – und vor allem von den großen Ferien. Dieses Gefühl will er weitergeben. Deshalb verließ er eine Woche lang seinen Schreibtisch und organisierte zum zweiten Mal eine Kinderwoche. Ein Gespräch über Kindheitserinnerungen in den 70er Jahren.

Der Bürgermeister als Ferienspaß-Macher – wie kam es dazu?

Matthias Dusel: Die Idee der Kinderwoche ist sicher eine Mischung aus meiner Kindheitserinnerung und dem Wunsch, so etwas auch unseren Sulzfelder Kindern mitzugeben. Dass ich die ganze Woche mit dabei bin, hat sich im Laufe der Planung ergeben. Man(n) ist eben auch immer noch ein bisschen Kind und bei der Vorbereitung hat meine Frau mich irgendwann gefragt: Du planst da doch auch irgendwie deine eigene kleine Erlebniswoche, oder? Da hatte sie recht.

Matthias Dusel.
Foto: Hartmut Hess | Matthias Dusel.
Wie genau sehen Ihre Kindheitserinnerungen aus?

Dusel: Computer gab es nicht und unser Radius hat sich auf den Radweg nach Ochsenfurt beschränkt. Meine Erinnerungen sind daher sehr eng auf Winterhausen beschränkt. Vielleicht sind diese Erinnerungen deshalb so lebhaft? Immer mit dem Rad durch den Ort und durch die Umgebung unterwegs zu Freunden und zum nächsten Abenteuer. Deshalb bin ich noch heute ein echtes Dorfkind. Ich erinnere mich an eine absolut unbeschwerte Zeit und an eine tolle Gemeinschaft. Ich erinnere mich an Zelten im Steinbruch, an Eidechsen fangen am Baggersee oder Erkundungen am Main und ganz viel mehr.

Ein perfektes Sommergefühl…

Dusel: ...mein Sommergefühl aus dieser Kindheit war Sonne, Freunde, Spaß, Lachen und Abenteuer. Wir haben jeden Winkel erkundet und die Unbeschwertheit genossen. Und das Tollste war, dass man immer in einer Gemeinschaft aufgehoben war, ob in der Fußballmannschaft, mit Schulfreunden oder mit Freunden, die jünger waren oder nur zu Besuch im Ort. Keiner war ausgeschlossen.

Welchen Geschmack hatten Ihre Kindheits-Sommer?

Dusel: Ich würde den Geschmack als süß bezeichnen. Damit meine ich nicht nur das Wassereis aus dem heimischen Gefrierschrank oder die Wassermelone, sondern die Unbeschwertheit. Nichts und niemand konnte uns etwas anhaben und jeden Abend sind wir todmüde und glücklich ins Bett gefallen.

Wie und wo haben Sie die Sommerferien verbracht?

Dusel: Ich bin ein Kind der 70er. An großes Reisen oder gar Fliegen war nicht zu denken. Also waren die großen Ferien ein Abenteuer im Dorf, in meinem Fall ja in Winterhausen. Meine Erinnerungen daran sind geprägt von Freunden, mit denen man jeden Tag unterwegs war. Ich war sehr früh wach und alle anderen Langschläfer. Da waren die Stunden zwischen 7 und 10 Uhr die schlimmsten. Fragen Sie mal den Bürgermeister von Winterhausen, Christian Luksch. Den hab ich oft genug morgens aus dem Bett gequatscht. Es ging in die Steinbrüche, auf den Sportplatz, an den Baggersee, an den Main oder ins Freibad nach Ochsenfurt. Das Hüttenbauen am Mainufer in Ochsenfurt war ein Highlight.

Wie schwer war es für Sie, sich eine Woche Zeit rauszuschnitzen?

Dusel: So schlimm war das gar nicht. Ich bin da ja noch telefonisch erreichbar und wenn das nicht reicht, dann wusste ja jeder, wo er mich findet. Also musste nur der Bürokram nachgeholt werden. Das kann man auch am Abend machen.

Was genau wurde gebaut und was wurde daraus?

Dusel: Wir haben ja mit der Altersspanne von sechs bis zwölf Jahren sehr unterschiedliche Anforderungen. Also haben wir gemeinsam mit den Jüngsten eine große Hütte gebaut und die anderen, älteren Gruppen haben etwas kleinere Häuschen errichtet. Nachdem die Hütten fertig waren, ging es bei allen um die Kür: Dachterrasse, Briefkasten, Inneneinrichtung. Im vergangenen Jahr haben wir die Hütten dann versteigert. In diesem Jahr werden wir sie wohl abbauen, da Euro-Paletten inzwischen wertvoll sind und zurückgegeben werden müssen.

Verglichen mit Ihrer Kindheit – was ist heute anders? Merkt man beispielsweise noch die Corona-Auswirkungen? Gibt es Nachholbedarf?

Dusel: Von Corona merke ich nichts mehr. Was aber ganz anders als in meiner Kindheit ist, ist das Bemühen der Eltern. Wir könnten diese Woche nicht machen, wenn nicht täglich Eltern bei der Betreuung und der Versorgung der Kinder mithelfen würden. Zu meiner Zeit wäre das nicht möglich gewesen. Das ist kein Vorwurf. Die Zeiten waren eben andere. Und ich glaube, dass die Kinder heute so eine Woche viel mehr als etwas Besonderes empfinden, als wir das damals getan haben. Eine Woche ohne PC oder Konsole und am Abend müde ins Bett fallen – das dürfte für den einen oder anderen schon eine neue Erfahrung gewesen sein.

Nächstes Jahr gibt es wieder eine Aktion?

Dusel: Aber sowas von!

Verraten Sie, was geplant ist?

Dusel: Wir wollten in diesem Jahr einen Hirschkäfermeiler am Waldrand bauen. Das ist dieses Jahr bei der Vorbereitung ins Wasser gefallen und wird hoffentlich nächstes Jahr nachgeholt. Und vielleicht wird es nächstes Jahr mal kein Dorf, sondern eine Burg? Aber da geht vielleicht das Kind in mir wieder mit mir durch.

 
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