"Mein Einstieg in der Bürgermeisteramt war unglaublich spannend und hat Spaß gemacht", resümiert Matthias Dusel nach rund 100 Tagen im Amt. "Ich kriege das Strahlen nicht aus dem Gesicht, wenn ich daran denke, wie derzeit die Stimmung im Gemeinderat ist", sagt der 52-Jährige. Zugleich bekennt er, den zeitlichen Aufwand etwas unterschätzt zu haben, was ihn aber nicht sonderlich störe.
"Auch meine Frau trägt es mit, dass ich als Sulzfelder Bürgermeister ziemlich eingespannt bin", erklärt der gebürtige Winterhäuser. "Meine Frau fühlt sich gut, wenn ich mich gut fühle", bringt es Dusel auf eine einfache Formel. Er muss nur noch bis September 2021 seinen Bürgermeister-Job und seinen Hauptberuf bei der AOK in Erfurt unter einen Hut bringen, danach beschränkt er sich auf sein Ehrenamt als Bürgermeister. "Ich habe mir einiges angeschaut und angehört und werde mir dann meine Meinung bilden, das wird noch öfter der Fall sein", definiert der Marketing- und Vertriebsfachmann seine Strategie.
Altersgerechtes Wohnen im Altort
Von null auf hundert lief für ihn sein Einstand beim Projekt Schulanbau für die Einrichtung der Offenen Ganztagsschule. "Da war vor Mai nur über den Neubau-Teil gesprochen worden", sagt Dusel und ist froh, dass die ehemaligen Container für die Mittagsbetreuung abgebaut und verkauft sind. Anfang des kommenden Schuljahres müssen die Sulzfelder noch mit der provisorischen Lösung mit Auslagerung der Kinder ins TSV-Sportheim und Lehrerwohnhaus auskommen. Ab November sollen die Räume im Anbau zur Verfügung stehen. Neben den über 600 000 Euro für die Offene Ganztagsschule steht als dringliche Position die Sanierung der Lehrergärtchen-Mauer auf der Agenda. "Ich möchte hier keine Luxus-Sanierung", betont das Ortsoberhaupt, der das Gespräch mit der Regierung suchen will, um vielleicht doch noch an Zuschüsse zu kommen. "Wir wollen uns um alle Generationen kümmern", versichert er. Deshalb schwebt ihm ein Projekt "altersgerechtes Wohnen" im Altort vor. Er will mit dem Gemeinderat ausloten, welche Immobilien im Besitz der Gemeinde eine Option dafür wären, nicht in Frage kommende Gebäude aber veräußern, wenn sich keine gute Verwendung anbietet.
Nach Abschaffung der Straßenausbausatzung durch die Staatsregierung erscheint die Sanierung der Gehwege in der Weingartenstraße in einem anderen Licht. "Da wir alleine auf den Kosten sitzen bleiben, hat dieses Sanierungsprojekt keine hohe Priorität", betont Dusel, der eine bezahlbare Lösung möchte. Mehr Handlungsbedarf sieht er bei der Kanalsanierung in der Sparkassen-Schulstraße, wo marode Kanäle aus den 70er Jahren unbedingt erneuert werden müssen, was ab kommendes Jahr passieren soll.
Historisches Ambiente als Kostenpunkt
Am meisten Geld muss die Gemeinde mittelfristig für die Sanierung der Wehrmauer inklusive ihrer 21 Türme und Tore aufbringen. Lauf Gutachten summieren sich die Schäden auf zwei Millionen Euro – eine Summe, die für das finanziell nicht auf Rosen gebettete Sulzfeld nicht so leicht zu schultern ist. "Wir gehen die Wehrmauer in mehreren Teilabschnitten an und müssen sehen, was die Haushalte der kommenden Jahre hergeben", skizziert Dusel.
Der sanfte Tourismus ist ein Tätigkeitsfeld, das Matthias Dusel viel mehr beackern will. Er spielt mit dem Gedanken, eine Tourist-Information im Bereich des Marktplatzes vor dem historischen Rathaus einzurichten. Der Gemeinderat habe ein Zeichen gesetzt und den Kulturausschuss in Kultur- und Tourismusausschuss umbenannt. Ein neuer Ortsflyer für Touristen und den Ausbau der Werbung in sozialen Netzwerken möchte Dusel umsetzen und Sulzfeld noch attraktiver für Gäste machen. "Mir schweben auch Veranstaltungen wie eine Genussmeile vor", sagt er.
"Ich möchte unbedingt erreichen, dass die Sulzfelder ihre Zukunft gemeinsam angehen und sich die Bürger hier wohlfühlen." Er hat vor, zu gegebener Zeit mit seinen Gemeinderatskollegen in Klausur zu gehen, um die weitere Marschrichtung abzustecken, um die Maustal-Gemeinde für Einwohner wie Gäste gleichermaßen noch lebens- und liebenswerter zu machen.